Während Oberbürgermeister Pascal Bader zu seiner Rede anhebt, wird hinter ihm fleißig gehämmert. Zwei Jungen sitzen in Matschklamotten auf dem Boden und klopfen ungerührt Nägel in eine Palette. Familien, Nachbarn, Gemeinderatsmitglieder, Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung und andere Gäste sind gekommen, um die Einweihung des ersten Kirchheimer Naturkindergartens auf dem Galgenberg zu feiern. „Wir haben ja in Kirchheim schon den Waldkindergarten, aber dieser Naturkindergarten ist der erste dieser Art, den wir als Stadt konzipiert haben“, sagte Bader.
Eigentlich hätte das Erzieherteam, das aktuell aus zwei Männern und drei Frauen besteht, gerne schon vor den Sommerferien mit der Arbeit begonnen, doch das Projekt verzögerte sich. Die beiden Bauwagen, in die Kinder und Erzieher sich bei Extremwetter oder fürs Basteln oder Vorlesen zurückziehen können, stehen beispielsweise erst seit Ende November. Pascal Bader verglich das Genehmigungsverfahren für einen solchen Naturkindergarten in Anspielung auf die vielen Gutachten, die es braucht, mit einem Marathonlauf. „Aber ein Naturkindergarten gehört nun mal in die Natur“, sagte er. Er sei dennoch zuversichtlich, dass man das Pendant in Jesingen schnell auf die Beine stellen werde.
Der neue Naturkindergarten liegt am Rande des Wohngebiets Galgenberg auf einer Wiese, die der Stadt gehört. Zwischen den Baumwipfeln ist die Teck zu sehen, nicht weit entfernt rauscht der Verkehr der Autobahn. Zwei große Bauwagen stehen auf dem Gelände, auf dem langfristig 40 Kinder betreut werden sollen. Aktuell sind es nur vier, die seit Anfang Dezember behutsam an diese neue Umgebung und an ihre Erzieherinnen und Erzieher gewöhnt werden. Jeden Monat kommen vier neue Kinder hinzu. Zum Gelände, das komplett von einem Zaun umgeben ist, gehört eine große Freispielfläche mit einem Dreckhügel, den die Kinder bereits als Matschrutsche benutzen, sowie eine Feuerschale, in der bei kaltem Wetter täglich Feuer gemacht wird. Sobald die Kinder eingewöhnt sind, werden Ausflüge in die nähere Umgebung, in die Stadtbücherei und auf den Wochenmarkt dazugehören. Auch das gemeinsame Singen mit Gitarrenbegleitung ist fester Bestandteil des Kindergartenalltags. Grundsätzlich verbringen die Kinder so viel Zeit im Freien wie möglich.
„Hier können die Kinder in Gemeinschaft mit anderen einfach Kind sein – jenseits von Begrenzung und Erwartungsdruck“, freute sich auch Bürgermeisterin Christine Kullen über den neuen Naturkindergarten, der nicht nur Druck von der Warteliste nimmt, sondern Kirchheim auch um eine besondere Betreuungsform bereichert. Für das laufende Kindergartenjahr gebe es bisher 17 Anmeldungen, Platz ist aktuell für 20 Kinder. „Die Gruppe ist also noch nicht ganz voll. Es hat noch Platz für Kinder, die dringend einen Platz brauchen und deren Eltern sich mit dem Naturkindergarten-Konzept identifizieren können“. Die zweite Gruppe, die noch einmal aus 20 Kindern bestehen wird, werde man eröffnen, sobald die noch fehlende sechste Erzieherin oder der Erzieher eingestellt sei.
Den Anwohnerinnen und Anwohnern versprach Christine Kullen, dass die Stadtverwaltung alles daransetze, die Belastung durch den Bring- und Holverkehr so erträglich wie möglich zu gestalten. Ein direktes Anfahren mit dem Pkw ist nicht möglich, weil nur ein Fußweg zum Naturkindergarten führt. „Die Kinder werden morgens grundsätzlich von ihren Eltern zum Sammelpunkt am Ludwig-Uhland-Gymnasium gebracht und dort von den Erzieherinnen und Erziehern abgeholt. Gemeinsam gehen sie dann zu Fuß zum Naturkindergarten“, sagte Kullen. Nachmittags sei der Ablauf umgekehrt. Wer seine Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad bringen will, kann direkt zum Gelände kommen.
Info Betreuungszeiten im Naturkindergarten am Galgenberg sind täglich zwischen 7.50 und 13.50 Uhr. Mehr Infos gibt es bei der Abteilung Bildung unter der Nummer 0 70 21/5 02-4 95.