Rasenmähen, Babysitten, Einkaufen oder das Smartphone erklären: Im Quartier Paradiesle findet man problemlos junge Menschen, die bei diesen oder anderen Aufgaben zur Hand gehen. Derzeit bieten acht Teenager im Rahmen der Taschengeldbörse der Initiative Paradiesle Unterstützung an. Sie wünschen sich noch mehr Nachfragen aus der Nachbarschaft.
Als Birgit Bedrich kürzlich im Urlaub war, hat sie über die Taschengeldbörse einen jungen Helfer „gebucht“. Der mähte den Rasen, schickte ihr per Messenger Fotos vom Garten, und beim Heimkommen fand sie einen netten Willkommenszettel vor. „Das ist einfach super gewesen“, sagt die Paradiesle-Bewohnerin, die in der Quartiersinitiative aktiv ist. Es sei toll, wenn man wisse, dass sich jemand so verlässlich kümmert. Und das tun alle, die bei der Taschengeldbörse mitmachen. Milla hat zeitweise einer alten Dame im Haushalt geholfen, Julia will das Babysitten ausbauen – „der Plan ist, dass ich jetzt auch mal abends länger bleibe“ – und geht wie Kerstin regelmäßig mit einer Frau, die an Demenz erkrankt ist, spazieren. Das sei durchaus eine Herausforderung, sagt sie, „aber es macht mir Spaß“. Auch eine Katze wurde schon gefüttert, als ihre Besitzerin im Urlaub war,Hilfe bei einem Umzug war gefragt und immer wieder Unterstützung in Sachen Elektrogeräte: den Drucker einrichten, Tipps fürs Handy geben oder zeigen, wie man etwas in Ebay einstellen kann.
Wir bieten eigentlich fast alles an.
Birgit Bedrich
„Wir bieten eigentlich fast alles an“, sagt Birgit Bedrich – alles, was man in einer guten Nachbarschaft einfach so fragen könnte. Die jungen Leute sind zwischen 15 und 18 Jahre alt, allesamt Schülerinnen und Schüler. Sie bekommen ein Taschengeld fürs Engagement, acht Euro pro Stunde sind das Minimum. Sie machen ihre Sache mit viel Freude und können sich die verschiedensten Aufgaben vorstellen. Aber die Nachfrage könnte noch besser sein. „Momentan können wir es locker stemmen“, sagt Liv, 17 Jahre alt, die die Taschengeldbörse organisiert. Weitere Anfragen seien auf jeden Fall willkommen.
Die Vermittlung funktioniert unbürokratisch und direkt: ein Anruf auf dem Handy der Taschengeldbörse genügt. Wenn Liv nicht abnimmt, hat sie wahrscheinlich gerade Schule oder kann aus anderen Gründen nicht. Aber sie hört die Mailbox ab und ruft auch die angezeigten Nummern zurück. Wer möchte, kann sich auch per E-Mail oder SMS melden oder das passende Formular auf www.paradiesle.de herunterladen und ausfüllen. Dann stellt Liv die Anfrage in die Messenger-Gruppe der Teenies, und wer von ihnen Zeit hat und die Aufgabe übernehmen möchte, bekommt den Kontakt. Den Rest machen Auftraggeber und Auftragnehmer direkt miteinander aus.
Spannend sei das schon, man klingle beim ersten Mal ja an einer fremden Haustür und könne „theoretisch mit allem rechnen“. Aber bisher haben die Jugendlichen durchweg freundliche Menschen erlebt, die sich über die Hilfe freuen. Und wenn es doch mal Probleme gäbe, wären die Erwachsenen aus der Initiative die Anlaufstelle. Aus Nabern, wo schon länger eine Taschengeldbörse besteht, seien ihnen die Erfahrungen sehr positiv geschildert worden, versichert Birgit Bedrich. In der Kirchheimer Kernstadt ist das Paradiesle das erste Quartier, das diese Möglichkeit bietet. Bedrich ermutigt ihre Nachbarn, sie auch zu nutzen, und meint damit keineswegs nur Senioren. „Macht euch doch mal einen schönen Abend mit eurem Partner, wir haben genug Leute, die sich um die Kinder kümmern“, sagt sie an die Adresse von Eltern. Potenzial gibt es in diesem großen Quartier reichlich, davon sind Initiatoren und Teilnehmer überzeugt. Und neben dem direkten Nutzen können aus einem Projekt wie diesem viele Beziehungen erwachsen, ein ganzes Nachbarschaftsnetz – das ist das übergeordnete Ziel.
Einmalige oder regelmäßige Aktivitäten
In den Sommerferien werden die Teenies, zu denen gerne noch weitere junge Leute stoßen dürfen, teilweise mehr Zeit haben. Sie freuen sich, wenn sie zur einen oder anderen Arbeit hinzugezogen werden. Einmalige Aktivitäten sind ebenso möglich wie regelmäßige – und auch Blumengießen und Briefkastenleeren sind im Angebot.
Kontakt zur Taschengeldbörse: Telefon 01 51/23 24 92 31, E-Mail taschengeldboerse@paradiesle.de, www.paradiesle.de/taschengeldboerse/