Kindern und Jugendlichen eine Chance auf Bildung geben: Das ist das Ziel von „Ny Hary - Verein zur Förderung der Jugendbildung in Madagaskar“. Im Jahr 2004 hatte der Kirchheimer Stefan Büschelberger den Verein gegründet, der sich seither stetig weiterentwickelte.
„Seit 20 Jahren betreiben wir ein Schüler-Wohnheim und eine Schüler-Speisung“, berichtet Claudia Gerlach-Reck aus Kirchheim, die Vorsitzende des Vereins ist und selbst sehr früh als Mitglied zu Ny Hary gestoßen war. „Ny Hary“ bedeute „sich eine Lebensaufgabe zu setzen“. Das Zentrum Alabri mit Schüler-Wohnheim und -Speisung befindet sich in der Stadt Miarinarivo in der Region Itasy. Im Wohnheim leben aktuell 52 Jugendliche; zwischen 200 und 250 Grundschulkinder kommen täglich in die Schülerspeisung, um eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen. Darüber hinaus gibt es 38 unterschiedliche Kursangebot in einem offenen Bildungszentrum mit insgesamt mehr als 900 Teilnehmenden im Jahr und sogar eine eigene Radiosendung.
Die 52 Jugendlichen, die im Wohnheim leben, besuchen eine staatliche weiterführende Schule. „Sie wohnen in unserem Zentrum, weil es für sie ansonsten unmöglich wäre, zur Schule zu gehen“, erklärt Gerlach-Reck. Hintergrund ist auch, dass sich ihr Zuhause zu weit weg befindet: „Die Straßen in Madagaskar sind schlecht – wenn es überhaupt welche gibt.“ Darüber hinaus stammen viele Kinder aus schwierigen Verhältnissen. „Wir haben auch Halb- und Vollwaisen“, erklärt die Vorsitzende. „Bei uns haben sie einen sicheren Wohnraum und erhalten jeden Tag Mahlzeiten“, betont sie. Außerdem gebe es Hausaufgabenhilfe, Unterstützung bei der Vorbereitung auf Prüfungen und außerschulische Aktivitäten. Den Kindern, die täglich zur Schülerspeisung kommen, stehen die Bildungsangebote von Ny Hary ebenfalls offen. „Wir haben ein starkes Team vor Ort, bestehend aus 30 Menschen: vom Nachtwächter über Küchenpersonal bis hin zu Lehrern und einem Verwaltungsrat.“ Letzterer besteht aus sechs Personen, die das Zentrum steuern und die sich regelmäßig mit den Vereinsverantwortlichen in Deutschland austauschen.
Jeder von uns hätte in einem Staat geboren werden können, in dem es keine Demokratie oder Freiheit gibt.
Claudia Gerlach-Reck, Vorsitzende von Ny Hary
„Ganz viele Kinder in Madagaskar schließen nicht einmal die Grundschule ab“, weiß Claudia Gerlach-Reck. Der Verein will hier wenigstens ein bisschen Abhilfe schaffen. „Was wir tun, ist auf ganz Madagaskar gesehen ein Tropfen auf den heißen Stein. Das ist mir bewusst“, räumt die Kirchheimerin ein. Doch das Engagement des Vereins zeige trotzdem Wirkung: „Die Kinder haben die Chance auf eine sichere Zukunft und darauf, etwas zu erreichen. Das motiviert sie.“








Neben dem Wohnheim, der Schülerspeisung und den Bildungsangeboten ist der Verein derzeit dabei, ein weiteres Angebot ins Leben zu rufen: Ein Ausbildungszentrum befindet sich aktuell im Aufbau. „Ein solches aus dem Boden zu stampfen, ist eine Herkulesaufgabe“, verdeutlicht die Vorsitzende. Denn das Zentrum muss räumlich erweitert und Personal geschult werden. Die Baupläne liegen bereits vor. In Planung sind die Ausbildungsgänge Fahrradmechanik und Transformationslabor. Bei Letzterem soll es zum Beispiel darum gehen, wie man Lebensmittel haltbar machen oder Sonnenenergie speichern kann. Dem Verein ist es ein großes Anliegen, den Jugendlichen fundierte Ausbildungen anzubieten, betont Gerlach-Reck.
Im Mai dieses Jahres war sie selbst vor Ort im Zentrum von Ny Hary in Madagaskar. „Dort ist alles organisiert, sauber und läuft in Strukturen ab“ – ganz im Gegensatz zur „lauten und hektischen Welt“ in den Städten Madagaskars. Es sei „ein heimeliger Ort der Ruhe und des Wohlfühlens“. Das 20-jährige Bestehen des Vereins wurde ausgiebig gefeiert mit einem bunten Karnevalszug, Flashmobs, Spielstationen, Musik und mehr.
„Es ist reiner Zufall, wo man auf die Welt kommt“, gibt Claudia Gerlach-Reck zu bedenken. „Jeder von uns hätte in einem Staat landen können, wo keine Menschenrechte hochgehalten werden, wo es keine Demokratie oder Freiheit gibt.“ Mit ihrem Engagement bei Ny Hary möchte die Kirchheimerin „die Möglichkeiten, die wir in Deutschland haben, wenigstens ein Stück weit an andere weitergeben“.
20 Jahre Ny Hary: Feier in der Kirchheimer Lugeria
Der Verein Ny Hary lebt fast ausschließlich von deutschen Spendengeldern, wie die Vorsitzende Claudia Gerlach-Reck verdeutlicht. Aktuell zählt der Verein 180 Mitglieder. Es gibt etwa 200 Bildungs- und Mitschülerstipendien, über die Kinder in Madagaskar finanziell gefördert werden, und 60 Projektpatenschaften. Darüber hinaus leisten freie Spender, Unternehmen und Stiftungen finanzielle Unterstützungen. Ny Hary arbeitet mit unterschiedlichen Partnern zusammen, zum Beispiel mit dem Reutlinger Verein „Zukunft Madagaskar“ oder der Studieninitiative „Weitblick Münster“.
Eine Feier anlässlich des 20. Geburtstags von Ny Hary findet am Samstag, 28. September, ab 17 Uhr in Kirchheim statt. Los geht’s mit einer für alle geöffneten kurzen Mitgliederversammlung in der Lugeria des Ludwig-Uhland-Gymnasiums. Ab 18 Uhr gibt es einen Rückblick zu 20 Jahre Ny Hary, aktuelle Informationen und einen Ausblick. Daran schließt sich ein gemütliches Beisammensein an. Es gibt auch Infostände und ein Quiz. Außerdem können die Gäste madagassische Waren erwerben. Anmelden sollte man sich per E-Mail an mitteilung@ny-hary.de. hei