Kirchheim
Mit Musik fürs Leben lernen

Kooperation Das Projekt „Start a Band“ der Musikschule Kirchheim und der Alleenschule hat vielversprechend begonnen und zeigt erste Früchte. Am 13. Dezember präsentieren die jungen Talente ihr Können. Von Rainer Kellmayer

Es ist Mittwochmorgen, 9 Uhr. In der Aula der Kirchheimer Alleenschule erklingen kraftvolle Töne. Dort probt das aus der Kooperation der Alleenschule mit der Musikschule Kirchheim hervorgegangene Projektorchester „Start a Band“. Geübt wird das temperamentvolle spanische Weihnachtslied „Feliz Navidad“. Die 35 Kinder und Jugendlichen sind voll konzentriert und mit Feuereifer bei der Sache.

„Wir beginnen nochmals bei Ziffer fünf. Und bitte noch besser aufeinander hören“, gibt Musiklehrer Raphael Lindeke, der Ensemble-Chef, die Richtung vor. Vor einem Flipchart stehend, auf dem der Ablauf des Liedes und die Akkordfolgen notiert sind, dirigiert er das Schülerensemble. Seit zwei Jahren werden die jungen Sängerinnen und Sänger sowie die Instrumentalisten in Kleingruppen an die Musik herangeführt, und zum Projektende gibt es ein großes Konzert, bei dem die Schülerinnen und Schüler das Erlernte vor Publikum vorführen. „Mit dem niederschwelligen Angebot bietet das Kooperationsprojekt auch Kindern einen Zugang zur Musik, die sonst vermutlich nie ein Instrument erlernen würden“, sagt Thorsten Bröckel, der Rektor der Grund- und Werkrealschule. Musikschulleiterin Daniela Rathay ergänzt: „Wir möchten den Kindern eine sinnvolle und kreative Alternative zu Computerspielen und dem Daddeln am Handy bieten. Wenn sich im Projekt besondere Talente zeigen, bieten wir eine weitere Förderung im regulären Unterricht der Musikschule an.“

Finanzierung über Sponsorengelder

Möglich machen dies Gönner, die für jeweils ein Semester die kos­tenlose Teilnahme am Einzelunterricht finanzieren. Auch Noten und Leihinstrumente werden kostenfrei gestellt.

Das Projekt „Start a Band“, in dessen Leitungsteam sich Lehrkräfte der Alleenschule und der Musikschule harmonisch ergänzen, wird über Sponsorengelder finanziert. „Wir erhalten Gelder aus dem Topf ‚Kultur macht stark‘ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Zudem ermöglicht die großzügige Förderung durch den Rotary Club Nürtingen-Kirchheim die kostenlose Teilnahme am Projekt“, berichtet Musikschulleiterin Rathay.

Die Kinder sind von „Start a Band“ begeistert. „Es ist toll, in diesem Orchester mitzuspielen“, sagt der 13-jährige Kollin, der im Ensemble Geige spielt. Dem stimmt der Keyboarder Erik aus der sechsten Klasse zu: „Es macht riesigen Spaß, und man lernt die Musik ganz leicht.“ Das Positive sieht auch Nasir, der in der Alleenschule die sechste Klasse besucht: „Der Unterricht und die Ensembleproben bringen mich beim Spielen auf meinem Saxofon weiter.“ Auch Musiklehrer Rainer Frank, der die Bassisten betreut, ist voll des Lobes: „Das Zusammenspiel macht allen Spaß und ist ein großer Motivationsfaktor für die Kinder.“

Gefördert werden nicht nur musikalische Anlagen. „Die beteilig­ten Kinder und Jugendlichen blühen richtig auf. Durch die intensive Beschäftigung mit dem Instrument oder der Stimme wird die Konzentration der Schülerinnen und Schüler stark gefordert. Wir merken, dass dies auch positive Auswirkungen auf den schulischen Lernerfolg hat“, betont Rektor Bröckel.

Auf einem guten Weg

Aufgrund des hohen Migrationsanteils von 80 Prozent gilt die Alleenschule als Schule mit besonderem pädagogischem Auftrag. Viele Schülerinnen und Schüler haben Probleme mit der deutschen Sprache. Da will „Start a Band“ Brücken bauen und den Zugang zu außerschulischen Bildungsangeboten ermöglichen.

Die Schulleiter Daniela Rathay und Thorsten Bröckel sehen sich mit ihren Lehrerteams auf einem guten Weg. Das musikalische Projekt, in dem neben deutschen und englischsprachigen Liedern auch aktuelle Hits der Popmusik erarbeitet werden, hat bereits reiche Früchte getragen. „Wir freuen uns auf das Konzert am 13. Dezember in der Aula der Alleenschule, bei dem die Band ihr Programm vorstellt“, sagen Daniela Rathay und Thorsten Bröckel unisono. „Das wird eine spannende Sache für uns alle, vor allem für unsere Nachwuchskünstler und deren Eltern.“ Und es ist auch eine gute Werbung für das nachfolgende Projekt, das im nächsten Jahr starten wird.