Kirchheim
Nach Corona: Kein Run aufs Haft- ond Hokafeschd

Feiern In diesem Jahr soll erstmals seit Corona wieder das Haft- ond Hokafeschd in der Kirchheimer Innenstadt stattfinden. Das Interesse der Vereine hält sich jedoch in Grenzen. Von Antje Dörr

Eigentlich ist das Haft- und Hokafeschd das Kirchheimer Stadtfest. Nirgendwo kommen so unterschiedliche Vereine und Organisationen in der Innenstadt zusammen wie an diesem Wochenende. Die Innenstadt brummt, in der Fußgängerzone ist teilweise kein Durchkommen mehr. Der Duft von unterschiedlichsten Speisen liegt in der Luft und vermittelt eine Ahnung davon, wie vielfältig die Stadtgesellschaft ist.

2019 fand das letzte Haft- ond Hokafeschd in Kirchheim statt. Nach dreijähriger Corona-Pause möchte die Stadtverwaltung die Tradition nun wiederbeleben: Am 24. und 25. Juni soll das Fest über die Bühne gehen. Allerdings ist das Interesse der Vereine, die ja immerhin die Hauptakteure sind, eher mau: Zum Anmeldeschluss am 21. April hatten sich jedenfalls nur 20 gemeldet. In den Jahren vor Corona hatte der Teckbote jeweils von 40 bis 50 teilnehmenden Vereinen berichtet.

 

Nur mit dem eigenen Verein würden wir die Teilnahme auch nicht schaffen.
Stefanie Wipfler, Präsidentin der „Häbbie Hibbos“, setzt auf Kooperationen mit anderen Vereinen.

 

Der VfL-Kirchheim ist einer der größten Kirchheimer Vereine und war in der Vergangenheit stets mit zwei oder drei Abteilungen vertreten. In diesem Jahr sieht das anders aus: Lediglich die Handballer nehmen am Haft- ond Hokafeschd teil. „Einige Abteilungen haben darüber nachgedacht, haben dann aber aufgrund des großen Personalaufwands darauf verzichtet, teilzunehmen“, sagt Moritz Hönig, Geschäftsführer des VfL-Kirchheim. Viele Abteilungen hätten ihre eigenen Veranstaltungen. Auch die Auflagen seien für viele Abteilungen abschreckend. „Anträge stellen, Richtlinien einhalten – das ist schon ein Aufwand“, sagt Hönig. 

Eine Organisation, die schon 2019 nicht mehr am Fest teilgenommen hat und auch 2023 nicht mit von der Partie ist, ist die Ortsgruppe Kirchheim des Deutschen Alpenvereins (DAV) mit der Abteilung Klettern. Viele Kirchheimer erinnern sich gerne an den selbstgebauten Kletterturm zurück, der beim Haft- ond Hokafeschd für leuchtende Kinderaugen sorgte. Dieser Spaß ist allerdings nicht erst gestern den Sicherheitsauflagen zum Opfer gefallen. „Weil das ein Eigenkonstrukt war, hätte es vom TÜV geprüft werden müssen“, sagt Andreas Bopp, Ortsgruppenmitglied und Kletterer der ersten Stunde. Alternativ hätte man eine TÜV-geprüfte Anlage aufbauen müssen – viel zu teuer für den Verein. Allerdings ist das nicht der einzige Grund, warum der DAV nicht mehr teilnimmt. „Wir haben schon vor Jahren beschlossen, uns nicht mehr zu beteiligen. Wir kriegen das personell nicht gestemmt“, sagt Bopp. Hinzu kommt, dass der Nutzen für den Verein gering sei. „Unsere Mitgliederwerbung ist die Kletterhalle. Wir haben keine Probleme, Interessenten zu finden“, sagt er.

Das Haft- ond Hokafeschd lebt davon, dass es nicht nur reine Info- oder Essstände gibt, sondern auch Vereine, die etwas aufführen. Die Abteilung „Rock’n’Roll und Boogie Woogie“ des TSV Notzingen hat das Fest in der Vergangenheit immer wieder mit Tanzeinlagen bereichert. Doch nicht in diesem Jahr. „Die Boogies können es nicht stemmen, weil diverse Paare ausgefallen sind“, sagt Trainer Norbert Debnar. „Wir sind inzwischen so wenige Leute und pandemiegeplagt“. Die Rock’n’Roller bestünden nur noch aus einer Showgruppe, die zwar sehr aktiv sei. „Aber die Mädels haben noch 20 000 andere Sachen parallel. Das ist ganz schwierig, zu organisieren“, sagt Debnar.

Der Kirchheimer Square Dance Club „Häbbie Hibbos“ hält dem Haft- ond Hokafeschd hingegen die Treue und will auch 2023 mit dabei sein. Dass andere Gruppen personalbedingt absagen müssen, kann die Präsidentin des Vereins, Stefanie Wipfler, gut nachvollziehen. „Nur mit dem eigenen Verein würden wir die Teilnahme auch nicht schaffen“, sagt sie. Beim Haft- ond Hokafeschd werden die „Teck Rovers“ sowie Tänzerinnen und Tänzer aus dem Umkreis die „Häbbie Hibbos“ unterstützen. „Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Vereine mitmachen würden“, sagt Wipfler. 

Abgesagt wird das Fest auf keinen Fall

Aktuell hätten mit etwa 20 Zusagen bereits knapp die Hälfte der Vereine eine Beteiligung gegenüber der Stadtverwaltung Kirchheim signalisiert, sagt Stadt-Sprecher Robert Berndt. Darunter befänden sich überwiegend solche, die sich schon in den vergangenen Jahren eine Rückkehr des Stadtfests gewünscht haben und sich auf jeden Fall beteiligen wollen. Ursprünglich endete die Rückmeldefrist am 21. April. „Es gibt aber auch vereinzelt Vereine, die sich noch etwas mehr Bedenkzeit für eine Rückmeldung gewünscht haben“, sagt Berndt. 

Über eine Absage des Fests denkt die Stadt trotz des geringeren Interesses nicht nach. „Einen Neustart des Haft- ond Hokafeschts wird es in diesem Jahr auf jeden Fall geben“, sagt Robert Berndt. „Es wird aber natürlich voraussichtlich alles etwas anders als vor Corona.“ Man hoffe natürlich, dass das 41. Haft- ond Hokafescht an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen und einen würdigen Start in den diesjährigen Kirchheimer Sommer bieten werde.

Während der Pandemie hatte das Haft- ond Hokafeschd nicht stattgefunden. „In den vergangenen drei Jahren gab es für Vereine und Kulturschaffende zunächst mit dem Kultursommer 2020 und dann 2021 und 2022 mit der Fortsetzung in Form des ‘Kirchheimer Sommers’ die Gelegenheit, sich zu präsentieren, beispielsweise in Form von kleinen Formaten wie Konzerten, Workshops und Aufführungen auf öffentlichen Plätzen“, so Stadt-Sprecher Robert Berndt.

Der sonntägliche Kinder- und Jugendflohmarkt findet in diesem Jahr erstmals in der Dettinger Straße statt. Der Flohmarkt beginnt am Sonntag, 25. Juni, um 9 Uhr. Bis 16 Uhr können Flohmarktfans stöbern, kaufen und verkaufen. Anmeldungen speziell für den Flohmarkt nimmt Christian Eckhardt unter flohmarkt@einfachsohalt.online entgegen. adö