Es kann kein gewöhnlicher Donnerstagnachmittag sein, an dem sich bereits gegen 17 Uhr über 300 Menschen auf dem Kirchheimer Schlossplatz tummeln. Und tatsächlich – das nicht zu übersehende und liebevoll geschmückte Bierzelt zeigt: Die ersten Kirchheimer Biertage haben begonnen. Nicht nur der goldene Gerstensaft lockt die Menschen rund um die Teck in die Innenstadt, auch die verschiedenen Foodtrucks entlang der Schlossmauer führen die Besucherinnen und Besucher mit Schupfnudeln, Baumstriezeln und Burgern in Versuchung.
Der Anblick erinnert ein bisschen an einen kleinen Jahrmarkt. Die Stimmung an den Festzelt-Tischen ist entspannt. Viele sind spontan mit ihrer Familie oder ihren Kollegen zum After-Work-Absacker gekommen. Eine Gruppe Senioren aus dem Pflegeheim ist ebenfalls zu Gast mit ihren Pflegerinnen und Pflegern, die die Rollstühle an die reservierten Biertischgarnituren schieben.
Um 18 Uhr warten alle gespannt auf den Fassanstich: Landtagsabgeordneter Andreas Kenner erzählt von der fast tragischen Geschichte der Kirchheimer Bierbrauer und von Michael „Gnadle“ Attinger, der die Braukunst nach etlichen Jahren wieder zurück nach Kirchheim holte. „Nach zwei ‚Aufruhr-Bieren‘ der Braurevolution verspreche ich hoch und heilig, dass unser Gemeinderat, wie einst, nie wieder das Brauhandwerk verbieten wird“, spricht der „suchtpolitische Sprecher der SPD im Landtag“ und eröffnet mit fünf gezielten Schlägen mit dem Schlegel die ersten Kirchheimer Biertage. „Und nicht vergessen: Nach jedem Bier ein Wasser trinken!“
Frisch gezapftes Freibier gibt es von der Kirchheimer Brauerei Braurevolution. Kinder toben zwischen den Bänken und genießen leckere Chips vom Spieß, lachende Cliquen und Pärchen sitzen gemütlich beim Randale- oder Aufruhr-Bier und anderen Biervariationen von Singhbräu und der Braurevolution. Der Andrang ist groß und die Schlangen an den Zapfhähnen werden im Laufe des Abends immer länger.
Die Grüppchen verlagern sich langsam nach draußen an die Stehtische, auf die umliegenden Gemäuer und sogar in den Marstallgarten – es ist ein riesiges gemütliches „Stand-in“, das es so in Kirchheim noch nie gab. „Niemals hätten wir mit diesem Andrang gerechnet“, sagt Veranstalter Gunnar Stahlberg, der auch das erste Streetfood-Festival nach Kirchheim brachte. „Unsere Fässer sind nahezu komplett leer und die Brauer geben für die nächsten Tage ihr Bestes, um genügend Nachschub abzufüllen. Um den Schlangen entgegenzuwirken, werden wir weitere Zapfhähne installieren, und mittlerweile sind bereits dreimal so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz wie ursprünglich geplant. Das ist beim momentanen Personalmangel auch nicht selbstverständlich.“ Andreas Kenner teilt diese Meinung: „Danke an alle Gastronomie-Mitarbeiter, die weiterhin in dieser schwierigen Zeit durchhalten, und danke an die Kirchheimer Veranstalter, die diese Risiken für uns tragen! Die Leute nehmen die Events dankbar an und lieben unser quirliges Kirchheim – das muss weiterhin gepflegt werden.“
Der Ansturm gibt ihm recht: Immer mehr Menschen strömen auf den Schlossplatz. „Die Getränkepreise hier sind fair“, sagt eine Besucherin. „Die Alternative wäre ein billiges Dosenbier zu Hause alleine auf der Couch“, lacht sie.