Kirchheim. Renesas Electronics übernimmt den Chiphersteller Dialog Semiconductor. Diese Nachricht ließ aufhorchen in der Teck-Region, denn es stellt sich die Frage: Was bedeutet die Übernahme durch die Japaner für den Standort Nabern? Zusatzfrage: Was bedeutet es für die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Kirchheim?
Der Oberbürgermeister gibt Entwarnung, was alle möglichen Befürchtungen betrifft. Er sieht keine großen Veränderungen - und wenn doch, dann zum Besseren. „Überrascht waren die meisten von der Übernahme“, sagte Dr. Pascal Bader gestern auf Nachfrage des Teckboten.
Dass sich der Sitz im Ausland befindet, sei immerhin nichts Neues. Zuletzt saß Dialog Semiconductor in London - bis zum Brexit. „Die waren seither im MDAX gelistet, sind dann aber durch den Brexit rausgefallen. Deshalb haben sie ihren Hauptsitz wieder nach Deutschland verlegt, in diesem Fall nach Kirchheim“, stellt der Oberbürgermeister fest. In welchem Index es weitergeht, müsse sich jetzt erst noch zeigen.
Für das Unternehmen selbst und für den Standort Nabern sieht Pascal Bader Vorteile durch die japanische Übernahme: „Dialog Semiconductor war bislang sehr stark auf Apple ausgerichtet. Apple setzt aber immer mehr auf eigene Technologien und auf Fertigung im eigenen Haus. Deswegen hat Apple schon vor einiger Zeit Ingenieure in Nabern übernommen.“
Wenn Apple aber so weitermache, sei es für Dialog Semiconductor mehr als sinnvoll, sich ein weiteres Standbein zu suchen: „Das wäre in diesem Fall der Bereich Automotive.“ Und deshalb sei es folgerichtig, wenn sich der Chiphersteller nun an Renesas Electronics bindet. „Die arbeiten schon seit längerer Zeit zusammen. Den Deal halte ich für zukunftsträchtig - und zwar für beide Seiten.“
Einerseits könne sich Dialog Semiconductor dadurch breiter aufstellen als in einer zu großen Abhängigkeit von Apple. Andererseits profitiere auch Renesas Electronics von der Übernahme, weil auch die Japaner dadurch ihre Produktpalette ausweiten können.
Was die Übernahme bis ins konkrete Detail für Nabern bedeutet, weiß der Oberbürgermeister noch nicht. Er will sich deswegen in absehbarer Zeit mit der Geschäftsführung in Nabern austauschen. „Wie es wirklich weitergeht, ist von einer Konzernentscheidung in Japan abhängig. Aber ich bin da optimistisch, denn ein solcher Standort in Europa ist auch für einen internationalen Konzern wichtig.“
Und die Gewerbesteuereinnahmen, die für den Haushalt der Stadt Kirchheim so wichtig sind? Auch da gibt sich Pascal Bader gelassen: „Wo die Wertschöpfung entsteht, fällt auch die Gewerbesteuer an. Ich sehe keinen Grund für Befürchtungen, dass dadurch die Gewerbesteuer verschoben werden soll. Wir hatten das ja schon zu dem Zeitpunkt, als der Hauptsitz in London war, ohne dass es unsere Gewerbesteuereinnahmen betroffen hätte.“ Andreas Volz