Wie geht es mit dem Dettinger Hungerberg weiter? Das Verfahren des Flächennutzungsplans läuft. Alle Anregungen und Stellungnahmen, die offiziell eingehen, werden geprüft und bewertet. Ein ganz anderes Verfahren, das parallel dazu im Mai anlaufen soll, ist das konkrete Bebauungsplanverfahren. Das ist Sache der Gemeinde Dettingen, auf deren Gemarkung die 21 Hektar Fläche liegen, die als Standort eines neuen interkommunalen Gewerbegebiets zur Diskussion stehen. Die Pläne werden öffentlich ausgelegt, und alle Interessierten haben die Möglichkeit, Stellungnahmen dazu abzugeben.
Es ist davon auszugehen, dass es auch dabei verschiedene Formen gibt, wie sich Bürger beteiligen können - angeboten durch die Gemeinde wie auch durch eine Bürgerinitiative, die sich derzeit in Gründung befindet. Was die bisherige offizielle Bürgerbeteiligung betrifft, so ist Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann nach wie vor davon überzeugt, dass die Pandemie in diesem Fall ausnahmsweise einmal als Glücksfall gelten kann: „Jeder, der wollte, konnte persönlich in die Halle kommen. Das waren ungefähr 40 Personen. Außerdem hatten wir 827 Zugriffe im Internet. Eine solche Zahl hätten wir in normalen Formaten nie erreicht.“
Inhaltlich ging es ihm um seriöse Grundlagenvermittlung: „Wir haben den Zielkonflikt zwischen Umweltschutz und wirtschaftlichen Interessen deutlich gemacht. Keiner macht es sich dabei einfach.“ Eine der größten Herausforderungen sei die Landwirtschaft, die Existenzsicherung der Betriebe. „Da sind wir auf einem guten Weg, was die Verhandlungen mit den Eigentümern betrifft. Wir stoßen überwiegend auf positive Resonanz. Wir reden und verhandeln mit Dettinger Landwirten über Ersatzflächen.“
Unabhängig von der einzelnen Meinung zur Sache habe der Prozess des Bürgerdialogs eine breite Zustimmung gefunden. Auch die Beteiligung der Naturschutzverbände ist für Rainer Haußmann „keine symbolische Geste, sondern ganz im Sinn des Projekts“. Eines steht für ihn von vornherein fest: „Neuansiedlungen sollten heute wie künftig eher die Ausnahme sein. Dafür braucht es gute Gründe. Im konkreten Fall hat aber niemand die Aussage belegt, dass anderswo genügend Flächen frei sein sollen.“ Für die Brennstoffzellentechnik, die am Hungerberg oberste Priorität haben soll, seien Mindestabstände von 300 Metern zur benachbarten Bebauung vorgeschrieben: „Da eine passende Brachfläche zu finden, ist alles andere als einfach.“ Auch die Flächen in Untertürkheim, die immer wieder im Gespräch sind, werden weiterhin benötigt. Dort gehe es parallel zur Brennstoffzelle um die Entwicklung batterie- elektrischer Fahrzeuge.
Vom Thema Wasserstoff verspricht sich Rainer Haußmann viele Vorteile für die Region: „Lastwagen, aber auch Busse und selbst die Teckbahn können diese Antriebsart nutzen. Das wäre eine Möglichkeit, auf Diesel zu verzichten.“ Nicht nur die Produkte, die am Hungerberg entstehen könnten, würden dazu beitragen, Emissionen zu verhindern. Auch die Produktion selbst soll CO2-neutral ausfallen. „Nachhaltiges Bauen kriegen wir da hin. Die Standards dafür legen wir gemeinsam fest. Außerdem wollen wir das nicht um jeden Preis. Wenn unsere Ansprüche an Umwelt- und Klimaschutz nicht erfüllt werden, kommt es nicht.“
Konzepte für Nachhaltigkeit
Dasselbe sagt Kirchheims Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader: „Über ein Nachhaltigkeitskonzept wollen wir die negativen Auswirkungen einer Gewerbeansiedlung minimieren.“ Für die Transformation der Industrie hin zu innovativer Zukunftsproduktion brauche es neue Flächen. Entscheidend sei dabei, diese Flächen so zu entwickeln, dass es zu möglichst wenig Versiegelung kommt: „Dazu haben wir entsprechende Untersuchungen in Auftrag gegeben.“ Für wichtig hält er auch, dass es sich bei den Grünzügen des Regionalplans nicht um Naturschutz handelt, sondern um das Bestreben, „dass die Kommunen nicht so nah aneinanderwachsen sollen“. Für die weitere Diskussion wünscht er sich, dass es gelingt, Wirtschaft und Umwelt nicht als Gegensatz zu sehen: „Wir versuchen, beides in Einklang zu bringen.“