Kirchheim
Mut zum Makel

Kabarett Schönheit, Kleidung und Diäten: Die Kabarettistin Inka Meyer bot im Lindorfer Bürgerhaus zum Jubiläum „25 Jahre KuLi“ die vielfältigsten Styling- und Überlebenstipps. Von Peter Dietrich

Der Wirtschaftsminister müsste vor dem Programm der Kabarettistin Inka Meyer warnen. Gefährden ihre Erkenntnisse in „Der Teufel trägt Parka“ doch ganze Wirtschaftszweige - allerdings klar zum Wohl des bisher an der Nase herumgeführten Kunden.

Beispiel Diätindustrie: Ja, es gebe in Deutschland sechs Prozent adipöse Menschen, aber sei tatsächlich jeder zweite Deutsche zu dick? Nehme man die merkwürdige Berechnung mit dem Body-Mass-Index, sei mit einem BMI von 28 selbst der Boxer Wladimir Klitschko übergewichtig. Wenn eine Ladenkette Größen ab 40 schon als „Plusgröße“ bezeichne, will die Kabarettistin dort nicht mehr einkaufen.

Verluste bei der Starkbierdiät

Genüsslich macht sie sich über Diäten lustig, auch über die Starkbierdiät: Mit dieser verliere man auch noch drei Tage pro Woche. Fast immer kehre das zusätzliche Gewicht nach der Diät wieder zurück, denn wirklich helfen würden nur Bewegung und Sport: „Dafür ist es im Winter zu kalt, im Sommer zu warm - und dazwischen regnet es.“ Ein Aufruf also, den 6. Mai zu feiern, den Anti-Diät-Tag.

Zu feiern hat auch „Kultur in Lindorf“, kurz „KuLi“, die Unterabteilung des Bürgervereins Lindorf, die seit 25 Jahren Kulturveranstaltungen organisiert. Zum Jubiläum lockte Inka Meyer nicht nur Damen ins voll besetzte Bürgerhaus. Auch die Herren bekamen von ihr so einiges mit, ein Gemisch aus Klischees und harten Fakten. 40 Prozent der Männerkleidung kauften Frauen. Ein schön gekleideter Herr auf der Straße sei mit Sicherheit schon vergeben. Frage man einen Herrn, warum er genau dieses T-Shirt trage, antworteten 90 Prozent, weil es oben lag. Die Frau habe es da schwerer: Was tun, wenn jedes Kleidungsstück im Schrank an einen anderen Mann erinnere?

Die Kabarettistin beobachtet aktuelle Trends sehr genau: Was geschieht, wenn die Smartphones immer größer werden? Das Detlef-Täschchen kehrt zurück. Ein paar Herren in der gefährlichen ersten Reihe bekommen kurz ein Psychogramm präsentiert, das von ihrer Lieblingssorte Eis ausgeht. „90 Prozent sagen Schokolade.“

Herrlich bösartig ist Inka Meyers Gang durch einige Frauenzeitschriften und ihre Kommentierung der Anzeigen. „1 591 Euro für Hokuspokus! Schönheit kann man nicht trinken.“ Der Markt für Männerkosmetik wachse aber doppelt so schnell. Sie zieht ein Herren-Duschgel heraus, das eine Erklärung zum Duschen in fünf Schritten aufgedruckt hat. Die Herren seien doch wohl nicht zu blöd zum Duschen, höchstens zu faul. Dann wird es ernst, es folgt eine Kritik an hormonell wirksamen Bestandteilen in Kosmetik. Also lieber zertifizierte Naturkosmetik kaufen und natürlich die Falten stolz als „Sixpack vom Lachen“ tragen.

Inka Meyers sympathisches Programm war ein gutes Training für diesen Sixpack. Wer zum Erhalt des Selbstwerts hin und wieder etwas Anerkennung braucht, dem gab sie einen guten Tipp: „Ich bin 39, sage aber immer, ich sei 43. Das gibt tolle Komplemente.“

Wie wäre es, wenn jedes Model einen Makel bräuchte? Anstatt von dem zu träumen, was nicht ist. Sagt ein Rentner zum anderen, beim Anblick eine jungen Dame: „Für die würde ich gerne noch einmal 20 sein.“ Antwortet der andere: „Bist du irre? Für zehn Minuten Spaß nochmals 45 Jahre arbeiten?“

Viel Arbeit und Recherche steckt jedenfalls in Inka Meyers Programm. Wer am Ende immer noch nicht weiß, wie er sich kleiden soll, für den gibt es einen weiteren Rat: Es gebe keine gesetzliche Bekleidungspflicht. Nackt Autofahren koste nichts, nur beim nackt aussteigen würden 40 Euro fällig - laut Straßenverkehrsordnung.