DJs verbreiten Feierstimmung: Sie sind verantwortlich für die Musik, die in den Clubs läuft. Sie spielen mit den Liedern und der Stimmung der Gäste und sorgen mit ihrer Arbeit für volle Tanzflächen. Doch für Enzo Simeonidis ist die Party seit Corona vorbei.
Seit 2016 ist er unter dem Namen DJ Filos bekannt. Unter anderem hat er in Kirchheim, Nürtingen und Stuttgart aufgelegt. Im „Wilden Mann“ begann seine Karriere, im Club Edison war er Stamm-DJ. Am liebsten legt er Old-School auf: Hip-Hop von Rappern wie DMX und Notorious B.I.G., aber auch R’n’B, beispielsweise von Ginuwine oder Montell Jordan.
für immer verändert.
Bis sich das Coronavirus bundesweit breitmachte und Clubschließungen und Personenbeschränkungen zum Alltag wurden, war der Terminkalender des DJ prall gefüllt. „Ich konnte bis zu zwei Jahre im Voraus verlässlich planen“, berichtet Enzo Simeonidis. Doch mit den Einschränkungen und Lockdowns leerten sich nicht nur Clubs, Bars und Veranstaltungshallen, sondern auch sein Kalender. Auch jetzt, wo die Maßnahmen wie Dominosteinchen gekippt wurden, ist keine langfristige Planung möglich. „Ich könnte jetzt schon schwören, dass die Clubs wieder im Herbst schließen müssen“, sagt er frustriert.
Der DJ und seine Kollegen haben nicht nur mit der Absagenflut zu kämpfen, sondern auch damit, dass sich in den Clubs einiges verändert hat. Zum einen ist die Bezahlung deutlich schlechter als zuvor. „In Stuttgart sollte ich in einem Club von 20 bis 6 Uhr auflegen. Für die komplette Zeit haben sie mir 50 Euro geboten“, berichtet er. Normalerweise nimmt der DJ pro Nacht ein Vielfaches dieser Summe ein. Doch er versteht, dass viele Clubs finanziell auf dem Zahnfleisch gehen, und eigentlich würde er sich gar nicht so sehr an den Kleckerbeträgen stören – könnte er wenigstens die Musik auflegen, für die sein Herz schlägt.
Wenig Lohn, viele Vorschriften
Doch auch das Publikum hat sich verändert. Die Generation „Ü 30“ sieht er gar nicht mehr. Stattdessen tummeln sich Teenager und Anfang-Zwanzigjährige auf der Tanzfläche. Und die hören eben nicht so gerne Old-School-Rap. Stattdessen soll der DJ moderneren deutschen Hip-Hop, Schlager und dergleichen spielen. „Wenn ich auf Hochzeiten oder ähnlichen Veranstaltungen auflege, dann spiele ich alles, was die Leute wollen. Aber nicht in den Clubs für so wenig Geld“, sagt Enzo Simeonidis. Die Konsequenz: Der DJ legt mittlerweile fast ausschließlich bei Privatveranstaltungen auf. „Club-Gigs mache ich nur noch, wenn es mir gefällt.“
Ursprünglich ging es dem DJ darum, ein bisschen Geld neben der eigentlichen Arbeit einzunehmen und vor allem um die Freude an der Musik. Doch in den Club fehlt ihm beides: „Es macht keinen Spaß mehr, ich bin auch kein Künstler mehr. Ich bin ein Dienstleister mit einer sehr geringen Entlohnung“, fasst Enzo Simeonidis seinen Frust zusammen.
Schutz vor Infektionen
„Vor Corona war man als DJ frei“, sagt der 32-Jährige und seufzt schwer. Zu dieser Freiheit zählt er allerdings auch, sich nicht mit dem Virus zu infizieren. Im Club trennt ihn teilweise nur das DJ-Pult von der feierwütigen Menge. „Aber mir ist meine Sicherheit und die der Gäste wichtig“, beharrt Enzo Simeonidis.