Wenn man sich mit Tilman Heiland über die aktuelle Situation des Musikunterrichtes an den allgemeinbildenden Schulen unterhält, spürt man ein gewisses Unbehagen: „Man muss den Stellenwert des Musikunterrichts in der Gesellschaft und der Bildungspolitik höher einschätzen“, betont er. Dann könne man den Defiziten, insbesondere im Grundschulbereich, und dem zunehmenden Lehrermangel im Fach Musik entgegensteuern. Heiland muss es wissen – schließlich war er bis zur Pensionierung Ende Juli selbst Musiklehrer am Esslinger Theodor-Heuss-Gymnasium. Zudem ist er seit 2006 Präsident der Landessektion Baden-Württemberg im Bundesverband Musikunterricht, der die Musikausbildung aller Schularten fördert, sich um die Fortbildung der Lehrkräfte kümmert, und Ministerien und andere Schulbehörden berät.
„Den Slogan ‚Jedem Kind ein Instrument‘ unterstütze ich voll“, sagt der engagierte Musikerzieher. Aber auch Kinder, die nicht praktisch musizieren, könnten von einem qualifizierten schulischen Musikunterricht profitieren. „Das Hören guter Musik ist sehr prägend. Zudem war ich stets bestrebt, in meinem Unterricht Bezüge der Musik zum außermusikalischen Umfeld herzustellen.“ Durch die Begegnung mit unserem kulturellen Erbe profitieren die jungen Menschen für ihr Leben, ist der Pädagoge überzeugt.
Die breitgefächerten musikalischen Aktivitäten Heilands spiegelten sich stets in seinem Musikunterricht wider. Er leitete verschiedene Orchester, komponiert, und ist als Chordirigent aktiv. Während des Schulmusik-Studiums an der Stuttgarter Musikhochschule hatte Tilman Heiland Cello-Unterricht bei Alfred Gemeinhardt, dem damaligen stellvertretenden Solocellisten des Radiosinfonieorchesters Stuttgart. Die Schwerpunkte lagen jedoch in den Bereichen Dirigieren und Tonsatz. „Nach Dirigierstudien bei Dieter Kurz belegte ich das Leistungsfach Chorleitung bei Wolfgang Gönnenwein, dem ehemaligen Rektor der Hochschule.“
In keine Schublade zu stecken
Bereits während des Studiums startete Heiland als Dirigent beim Gesangverein Stuttgart-Hofen, zudem leitete er über 15 Jahre das Städtische Kammerorchester Gerlingen. Sehr bereichernd war für den Musiker die Zusammenarbeit mit dem Kammerchor Leinfelden-Echterdingen. „Das war eine sehr ambitionierte Truppe. Wir haben große Oratorien von Bachs Johannes-Passion bis zu Felix Mendelssohn Bartholdys Elias aufgeführt“. Zu dieser Zeit begann auch die Zusammenarbeit mit der Süddeutschen Philharmonie Esslingen, die den Chor instrumental unterstützte. Mit dem semiprofessionellen Orchester hat er später auch eigene Werke aufgeführt.
Wenn man Heiland fragt, wie er seinen Kompositionsstil charakterisieren würde, denkt er einen Moment nach: „Ich lasse mich ungern in eine Schublade stecken. Meine Kompositionen sind ein Crossover von Einflüssen der französischen Spätromantik, jazzigen Elementen, und auch eine Prise Symphonic Rock ist mit dabei“. Er hat Orchesterstücke und Kantaten geschrieben, Gedichte vertont, und zwei große Oratorien geschaffen. „Besonders gerne denke ich an die Aufführungen meines ersten Oratoriums ‚Sonnengesang des Franz von Assisi‘ zurück, welches ich mit dem Philharmonischen Chor Fellbach uraufgeführt habe“. Diesen Chor leitete Tilman Heiland bis 2019, aktuell dirigiert er den „Cantus Juvenis“ der am Neckar gelegenen Kurstadt Bad Wimpfen.
Mehr Zeit fürs Kochen
Doch nicht nur als Dirigent ist er der Laienchor-Szene verbunden, auch als ehrenamtlicher Funktionär bringt er seine langjährige Erfahrung ein. Seit 2014 gehört Heiland dem Präsidium des Schwäbischen Chorverbands als stellvertretender Musikdirektor an, zudem steht er als Vorsitzender der Landesmusikjugend im Landesmusikverband Baden-Württemberg vor.
Wie stellt sich der rührige Musiker die jetzt angebrochene Zeit als Pensionär vor? Heiland lacht: „Es wird wohl eher ein Unruhestand werden. Ich werde einige meiner Ehrenämter weiter bekleiden und mich verstärkt mit dem Komponieren beschäftigen“. Und er wird sich seinem liebsten Hobby widmen: dem Kochen.