Für Überraschungen ist er immer gut, der Urbayer Andreas Martin Hofmeir. Günther Wölfle vom Club Bastion hat dementsprechend zu Beginn des ausverkauften Kabarettabends die Zuhörer schon mal vorgewarnt, was auf sie zukommen könnte, wenn Hofmeir auftritt. Wird er sich auf die Bühne abseilen wie in Berlin? Welche ironischen Schmähungen wird der für schwarzen Humor bekannte Sprachkünstler und Musiker vom Stapel lassen? Mit flinken Schritten betrat er – wie immer barfuß – die Bühne und erwähnte, dass es ihm viel bedeutet, an der Gründungsstätte der 1968er-Generation, sozusagen bei der Hippievereinigung Kirchheim aufzutreten. Beim Mittagessen in Nürtingen habe ihm ein Gast gesagt: „Ah, Ihr spielts in Kirchheim. Da spielt ihr ja auf dem Land. Kirchheim ist das Kaff hinterm Wald.“
Hofmeir schildert – aus seinem Buch „Kein Aufwand“ rezitierend – tragikomische Erfahrungen mit seiner Tuba und amüsante Erlebnisse als Weltenbummler: „Tubist wird man nicht aus hehren Gründen, Tubist wird man, weil man für ein anspruchsvolles Instrument einfach keinen Ehrgeiz hat. Wir Tubisten sind quasi Mitläufer der Musikszene, wobei wir ja lieber sitzen, denn jede unnötige Bewegung ist Aufwand. Und einen Aufwand, den mögen wir überhaupt nicht!“ Schon der Versuch seiner Mutter, ihren Bub Flöte oder Klavier lernen zu lassen, sei gescheitert am vielen Üben. So führte sein musikalischer Weg über die Große Trommel zur Tuba.
Er erzählte von seinem plötzlichen Zusammenprall als Landbursche aus Geisenfeld in der Hollerau mit der Großstadt Berlin, seinem hauseigenen Einbrecher Jürgen und von Flugreisen, wo für seine Tuba, die er liebevoll „Fanny“ nennt, stets ein Sitzplatz neben ihm reserviert war. So habe er jedesmal doppelte Bordverpflegung erhalten. In Stil, Bühnenpräsenz und trockener Art der Darbietung muss der Niederbayer einen Vergleich mit den Kabarett-Granden Gerhard Polt und Karl Valentin nicht scheuen.
Die witzigen, entwaffnenden und allesamt wahren Geschichten wurden eingebettet in virtuose, teils verträumte, teils mitreißende Musik. Schon die Ankündigungen der Musiknummern waren Kabinettstückchen, das Publikum krümmte sich vor Lachen. „Wir spielen jetzt ein brasilianisches Liebeslied aus Ungarn, das ein italienischer Komponist in Rumänien komponiert hat.“ Der Bossa Nova „Carota di Ipanema“ habe nichts mit Gemüse zu tun, so Hofmeir, „carota“ heiße auf Portugiesisch Mädchen. „Der mehrmalige Tuba-Triller am Beginn des Liedes verdeutlicht den ‚Oarschwackler‘, das wackelnde Hinterteil der tanzenden Mädchen, was nirgends besser zu bewundern ist als dort drunten.“ In der peppigen Jazz-Version des Songs „The Girl From Ipanema“ spiegelte das Duo diese Vitalität musikalisch wider, und der warme geschmeidige Klang der Tuba verschmolz wunderbar mit den knackigen Akkord-Riffs und kreativen Improvisationen des Pianisten „Herrn Schwager“.
Spieltechnische Vollendung
„Sie brauchen jetzt einen Haufen Fantasie, um sich im folgenden Stück eine Flöte vorzustellen“. So kündigt der Salzburger Tuba-Professor die „Flötenfantasie“ von Georg Philipp Telemann an, die er im Prestissimo in spieltechnischer Vollendung zum Besten gab.
Virtuos und ausdrucksvoll gestalteten die Tonkünstler den bekannten Csárdás von Vittorio Monti („das brasilianische Liebeslied aus Ungarn!“). Als erste Zugabe faszinierte eine schwungvolle Samba mit dem Titel „Latino Lover“ – „auf Deutsch Lateinischer Liebhaber“, kommentierte der Hollerauer, es sei eine Auftragskomposition des bayrischen Altphilologen-Verbands. Der langsame Tango „Oblivion“ des Argentiniers Astor Piazzolla setzte den ruhigen Schlusspunkt des großartigen Kabarettabends.
Tubist, Kabarettist, Autor und Showmaster
Andreas Martin Hofmeir erhielt als Kabarettist wie auch als klassischer Tubist zahlreiche Auszeichnungen. Er zählt zu den besten und vielseitigsten Instrumentalisten der Gegenwart und ist Grenzgänger zwischen verschiedenen Genres: Er lehrt als Professor am Mozarteum Salzburg, war Gründungsmitglied und Tubist der bayerischen Kult-Band „LaBrassBanda“, ist Autor und Showmaster, gefragter Solist und Kammermusiker und gibt weltweit Meisterkurse und Workshops. hgd