Von wegen brotlose Kunst: Wie Musik und humanitäre Hilfe Hand in Hand gehen können, war beim Benefiz-Konzert mit dem Onnen-Chor im Kirchheimer Alten Gemeindehaus zu erleben. „Lieder ohne Grenzen“ hatten die Musiker versprochen. Der Programmfolge gelang das Kunststück, die Erwartung einer musikalischen Weltreise noch zu überbieten. Denn kein Reisender hätte der rasanten Route folgen können, mit dem die Sängerinnen und Sänger den Erdball umkreisten.
Lateinamerikanische, jamaikanische und afrikanische Folklore trafen auf irische Balladen, deutsches Liedgut und zeitlose Musicalhits. Dieses umspannend zu nennende Repertoire mit seinem Schwerpunkt auf der Folkmusik dürfte ein Alleinstellungsmerkmal des gut dreißigköpfigen Onnen-Chors sein. Das bewusst breit angelegte Programm bot zudem willkommene Gelegenheit, das reiche solistische Potenzial des Klangkörpers zu präsentieren und dem chorischen Gesang charaktervolle Einzelstimmen gegenüberzustellen.
Chorleiter Manfred Onnen hatte nicht nur musikalisch die Zügel in der Hand. Seine unterhaltsame Moderation wusste zur Freude der Hörer die stilistisch weit gestreuten Facetten des Programms auch charmant zu verknüpfen.
Dieses geradezu selbstverständliche Überwinden von Grenzen – politisch, geografisch und kulturell – kam als durchgängige Botschaft des Konzerts an. Dass ein solches Ideal nicht nur ästhetische Vermittlung, sondern auch tatkräftige Umsetzung erfährt, dafür ist der Förderverein „Bildung gegen Armut in Kolumbien“ zuständig, der als zweiter Gastgeber des Abends fungierte. Ihm ist an der Überwindung derjenigen Grenzen gelegen, die die Armut insbesondere jungen Menschen auferlegt.
Bereits sieben Mal haben Onnen-Chor und Förderverein miteinander kooperiert. Das Ziel: mit Spendengeldern Kinder aus benachteiligten Familien in Kolumbien bei der Finanzierung ihrer Schulausbildung zu helfen, um ihnen eine Zukunft ohne Armut zu ermöglichen. Diesem humanitären Zweck kam auch der Erlös des Chorkonzerts im Alten Gemeindehaus zugute.
Fruchbarer Beitrag zur Bildung
Der Verein gewährte den zahlreichen Gästen konkreten Einblick in seine Arbeit. Etliche der geförderten Bildungskarrieren muten traumhaft an. Aus Kindern, die notdürftigen Wohnverhältnissen und bildungsfernen Elternhäusern entstammen, werden Buchautoren, Informatiker und Wirtschaftsexperten. Aber nicht nur akademische Bildungswege, auch die zahlreichen durch Spendengelder erworbenen handwerklichen Kompetenzen gehen mit einem gesellschaftlichen Nutzen einher.
Wer mag angesichts einer solch wirksamen Entfaltung von Musik dem Kulturleben die Systemrelevanz absprechen wollen? Auch in Deutschland ist kulturelle Bildung noch immer Aufbauarbeit. Das Benefiz-Konzert des Onnen-Chors erwies sich hierbei als fruchtbarer Beitrag.