Kirchheim. „Carsharing leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende und zum Klimaschutz. Es muss zum Normalfall werden, dass Autos gemeinschaftlich genutzt werden.“ So lautete eine Botschaft von Miriam Caroli, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Carsharing (BCS) bei einer Veranstaltung des Netzwerks „Kirchheim anders mobil“ im Rahmen der Kirchheimer Mobilitätstage.
Was in der Mobilitäts- und Klimapolitik geschehen muss und welche Lösungen Carsharing dafür anbietet, ist im „Nationalen Entwicklungsplan Carsharing“ nachzulesen, den der Bundesverband erst kürzlich vorstellte. Die Klimaschutzziele der Bundesregierung sehen insgesamt – und damit auch für den Verkehrssektor – Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 vor. Dazu muss der heutige Verkehr in hohem Maß auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds verlagert werden. Miriam Caroli führte aus: „Carsharing stellt den Bürgerinnen und Bürgern die individuelle Mobilität ressourcenschonend und bezahlbar für die wenigen Wege zur Verfügung, für die effizientere Alternativen nicht geeignet sind.“
Das Umweltbundesamt rechnet vor: Für den klimaneutralen Verkehr in der lebenswerten Stadt der Zukunft müssten pro 1000 Einwohner 150 Autos genügen. Miriam Caroli stellte fest: „Von diesem Versorgungsstand sind wir noch weit entfernt. In Deutschland stehen 26 200 Carsharing-Fahrzeuge in 855 Städten und Gemeinden zur Verfügung – davon etwa 4500 Fahrzeuge in Baden-Württemberg. Was wir brauchen, ist ein schneller Ausbau des Angebots. Carsharing muss flächendeckend verfügbar sein.“
Hoffnung auf finanzielle Hilfen
Ein schnelles Wachstum könnten die Carsharing-Anbieter nur mit Unterstützung der Politik schaffen. Die Bundesregierung müsse in Zukunft sowohl den Ausbau des Carsharing-Angebots in der Fläche als auch die Verdichtung im städtischen Raum fördern.
In sämtlichen Wohngebieten, die der Innenstadt nahe sind, müsse bis 2025 für jeden Haushalt mindestens ein verlässlich verfügbares Carsharing-Angebot in der näheren Umgebung erreichbar sein, maximal 400 Meter entfernt. In kleinen und mittleren Städten und im ländlichen Raum sollte die Zahl der Stationen für die gemeinsam genutzten Fahrzeuge bis 2025 verdreifacht werden.
Finanzielle Unterstützung, wie eine Anschubförderung für neu bereitgestellte Fahrzeuge, sei unabdingbar. Außerdem müssten Beratungsangebote die kommunalen Verwaltungen dazu befähigen, Carsharing-Stellplätze im öffentlichen Raum schneller zu ermöglichen.
In einer Aussprache ging es zum Ende der Veranstaltung um die bessere Verzahnung von Carsharing und ÖPNV mit digitaler Technik. Zur Finanzierung führte Heinrich Brinker von „Kirchheim anders mobil“ aus: „Die Bundesregierung verzichtet jedes Jahr durch die Pauschalbesteuerung privat genutzter Dienstwagen auf mindestens 3,1 Milliarden Einnahmen – und durch Steuererleichterungen für Dieselfahrzeuge auf mindestens weitere 7,4 Milliarden Euro. Mit einem Bruchteil dieser fehlgeleiteten Subventionen könnte die Regierung die Pkw-Mobilität neu ausrichten. hb