Eigentlich wollte sich Luciano Giovane ja zur Ruhe setzen. Nach dem 1600 Kilometer langen Fußmarsch in sein italienisches Heimatdorf Altomonte vor zwei Jahren hatte der damals 60-Jährige geplant, sein „Dolce Vita“ in Weilheim nach 25 Jahren seinem Sohn zu übergeben und ihn dabei noch etwas zu unterstützen. Das hat geklappt, nur mit der Ruhe ist es seit einer Woche wieder vorbei. Denn mit Lebensgefährtin Victoria Rimola hat er ein neues Projekt gestartet: Das „Il Padrino“ mitten im Herzen von Kirchheim am Marktplatz.
Dahinter steckt ein trauriger Anlass: Denn das dort vorher beheimatete „Mamma Mia“ musste nach elf Jahren schließen. Der Wirt Nicola Parrella konnte nach einem Schlaganfall das Restaurant nicht mehr weiterführen und die Familie entschloss sich, am 30. September mit dem Lokal Schluss zu machen. „Nicola ist mein Freund und er hat mich gebeten, das Lokal weiterzuführen“, sagt Luciano Giovane.
Tatsächlich begann der Ruhestand den quirligen Vollblutgastronomen etwas zu „nerven“. „Zu viel Ruhe ist auch nicht gut“, sagt er und bereitet schon einmal den Mittagstisch vor. Er war einige Male in Italien und ist viel und ausgiebig herumgereist, wie es Rentner gerne machen, aber das Maß an Entspannung reicht ihm nun auch wieder.
Und außerdem gibt es ja noch die „Patin“ (Il Padrino – der Pate), Lebensgefährtin Victoria: „Er konnte es nicht lassen“, sagt sie lachend. Aber auch sie ist voller Leidenschaft für das neue Projekt. „Ich liebe den Kontakt zu den Gästen, habe früher schon immer nebenher in der Gastronomie gearbeitet“, erzählt die Weilheimerin, die lange ein Nagelstudio im Städtle hatte.
Die Größe des Lokals ist dann auch gerade passend für die zwei, die ihr Konterfei auf dem neuen Schild über der Eingangstür verewigt haben: Rund 40 Gäste finden im Inneren Platz, im Frühjahr und Sommer wird es auch einige Plätze vor dem Lokal geben. „Es ist nicht zu groß, das gefällt uns“, sagt Victoria Rimola. Überschaubar ist auch die Karte: Pizza, Pasta, Fisch- und Fleischgerichte passen auf zwei Din-A5-Seiten, mittags stehen wechselnde Gerichte auf der Schiefertafel. „Für uns ist eine einfache, regionale Küche mit saisonalen Gerichten wichtig“, sagt sie. Von Spargel bis Pfifferlinge wird man dort zur entsprechenden Jahreszeit dann viel Frisches auf der Tageskarte finden.
Für die italienischen Weine gibt es eine extra Karte, sie spielen eine besondere Rolle im „Padrino“. Denn, so der Wirt: „Wir sind eine Osteria und Enoteca“ – also ein Gasthaus und ein Weinlokal. Für Weinfreunde ist einiges geboten, von günstig bis zu besonderen Barolos oder Brunellos, die dann im dreistelligen Bereich liegen. Doch sie bilden eine kleine, feine Ausnahme in der umfangreichen Karte.
Mit Energie und Elan haben die beiden ihr Abenteuer gestartet und die Gäste haben schon in der ersten Woche für viel Arbeit gesorgt, aber so wollten sie es ja auch. Victoria steckt voller Pläne, Luciano voller Energie, der Ruhestand kann warten. „Die Reise mit dem Wohnmobil machen wir dann in zehn Jahren, dann bin ich 72, das passt“, sagt er lachend.