Schnupfenzeit
Nicht jeder Husten wird durch Mykoplasmen ausgelöst

Atypische Pneumonien und Eltern, die sie bei ihren Kindern vermuten, halten Kinderärzte auf Trab.

Ob ein Kind eine atypische Pneumonie hat, lässt sich mit dem Stethoskop gut hören, sagt Kinderarzt Stefan Gaißer. Symbolfoto

Kirchheim. In der Kinderarztpraxis im Alten Haus geht es rund in diesen Tagen, wie immer, wenn der Herbst kommt. Symptome wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen, die in der Regel nach den Sommerferien auftreten, seien zahlenmäßig so häufig wie in jedem September und Oktober, sagt Kinderarzt Stefan Gaißer. Was in diesem Jahr anders ist: Viele Kinder haben atypische Lungenentzündungen oder Pneumonien, ausgelöst durch Mykoplasmen. Allein im September haben Gaißer und seine Kollegen 60 junge Patientinnen und Patienten mit atypischen Pneumonien behandelt. Vor dem Hintergrund, dass im selben Zeitraum insgesamt 1100 Kinder mit Infekten in die Praxis kamen, scheint das nicht besonders viel. „Man muss das aber schon als Welle betrachten“, sagt Stefan Gaißer.

Verunsicherte Eltern

Voll ist die Praxis aber nicht nur wegen der Patienten mit Pneumonien, sondern auch, weil viele Eltern durch die Berichte über Mykoplasmen verunsichert worden sind. „Viele stellen uns ihre hustenden Kindern vor. Wir haben so viele Anfragen, dass wir sogar schon Vorsorgen, die länger geplant sind, verschieben müssen“, sagt Stefan Gaißer. Er betont, dass nicht jedes Kind, das hustet, eine atypische Pneumonie hat. Typisch für die von Mykoplasmen ausgelöste Lungenentzündung sei beispielsweise, dass die Kinder nachts sehr stark husteten. „Wenn das Kind tagsüber hustet und nachts ruhig schläft, steckt eher keine Pneumonie dahinter“, sagt der Kinderarzt. Typisch sei außerdem, dass der Husten über längere Zeit andauert, zwischendurch auch mal weniger werden kann, dann wieder stärker wird. Bis auf den Husten seien die Kinder häufig fit.

„Wir raten auf jeden Fall dazu, länger andauernden Husten abklären zu lassen“, sagt Stefan Gaißer. Anders als bei Erwachsenen könne man die atypische Lungenentzündung bei Kindern sehr gut mit dem Stethoskop hören. Wenn die Kinder jedoch hoch fieberten und sehr krank seien, müsse man über eine Blutuntersuchung abklären, ob es sich um eine klassische Lungenentzündung handelt. Während bei der atypischen Pneumonie eine ambulante Behandlung mit speziellen Antibiotika ausreicht und manche sogar komplett ohne Behandlung ausheilen, müssten klassische Lungenentzündungen oft im Krankenhaus behandelt werden. 

Auch Adenoviren kursieren

Ob Covid bei Kindern eine große Rolle spielt, kann Stefan Gaißer nur vermuten. „Wir machen in der Praxis keine Abstriche“, sagt er. Wenn Eltern zuhause testeten, sei das natürlich in Ordnung. Fiebern Kinder über mehrere Tage und kommen in die Praxis, dann zieht Stefan Gaißer ausnahmsweise eine Maske auf, um sich vor Covid zu schützen. Ansonsten möchte er, so weit es geht, darauf verzichten. „Für die Kinder ist es wichtig, meine Mimik zu sehen“, sagt er. Im September wurden in der Kinderarztpraxis 50 Patienten behandelt, die Infekte mit länger anhaltendem Fieber hatten. „Das könnte Corona gewesen sein“, sagt Stefan Gaißer. Allerdings würden auch auch Adenoviren kursieren, bei denen die Kinder Schnupfen und Husten hätten, und hinterher noch Durchfall.