Kirchheim
Museumsreife Mütze weist Löcher auf

Vortrag  Stefanie Schwarzenbek stellte am Ende des Jubiläumsjahrs außer der Geschichte auch Teile der Sammlung vor, die das Kirchheimer Museum seit über 100 Jahren zu bieten hat.  Von Andreas Volz

Seit 100 Jahren gibt es in Kirchheim ein Museum. Dessen Leiterin Stefanie Schwarzenbek lobte in ihrem Jubiläumsvortrag ihre Vorgänger dafür, „dass sie Mut und Willen aufbrachten, unser Museum in einer äußerst schwierigen Zeit zu gründen“. Nach dem Ersten Weltkrieg sei es das selbstgesteckte Ziel der Gründer gewesen, „im Volke wahre Bildung zu pflegen und echte Heimatliebe zu wecken“. Außerdem ging es darum, „für die Schulen einen Sammelpunkt reicher Anschauungsmittel zu schaffen“.

Zunächst war das Heimatmuseum im Kirchheimer Schloss untergebracht – in der ehemaligen Schlosskapelle, später auch in den Fürstenzimmern. Als 1931 die Bestände des Gutenberger Höhlenmuseums übernommen wurden, kam auch der „Sibyllenbär“ in die Kirchheimer Sammlung. Das Skelett aus der Sibyllenhöhle ist so prominent, dass es auch in der neuen Ausstellung nach Sanierung des Kornhauses einen würdigen Platz erhält, versprach Museumsleiterin Schwarzenbek.

Die Sonderausstellung zum 100. Geburtstag Max Eyths 1936 war bereits Teil einer schwierigen Zeit, die Stefanie Schwarzenbek nicht verschwieg: Ab 1937 war das Museum wegen einer grundlegenden Neugestaltung geschlossen. 1938/1939 präsentierte es sich dann nach und nach in seiner neuen Konzeption – „die ganz offensichtlich in den Dienst der NSDAP und deren Ideologie gestellt wurde“. 

Museumsgründer und -leiter Otto Lau machte seinerseits Karriere in der lokalen Ortsgruppe der NSDAP. Das führte nach dem Krieg zu seiner kurzzeitigen Abberufung, bevor er 1950 erneut die Leitung des Museums übernahm. In der Zwischenzeit war Carl Mayer zwei Jahre lang Museumsleiter. 1939 hatte er sich aus dem Schuldienst, aus dem Gemeinderat sowie aus der Museumsarbeit zurückziehen müssen, weil er im Gegensatz zu Otto Lau ein bekennender Gegner des Nationalsozialismus gewesen war.

1953 geht es ins Kornhaus

Im Zweiten Weltkrieg musste das Museum erneut schließen. Vorsichtshalber wurden Teile der Sammlung nach Schlattstall ausgelagert. Erste Ausstellungen nach dem Krieg gab es unter dem Dach der damaligen Alleenschule am Krautmarkt. Erst 1953 zog das Museum ins Kornhaus um, wo es bis heute seinen eigentlichen Sitz hat – auch wenn es derzeit wieder wegen Sanierungsarbeiten auf unbestimmte Zeit geschlossen ist.

Lange Zeit war mit der Leitung des Stadtarchivs auch die Leitung des Museums verknüpft. Erst 1983 kam Rainer Laskowski nach Kirchheim, als erster langjähriger Museumschef im Hauptamt. In seiner 30-jährigen Tätigkeit hat er 90 Sonderausstellungen organisiert.

Die Sammlung bezeichnete Stefanie Schwarzenbek als „äußerst beachtlich für ein Stadtmuseum unserer Größe“. Das gefragteste Objekt ist der „Widerholt-Pokal“: Außer nach Wien in die Albertina wurde er auch schon ins Metropolitan Museum nach New York verliehen. Er ist somit der museale Exportschlager Kirchheims. Ein Alltagsobjekt dagegen ist die Feldmütze eines Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg. Was sie besonders macht, ist ein handschriftlicher Zettel: Dieser besagt, die Mütze sei dem Soldaten am selben Tag zwei Mal vom Kopf geschossen worden. Zwei Einschusslöcher machen diese Geschichte durchaus glaubhaft.

Zur Gegenwart des Museums erwähnte Stefanie Schwarzenbek die Depotführungen, die sich großer Beliebtheit erfreuen, seit das Kornhaus geschlossen ist. Ausstellungen gibt es im Max-Eyth-Haus sowie in der Galerie der Kreissparkasse. Wichtige Bestandteile der Museumsarbeit seien einerseits die Archäologie-AG und andererseits der Arbeitskreis Museumspädagogik. Letzterer hat in der Lindachschule in Jesingen neue Räume gefunden – und mit dem „mobilen Museum“ schließt sich der Kreis: Museumskoffer sorgen dafür, dass es für Kirchheimer Schulen nach wie vor „reiche Anschauungsmittel“ gibt.