Kirchheim. Noch keine Woche im Amt, musste Kirchheims neuer Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader gestern bereits als Mitglied des Krisenstabs auftreten - aber immerhin nach überwundener Krise. Zumindest waren die 15 Quarantäne-Gäste des Kirchheimer ateck-Hotels im Nachhinein kein Grund, um eine Krise heraufzubeschwören. „Es ist schön, dass wir die Quarantäne nun zu einem guten Abschluss bringen konnten“, zeigte sich Pascal Bader erleichtert. „Wer auch immer in kürzester Zeit entscheiden muss, ob man eine solche Quarantäne einrichtet, kann die Folgen oft noch gar nicht abschätzen.“
Gesundheitliche Folgen gab es in diesem Fall keine - für niemanden. Dafür aber war die Aufregung in und um Kirchheim groß, was vor allem in den sozialen Netzwerken zu lesen war: „Da kam immer wieder die Frage auf, wie man so etwas zulassen kann. Deswegen war es wichtig, die Menschen schnell und gut zu informieren“, meinte Pascal Bader gestern. „Es gab aber auch sehr positive Reaktionen. Viele Kirchheimer haben mit großer Anteilnahme reagiert und die Menschen während der Quarantäne unterstützt.“
Amtseinsetzung ist abgesagt
Inzwischen aber ist Pascal Bader sogar selbst in einer Art „Krise“ angekommen: Er musste gestern seine feierliche Amtseinsetzung absagen, die für den heutigen Samstag vorgesehen war - nicht wegen der Quarantäne im ateck-Hotel, aber wegen der tatsächlichen Coronafälle, die es mittlerweile in Baden-Württemberg und auch im Landkreis Esslingen gibt. Die Infektionen kamen über Italien, vor allem über Südtirol, wo viele ihre Faschingsferien verbracht haben. Seit gestern gilt Südtirol als Risikogebiet.
„Es war eine schwierige Abwägung, die Veranstaltung abzusagen“, sagte der Oberbürgermeister. „Einerseits wollen wir das Risiko minimieren, andererseits aber das gesellschaftliche Leben nicht zum Stillstand bringen.“ Gerechnet hatte die Stadtverwaltung mit 600 bis 700 Gästen, die heute Abend in die Stadthalle gekommen wären: „Wenn sich nur einer dieser Gäste später als Verdachtsfall herausgestellt hätte, dann hätten alle anderen die nächsten 14 Tage zuhause bleiben müssen.“ Niemand wollte riskieren, die halbe Stadtverwaltung in den „Zwangsurlaub“ schicken zu müssen. „Das wäre für mich sicher kein guter Einstieg gewesen“, stellte Pascal Bader augenzwinkernd fest.
Die rechtliche Lage erklärte DRK-Landesverbandspräsidentin Barbara Bosch, die bis 2019 Oberbürgermeisterin von Reutlingen war: „Um die Amtsgeschäfte zu übernehmen, braucht es keine große Feier. Da genügt die Ernennungsurkunde.“ Andreas Volz