Ein Satz und seine Wirkung: Bei einer Podiumsdiskussion in Heilbronn antwortet Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf die Anmerkung eines Journalisten, dass es bei den Grünen im Land keine starke zweite Reihe gibt, dass er die sehr wohl sehe und sein Fraktionsvorsitzender der zweitwichtigste Mann in der Fraktion ist, nach dem Ministerpräsidenten. Gemeint ist der Kirchheimer Andreas Schwarz und flugs ist daraus eine Nachfolgediskussion geworden, bevor Kretschmann überhaupt wieder gewählt worden ist und seine dritte Amstzeit antreten kann.
Dazu bei einem Termin in Owen befragt, sagt der 72-Jährige: „Ich lasse mich ja nicht wählen, um dann während der Legislatur abzutreten.“ Schon vorher hatte er in anderem Zusammenhang betont, dass er „kein König sei, der seinen Nachfolger“ bestimme. Vielmehr sei die Wahl eines Nachfolgers das Ergebnis eines demokratischen Prozesses. Jetzt darüber zu diskutieren, wäre „total kontraproduktiv.“
Dass der 41-jährige Kirchheimer Andreas Schwarz für ein Nachfolgeszenario keine schlechten Karten hat, stellt Kretschmann aber auch ausdrücklich nicht in Abrede. „Er ist 41 Jahre alt und hat noch viel vor sich, das ist ein sehr guter Mann“, betont er via Videoschalte in dem Owener Studio, in dem besagter Andreas Schwarz „live“ vor Ort ist. Der so Gelobte lächelt, leitet dann aber zur nächsten Frage weiter.
Unübersehbar sind die Übereinstimmungen beider Politker, etwa in Fragen der Wirtschaft. Dass grüne Politik ökologisch, aber auch wirtschaftlich sein muss, gehört zum Markenkern der grünen Landespolitik, den beide pflegen. Es gehe darum, zu zeigen, „dass Klimaschutz zu Prosperität führt, nicht zu Verwerfungen“ - sowohl wirtschaftliche als auch soziale, sagt Winfried Kretschmann dazu. Das zu vermitteln, sehe er als die große Herausforderung in diesem Wahlkampf, der wegen Corona eigentlich gar keiner sei, weil der persönliche Kontakt fehle. Es gibt aber andere Vorteile. „Man kann mehr darstellen“, sagt er. Der Ministerpräsident gab auch ein wenig von seiner Taktik preis. Für ihn ist es wichtig, bei den grünen Kernthemen „nicht mit der Tür ins Haus zu fallen“.
Dass der Wahlkampf stark auf seine Person zugeschnitten ist, stellt für den Landesvater kein Problem dar und zeigt auch ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein. „Die Botschaft ist ja, dass ich das Land zehn Jahre ganz gut gesteuert habe, und das zeigt sich ja auch daran, dass wir im Ländervergleich gut durch die Corona-Krise gekommen sind und die niedrigsten Zahlen haben. Da haben wir wohl nicht alles falsch gemacht.“
Grüne Politik in Baden-Württemberg soll den Erfolg ökologischer Wirtschaftspolitik zeigen. „Das wollen wir schaffen und ein Beispiel für andere Regionen sein.“ Wenn alles läuft wie geplant, will Kretschmann weitere fünf Jahre dafür arbeiten.