Das Thema Klimaschutz scheint auf der Prioritätenliste der Politik momentan zwar nach unten gerutscht zu sein, doch gibt es auch Überschneidungen mit aktuellen Krisen. So hat das von langer Hand geplante Thema Klimafasten des Kirchheimer Forums 2030 mit dem Online-Gespräch „Energieverbrauch in der Küche“ sogar einen Bedeutungsschub erfahren. Denn durch den Krieg in der Ukraine, einen möglichen Einfuhrstopp russischer Öl- und Gaslieferungen und ohnehin schon exorbitante Energiepreise ist das Thema „Energie in der Küche“ aktueller denn je.
Hans Dörr vom Kirchheimer Forum 2030, der die Expertin Karin Scheibner anmoderierte, holte einen ebenso alten wie aktuellen Sponti-Spruch der 68er-Kiste hervor: „Das Private ist politisch und das Politische ist privat.“ Wenn man knapp 41 Millionen Haushalte in Deutschland mit dem gewaltigen Jahresverbrauch von 127 000 Gigawattstunden Strom berücksichtigt, stimmt das. Und dafür wird der Strom verbraucht: Kühl- und Gefriergeräte machen 23 Prozent des durchschnittlichen Verbrauchs aus, Kochen, Trocknen und Bügeln weitere 30 Prozent. „Dann wird deutlich: unser Energieverbrauchsverhalten ist eben nicht nur Privatsache“, schließt Hans Dörr.
Vorheizen ist nicht nötig
Karin Scheibner, die viele Jahre Hauswirtschaft an Haupt- und Werkrealschulen unterrichtete, hat auch Lehrer in diesem Bereich am Pädagogischen Fachseminar in Kirchheim ausgebildet. Viele ihrer Tipps sind einfach, aber eben auch effizient. Der Deckel auf dem Topf reduziert den Energieverbrauch um rund ein Drittel. „Der Topfdeckel aus Glas hat den Vorteil, dass man sieht, wenn das Wasser zu kochen beginnt“, sagt sie. Energiesparendes Kochen gehe grundsätzlich am besten mit Induktionsplatten. „Die haben keine Restwärme sondern kühlen sofort runter“, sagt sie. Wer keine Induktionsplatte habe, solle den Herd kurz vor Ende des Garvorgangs abstellen, um eben diese Restwärme zu nutzen. Auch das „berühmte“ und auf Pizzapackungen stets empfohlene Vorheizen sei ein Mythos und nicht notwendig. Laut Internetseite des Bundeswirtschaftsministeriums spart man dadurch rund acht Prozent Strom. „Bei einer Backzeit von 40 Minuten können sie zehn Minuten früher abschalten und die Restwärme nutzen“, sagt die Expertin. Und wer einen elektrischen Wasserkocher zu Hause hat, der sollte den einsetzen, denn der ist schneller und effizienter als Herd oder Backofen, dasselbe gelte für Kaffeemaschine und Toaster. Und zum Fertiggaren empfiehlt Karin Scheibner eine „Kochkiste“. Die wärmt das Essen ohne Energiezufuhr.
Grundsätzlich gilt: Weniger Wasser bedeutet weniger Energie zum Erhitzen. „Gemüse und Eier müssen nicht komplett mit Wasser bedeckt sein, beim Gemüse ist das sogar besser für den Geschmack“, sagt die Hauswirtschafterin. Und auch der gute alte Dampfdrucktopf könnte helfen, die aktuellen Energiepreise abzumildern: Bis zu 60 Prozent Energie spart man damit ein, denn Kartoffeln mit Schale brauchen nur noch acht bis zehn Minuten, ein Gulasch 15 bis 20.
Einweichen hilft sparen
Einsparpotenziale in der Essensvorbereitung gibt es ebenfalls reichlich, erfahren die Zuhörer des virtuellen Fastentreffs: Grundsätzlich sollte man nicht nur Hülsenfrüchte vor der Zubereitung einweichen, sondern auch Reis. Das erspart Zeit und somit auch Energie bei der Zubereitung. Einen Rezepttipp gibt es noch dazu: „Ich kann ihnen eine Linsenbolognese empfehlen, da schmecken Sie kaum einen Unterschied“, schwärmt Karin Scheibner.
Die alten Methoden sind anscheinend die energiesparendsten: Eindünsten und Einkochen ist besser als einfrieren. „Obst einfach in Schraubgläser füllen und dann 30 Minuten bei 120 Grad in den Backofen. Wichtig ist nur, dass die Ränder der Gläser sauber sind“, sagt sie. Nach einer Stunde zahlreicher Tipps lautet Ihr Fazit: „Unser Fach ist wichtiger denn je.“
Info Am Mittwoch, 13. April, geht das Klimafasten zu Ende. Dann heißt es um 20 Uhr „Wandel gestalten“. Der Einwahllink befindet sich auf https://kirchheim.forum2030.de