Kirchheim
Musik, die aus der Seele kommt

Konzert Die Sängerin Kyla Brox hat bereits mehrfach die UK Blues Challenge gewonnen. Jetzt hat sie gemeinsam mit ihrer Band die Herzen des Kirchheimer Bastion-Publikums erobert. Von Rainer Kellmayer

Kyla Brox hat das Blues-Gen im Blut. Geerbt hat sie es von ihrem Vater, der Blues-Kultfigur Victor Brox, in dessen Band sie einst als Teenager gespielt hat. Dass die aus der nahe bei Manchester gelegenen Stadt Stockport stammende Sängerin längst ihren eigenen Sound gefunden hat, spürte man, als sie im Club Bastion mit dem Titel „Say Hallo“ gleich mächtig aufdrehte: Ihre Musik ist eine Mischung aus kraftvollem Drive, Emotionalität, und einem instinktiven Feeling für Blues, Soul und Funk.

 

Bei meinen Songs lasse ich mich vom wirklichen Leben inspirieren.
Kyla Brox

 

Aus Kylas ausdrucksstarker Stimme meint man Lisa Stansfield, die „British Queen of white Soul“ herauszuhören, und auch eine Prise Aretha Franklin scheint mit dabei zu sein. Doch vor allem ist Kyla Brox sie selbst: Selbstbewusst, überzeugend und begabt mit einer mächtigen Stimme. Wenn man sie in voller Aktion erlebt, verwundert es nicht, dass sie bereits mehrfach die UK Blues Challenge gewonnen hat und in die illustre Reihe der „50 Women of Blues“ aufgenommen wurde.

„Bei meinen Songs lasse ich mich vom wirklichen Leben inspirieren“, sagt Kyla Brox, die ihre Lieder meist zusammen mit Ehemann Danny Blomeley entwickelt. Als Zwölfjährige hat sie ihn in der Band ihres Vaters kennengelernt. Längst sind sie nicht nur musikalisch ein Tandem: Neben der Unterstützung beim Schreiben neuer Songs sorgt Danny in Kyla Brox‘ Band mit der Bassgitarre für die tiefen Töne. Ihre aufregende Biografie hat die Sängerin in „Bluesman‘s Child“ verarbeitet, einem fetzigen Song, bei dem kein Auge trocken bleibt: Der Rhythmus peitschte die Töne gnadenlos vorwärts, und als Kyla Brox mit der Querflöte ein rasantes Solo startete, sprühte die Musik geradezu vor Esprit.

Für herausragende instrumentale Momente sorgte auch Paul Farr, der die Saiten seiner Gitarre virtuos zupfte und das Publikum immer wieder mit wilden Ritten über das Griffbrett zu Beifallsstürmen hinriss. Dem bestens abgestimmten Bandsound gab Mark Warburton mit knallharten Schlagzeugattacken halt: Er bearbeitete Trommeln und Becken technisch gekonnt und stützte die Musik in bester Rock-Manier mit einem unwiderstehlichen Drive. Der Funke sprang aufs Publikum über: Die Füße wippten, manche machten die Bastion zum Tanzparkett, und immer wieder brandete Applaus auf.

Bei ihrer Premiere im Kirchheimer Club Bastion hielt Kyla Brox die Stimmung vor vollem Haus mit fulminantem Stimmeinsatz am Kochen. Mit ganz persönlicher Note und vokalen Eruptionen gab sie jedem Titel eigenständiges Kolorit. Ob bei Blues, Soul, Funk oder rockigen Titeln: Ihre gewaltige Stimme faszinierte in allen Lagen mit unbändiger Strahlkraft und durch mannigfache Klangfärbungen.

Man spürte: Hier ist eine Sängerin am Werk, die absolut authentisch ist, bei der die Musik direkt aus der Seele kommt. Alles wirkte spontan - jeder Titel wurde durch ihre emotionale Interpretation zum Erlebnis. Die Zuhörer goutierten das Stimmfest ebenso wie den superben Bandsound. Und als die Kyla Brox Band in der Bastion mit einem Feuerwerk der Töne das Finale ansteuerte, ließ das begeistert applaudierende Publikum die Akteure erst nach Zugaben von der Bühne.