Seit heute hat auch Notzingen seinen „Bonus“. Nach Ötlingen und Stetten ist Notzingen der insgesamt fünfte Standort des neuen Nahversorgers im Landkreis, der als Nachfolger für die wirtschaftlich angeschlagenen CAP-Märkte der Filderwerkstätten eingesprungen ist. Das Prinzip ist ähnlich: „Wir sind dort, wo es sonst keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Bei uns arbeiten Menschen, die woanders keine Chance haben. Und wir setzen auf Produkte, die aus der Region stammen“, heißt es auf der Unternehmensseite. Nach der Ankündigung im November 2019, mit der Übernahme der Filialen auch die Belegschaft weiterzubeschäftigen, wollten die neuen Betreiber auch die Stammkunden mitnehmen. Doch genau deshalb hat es schon erste Enttäuschungen gegeben.
So wunderte sich die CAP-Stammkundin Suse Wochner bei ihrem ersten Besuch des „Bonus“-Marktes in Ötlingen nicht nur, dass es weniger Mitarbeiter sind - unter anderem weil es auch die Brottheke nicht mehr gibt - sondern auch, dass sie kein Gesicht wiedererkannt hatte. „Kein Mensch war mehr da. Als ich fragte, wo die alten Mitarbeiter sind, sagte man mir, dass die nicht übernommen wurden“, erzählt sie. Das habe sie sehr geärgert. Die alten Mitarbeiter seien immer sehr hilfsbereit und nett gewesen, genau das habe den Markt besonders gemacht. Sie spricht dabei von den Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf, die beim CAP-Markt eine berufliche Heimat gefunden haben.
Dass diese nun nicht beim „Bonus“-Markt arbeiten, geschieht allerdings auf eigenen Wunsch, gerade beim geförderten Personal. „Die werden in den Filderwerkstätten weiterbeschäftigt“, sagt Karsten Fischer, Vertriebsleiter der „Bonus“-Märkte. In Kirchheim habe man zwei Mitarbeiter vom Stammpersonal übernommen sowie einen Ehrenamtlichen, ebenso zwei in Stetten. In Notzingen haben zwei gekündigt, danach habe es nur noch eine Person gegeben und die sei krank geworden. Also habe man jemanden Neues dort eingestellt. Fischer betont: „Unsere Zusage steht immer noch.
Aber nicht jeder will wechseln.“ „Es gibt einige, die es versuchen, aber einige wollen nicht“, sagt Klaus Korschinek von den Filderwerkstätten, ehemaliger Geschäftsführer der Cap-Märkte. „,Bonus‘ ist nicht die Filderwerkstatt“, betont er und erklärt: „,Bonus‘ ist keine Behindertenwerkstatt, unsere Mitarbeiter haben einen höheren Betreuungsbedarf.“ Aber er betont auch, dass es nach der Eröffnung der drei Märkte noch einmal Gespräche wegen der Übernahme von gefördertem Personal geben soll. „Wir fangen dann erst mal mit Hospitationen an. Eins nach dem anderen“, sagt er. In Kirchheim könnten sich zumindest zwei ehemalige Cap-Mitarbeiter vorstellen, zum „Bonus“ zu wechseln.