In den innenstadtnahen Quartieren Paradiesle, Klosterviertel und Rauner sorgt das Thema Parken immer wieder für Frust und Ärger. Anwohner beklagen, dass die Straßen ihrer Wohnviertel von Innenstadt-Besuchern oder Pendlern zugeparkt werden, die sich das Ticket in Tiefgaragen oder auf gebührenpflichtigen Parkplätzen sparen wollen. Dazu passt, dass die städtischen unterirdischen Garagen häufig halb leer stehen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in vielen privaten Garagen keine Autos parken. Häufig dienen sie als Kellerersatz oder Abstellmöglichkeit für Fahrräder, Rasenmäher und Roller. Auch das trägt dazu bei, dass die Straßen in den Quartieren voller sind, als sie es sein müssten.
Es sollte eine Lösung sein, die nicht zu mehr Bürokratie führt.
Achim Rapp, Kirchheimer Bürgermeister
Struktur in dieses Kuddelmuddel aus unterschiedlichen Interessen zu bringen, ist das Ziel von „Park.Raum.Dialog“, einem Beteiligungsformat, das aktuell in Kirchheim läuft. Es ist ein Angebot des Kompetenznetzes „Klima Mobil“, das Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg, darunter Kirchheim, zu allen fachlichen Fragen einer klimaschutzorientierten Parkraumpolitik berät. Bei verschiedenen Veranstaltungen will die Stadt mit Anwohnern, aber auch anderen Interessensgruppen über die Situation in den Quartieren ins Gespräch kommen. Es geht darum, nach Lösungen zu suchen und Konzepte zu entwickeln, wie der Parkdruck verringert werden kann. Doch der „Park.Raum.Dialog“ dreht sich auch um grundsätzlichere Fragen. „Wie kann öffentlicher Raum noch genutzt werden, wenn Parkflächen frei werden sollten?“, wirft Achim Rapp, Bürgermeister in Kirchheim, eine in den Raum.
Sobald die Ergebnisse der Veranstaltungen ausgewertet sind, folgt der Zahlenteil der Untersuchung, der die Datengrundlage für künftige Entscheidungen schaffen soll: der sogenannte „Park.Raum.Check“, für den sich die Stadt aktuell bewirbt. Die Idee: Ein Fachbüro prüft den vorhandenen öffentlichen Parkraum, die Regelungen und die Auslastung in einem festgelegten Untersuchungsgebiet. Anschließend schlägt es Maßnahmen vor, beispielsweise die Einführung von Kurzzeitparkgebühren, Bewohnerparken oder die Ausgabe von Dauerparkausweisen. Parallel erarbeitet die Stadt Kirchheim ein Parkraummanagement-Konzept. Ende des Jahres soll der Gemeinderat von der Verwaltung ein Konzept erhalten, über das er entscheiden kann.
Achim Rapp will dem Prozess nicht vorgreifen. Eines ist ihm aber heute schon wichtig: „Es sollte eine Lösung sein, die nicht zu mehr Bürokratie führt.“ Anwohnerparken hält er für eine von vielen Möglichkeiten. Es hat aus seiner Sicht jedoch auch Nachteile, beispielsweise den, dass man es verwalten muss. Und die Anwohner müssten sich im Klaren sein: „Dann haben meine Besucher ein Park-Problem“. Vielleicht mache es auch Sinn, die Gebührengebiete auszuweiten. Oder das oberirdische Parken teurer zu machen, damit die Tiefgaragen besser genutzt werden. Oder ein Jahresticket einzuführen. „Wir müssen offen sein für gute Instrumente, ohne die zu bestrafen, die einen Parkplatz brauchen“, sagt Rapp.
Info„Park.Raum.Dialog“ und „Park.Raum.Check“ sind Angebote des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg.