Die gute Nachricht zuerst: Kirchheim ist beim Fahrradklima-Test 2024 des ADFC im bundesweiten Vergleich im vorderen Drittel gelandet. Jetzt sind die Ergebnisse veröffentlicht worden: Kirchheim belegt Platz 121 von 429 Orten in der Kategorie zwischen 20.000 und 50.000 Einwohner. Die schlechte Nachricht: Im Durchschnitt hat Kirchheim mit einer Note von 3,7 nahezu dieselbe Wertung wie 2022. Fazit: Die Stadt hat in der Wahrnehmung der Radfahrerinnen und Radfahrer das Niveau gehalten, aber es hat sich auch nicht viel zum Positiven entwickelt.
Bei Schulnoten von 1 bis 6 haben Radfahrerinnen und Radfahrer der Stadt bei Themen wie „Stellenwert des Radverkehrs“, „Sicherheit beim Radfahren“ und „Komfort beim Radfahren“ besonders schlechte Noten vergeben.
Kirchheim hätte beste Voraussetzungen für eine gute Fahrradinfrastruktur.
Martin Schmid vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC, Kreisverband Esslingen
Eine dicke „Vier Minus“ bekommen die Führung an Baustellen und Ampelschaltungen für Radfahrer (4,6) sowie die Breite der Radwege (4,7). Das kommt auch in einigen Kommentaren der Nutzer zur Sprache, besonders Eltern von Grundschulkindern, die schon Fahrrad fahren können.
„Die Leute würde gerne mehr Rad fahren, der Infrastrukturausbau hält da nicht mit“, sagt Martin Schmid vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC, Kreisverband Esslingen. Hauptkritikpunkte: Der Zustand der Radwege. Innerorts sind sie oft zu schmal, was zu Konflikten mit Fußgängerinnen und Fußgängern, anderen Radfahren und mit Autos führt. Auch die ebenerdigen roten „Sicherheitsstreifen“ würde in der Wahrnehmung der Radfahrenden nicht für Sicherheit sorgen, eher im Gegenteil.
Außerorts wird die Beschaffenheit häufig kritisiert: Schlaglöcher, Splitt, große Pfützen, heruntergekommene oder völlig unbefestigte Wege behindern den Fahrspaß.
„Kirchheim hätte beste Voraussetzungen für eine gute Fahrradinfrastruktur“, sagt Martin Schmid. Es gäbe schöne Zubringer und die Möglichkeit eines Radschnellwegs auf die Fildern. „Die Etappe nach Wendlingen wäre einfach zu realisieren.“ Auch wenn die Anbindung an den Radweg nach Dettingen klappen und der Engpass an der Lenninger Straße gelöst würde, wäre viel für das Radwegenetz gewonnen. Im Stadtkern würde sich die Alleenstraße anbieten, um das Stadtzentrum zu erschließen. Aber – da sind sich die meisten einig – der Ausbau der Infrastruktur geht zu langsam.
Positiv für Kirchheim: Gute Noten gab es zum Beispiel für die Möglichkeit, Räder bei der Bahn mitzunehmen, Leihräder zu bekommen oder wenn Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr geöffnet wurden. Auch Fahrradstraßen kommen gut an, ebenso die Wegweisung für Radfahrer (2,6) und die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,4) wird mit einer guten Note bewertet.
Reaktionen der Stadt
Und wie reagiert die Stadt Kirchheim auf die Ergebnisse? „Im Bereich der Radabstellanlagen wurde eine umfassende Bestands- und Auslastungsanalyse durchgeführt. Darauf aufbauend sind der Ausbau bestehender Anlagen sowie qualitative Verbesserungen vorgesehen“, teilt Sprecherin Doren Wackler mit. Und weiter: „Bezüglich der Radwegeinfrastruktur ist die geplante Fahrradstraße in der Bismarckstraße als zentrale Ost-West-Verbindung eine der größeren Maßnahmen. Der Bulkesweg wurde bereits zur Fahrradstraße umgewidmet. Ergänzend werden fortlaufend kleinere Maßnahmen wie Bordsteinabsenkungen oder Verbesserungen der Fahrgeometrie umgesetzt, um die Radverkehrsführung im Stadtgebiet weiter zu optimieren.“
Unabhängig von diesem Ergebnis ist die Förderung des Radverkehrs in Kirchheim unter Teck ein wichtiges Anliegen der Stadtverwaltung. Ziel ist es, die Sicherheit und den Komfort für die Radfahrenden stetig zu verbessern. Hierzu gibt es Planungen in unterschiedlicher Richtung. „Konkret arbeiten wir an der Aktualisierung des Radroutennetzplans, der Fortführung eines Aktionsprogramms zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur und setzen begleitende Maßnahmen der Kommunikation und Bewusstseinsbildung um“, teilt die Stadt mit.
Was aus den Plänen wird und wie sie bei den Radfahrerinnen und Radfahrern ankommt, zeigt sich in zwei Jahren: Dann wird der nächste Fahrradklimatest veröffentlicht.
Info 27 Fragen zum Thema Radverkehr wie Zustand der Radwege oder das Sicherheitsgefühl wurden im Herbst 2024 von bundesweit rund 213.000 Bürgerinnen und Bürgern beantwortet. Dabei konnten Schulnoten vergeben werden. Auf https://fahrradklima-test.adfc.de/ergebnisse findet man neben den Gewinnerorten eine Karte mit Schnellfilter mit allen Ergebnissen der teilnehmenden Orte zum Download.

