Kirchheim
Musik kann Grenzen überwinden

Inklusion Beim Ferienworkshop „Kinderhits mit Witz“ von Lebenshilfe, Musikschule und der Stadt Kirchheim machten sich Kinder mit und ohne Behinderungen auf eine musikalische Reise nach Afrika. Von Florian Stegmaier

Beim Workshop „Kinderhits mit Witz“ hatten Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam ihren Spaß. Foto: Florian Stegmaier

Fragt man nach den Grundlagen einer funktionierenden Demokratie, landet man unweigerlich bei Mitbestimmung, Gleichberechtigung, Chancengleichheit und selbstbestimmter Teilhabe. Was aber den einen zugestanden wird, müssen andere sich erkämpfen. Noch immer gehen körperliche oder geistige Handicaps mit Formen der Ausgrenzung einher. Doch auch Menschen mit Behinderungen gehören von Anfang an in die Gesellschaft. Ihre Teilhabe ist kein Akt der Fürsorge, sondern Menschenrecht. Eine inklusive Lebenswelt betrachtet Verschiedenheit als normal und bereichernd. Diesem humanen Gedanken der Inklusion war der Ferienworkshop „Kinderhits mir Witz“ verpflichtet.

Rund 20 Kinder mit und ohne Behinderungen kamen in der ersten Pfingstferienwochen zusammen, um mit Musikpädagogin Ulrike Tsalos und Heilpädagogin Jessica Schwabe Lieder und Spielszenen einzuüben. Eine musikalische „Reise nach Afrika“ bildete den thematischen Rahmen. Das genaue Programm der Abschlussaufführung entstand erst im Lauf des Workshops. Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder konnten kreativ in den Probenprozess einfließen und das gemeinsame Ergebnis mitgestalten. Eine Kooperation der Lebenshilfe Kirchheim mit der Kirchheimer Musikschule sowie der Stadt Kirchheim machte den Workshop möglich. Für die Sechs- bis Zwölfjährigen ein bereicherndes Erlebnis, wie auch Chorleiterin Ulrike Tsalos bestätigt: „Alle sind mit großer Freude dabei“, erzählt sie, „die Kinder gehen ohne Vorbehalte miteinander um“. Auch ihre Kollegin Jessica Schwabe freut sich über die gelebte Inklusion: „Die Kinder haben keinerlei Berührungsängste“, sagt die Heilpädagogin, „diese Offenheit wünschen wir uns auch für die gesamte Gesellschaft“. Musikschulleiterin Daniela Rathay weist auf die grenzüberwindende Kraft der Musik hin: „Musik setzt so viel Energie frei, dass es egal ist, ob mein Nachbar im Rollstuhl sitzt. Es geht um das Menschsein.“ Dem stimmt Sabine Grandl von der Lebenshilfe Kirchheim zu: „Musik eröffnet einen Zugang für alle, jeder macht da mit, wo er kann.“ Das inklusive Miteinander relativiert zudem eingeschliffene Vorstellungen von Leistung und Effizienz. Nicht die Erfüllung vorgegebener Normen, sondern menschliche Sinnerfüllung steht hier im Zentrum. „Der Workshop bietet einen Rahmen, in dem die Kinder sich ausprobieren können“, erläutert Grandl. „Erfolg wird daran gemessen, ob die Kinder eine gute Woche hatten.“

Auch dem großen Ziel, Inklusion gesamtgesellschaftlich zu leben, komme man schrittweise näher, sagt sie. Der Ferienworkshop „Kinderhits mit Witz“ dürfte dafür einen wichtigen Grundstein gelegt haben.