Lesung 
Mit Hoffnung dagegenhalten

Margot Käßmann war zu Gast in Schlierbach und las aus ihrem Buch „Farben der Hoffnung“. Zahlreiche Hörerinnen und Hörer waren gekommen, um sich Tipps für schwere Zeiten zu holen.

Margot Käßmann hat sich im Anschluss an ihre Lesung in der Schlierbacher Dorfwiesenhalle noch Zeit genommen, um ihr Buch für die Hörerinnen und Hörer zu signieren. Foto: Carsten Riedl

Wenn alles grau zu sein scheint, muss man nach den Worten von Margot Käßmann Hoffnung dagegensetzen. Bei der Lesung aus ihrem neuen Buch „Farben der Hoffnung“ in der Dorfwiesenhalle in Schlier­bach möchte die ehemalige Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers und Bestsellerautorin Margot Käßmann Kraft und Zuversicht schenken. Für ihre Lesung haben einige Gäste einen langen Weg auf sich genommen. Das wird bei der Begrüßung durch Elke Hofle von den Landfrauen Schlierbach und Annette Rösel-Dannenberg von „christen mittendrin“ schnell klar. „Wer ist denn am weitesten angereist?“, möchte Rösel-Dannenberg wissen. Es stellt sich heraus, dass die Besucherinnen und Besucher den Weg aus Göppingen, Hülben und sogar St. Johann auf sich genommen haben. Das kann nur Margot Käßmann selbst toppen: Die Autorin ist von Hannover aus mit der Bahn nach Kirchheim gefahren.

„Dass Sie, Frau Käßmann, heute hierher gekommen sind, das freut uns riesig“, sagt Hofle. Lange wagten die beiden Frauen nicht daran zu glauben, dass Margot Käßmann, die man sonst nur aus Talkshows oder vom Kirchentag kenne, nach Schlierbach kommt. Vor rund zwei Jahren startete der Bewerbungsprozess. „Wir wollten die Leute nach Corona wieder vom Sofa holen“, sagt Rösel-Dannenberg. Der Plan ist allem Anschein nach aufgegangen: Die Dorfwiesenhalle ist prall gefüllt, Stühle müssen dazugestellt werden.

Mit ihrer direkten und herzlichen Art hat Margot Käßmann das Publikum gleich für sich vereinnahmt: „Ich wurde noch nie so fröhlich begrüßt.“ Über das Verkehrschaos in Schlierbach war sie dann schon etwas erstaunt. Alle nehmen es humorvoll auf, Beifall ertönt aus dem Publikum.

Und dann beginnt die Lesung: In dunklen Zeiten braucht es Licht und Farben, erklärt die Theologin. Zur Verdeutlichung greift sie auf eine Kindergeschichte – die Feldmaus Frederik – zurück. Während alle anderen Mäuse Vorräte für den Winter gesammelt haben, hat Frederik scheinbar nichts gemacht, erzählt die Autorin. Als die Vorräte jedoch zur Neige gingen, wärmten die Erzählungen Frederiks von der Sonne und dem Blau der Kornblumen die anderen Mäuse.

Nicht unterkriegen lassen

Etwa durch Corona, den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine, den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, durch fehlenden Wohnraum, durch die Inflation und die Klimakrise sei die Gesellschaft stark belastet, sagt Käßmann. Jetzt brauche es Hoffnung – die Hoffnung lasse sich nicht kleinkriegen. Wie der Titel ihres Buchs „Farben der Hoffnung“ verrät, bringt sie die Hoffnung mit verschiedenen Farben in Verbindung.

Die erste Farbe, die Margot Käßmann näher erläutert, wie könnte es anders sein, ist Grün: die Farbe der Hoffnung. Dazu fällt ihr eine Erzählung aus der Bibel ein: Hagar, die Sklavin von Abrahams Frau Sara, floh in die Wüste, wo sie zu verdursten drohte, ehe sich ihr eine Wasserquelle offenbarte, die ihr zur Oase wurde. „Wir alle sollten uns grüne Oasen im Leben, in der Welt schaffen“, sagt Margot Käßmann. 

Die Farbe Rot bringt Käßmann natürlich mit der Liebe in Verbindung. Ganz besonders geht sie dabei auf die Feindesliebe ein. Niemand könne einfach seinen Feind lieben. Seinen Feind zu lieben, sei eine Herausforderung, aber auch ein Weg, um aus der Spirale aus Hass, Krieg und Gewalt herauszukommen.