Kirchheim
Paul Millns verwandelt in der Bastion Gefühle in Klänge

Konzert Paul Millns und seine Band beweisen sich im Kirchheimer Club Bastion eher als Meister der leisen Töne. Der fein austarierte Sound zieht das Publikum in seinen Bann. Von Rainer Kellmayer   

In der Bastion ist Paul Millns ein gern gesehener Gast: Bereits mehrfach hat der Londoner mit seiner Band im Kirchheimer Club gespielt. Der 77-jährige Altmeister des Blues scheint sich im urigen Kellergewölbe wohlzufühlen. „I feel like in my own castle“, begrüßte er das Publikum im voll besetzten Keller und legte sogleich mit Volldampf los. Die aparte handgemachte Musik faszinierte vom ersten Ton an. Millns und seine Mitstreiter - Ingo Rau an Bass und Akkordeon und Butch Coulter mit Mundharmonika und Gitarre - brauchen keinen technischen Schnick-Schnack, um die Musik wirkungsvoll in Szene zu setzen. Sie überzeugen mit einem fein austarierten Sound, der in der Lautstärke nicht überzogen ist und die Feinheiten der musikalischen Strukturen offenlegt. Wenn Millns in „City Boy“ die Liebe zu seiner Heimatstadt London ausdrückt, spürt man: Da singt einer, der etwas zu sagen hat, der absolut authentisch ist und dessen Lieder aus dem Herzen kommen.

Wandlungsfähige Stimme

Die Stärke von Paul Millns ist seine wandelbare Stimme - keine Rockröhre, aber ein fein timbriertes Organ, das ein farbiges Kaleidoskop an Stimmungen einfängt. Als er in die Tasten griff, riss sein Spiel das Publikum nicht von den Sitzen - meist sorgte er mit der linken Hand für einen pulsierenden Drive, und die andere Hand unterlegte die vokalen Aktionen harmonisch mit vollgriffigen Akkorden. Doch gelegentlich startete Millns in der Bastion rasante Ausflüge über die Tastatur des Klaviers: technisch gekonnt und mit Sinn für stilvolle Phrasierung.

Mit stoischer Ruhe bearbeitete Ingo Rau seinen Bass. Die rastlos durchmarschierenden, knackig in die tiefe absteigenden Tonketten gaben dem Ganzen ein sattes Fundament. Und wenn Rau den Bass weglegte und zum Akkordeon griff, kolorierte er den Bandsound mit schillernden Klangfarben.

Besondere akustische Momente steuerte Butch Coulter mit seiner Mundharmonika bei. Dem winzigen Instrument entlockte er Töne von besonderem Reiz, setzte coole Klangakzente, und als er zur Gitarre wechselte, waren feine Saitenspiele angesagt.

Paul Millns liebt die melancholische Stimmung des Blues. Doch gelegentlich streute er auch einen fetzigen Boogie-Woogie ein, und als er sich - schwungvoll sekundiert von Rau und Coulter - mit „Happy go lucky“ auf fröhliche Pfade begab, reagierte das Publikum begeistert. Millns ist nicht nur ein außergewöhnlicher Sänger, auch die Kunst des Plauderns beherrscht er perfekt. Als er die Titel mit dem ihm eigenen englischen Humor ankündigte, hatte er die Lacher im Publikum auf seiner Seite: Die Zuhörerinnen und Zuhörer fühlten sich bestens unterhalten.

Paul Millns ausdrucksstarke Stimme verwandelt Gefühl in Klang. Die Songs haben inhaltlichen Tiefgang: Seine Poesie fängt die Zerbrechlichkeit des Glücks ebenso scharf ein wie den Alltag. Gebannt lauschte das Auditorium den feinnervigen Songs - ruhig und konzentriert. Als gegen Ende des Konzerts die Musik Fahrt aufnahm, kam im Club Bastion doch noch Stimmung auf. Das Publikum klatschte im Takt, manche Füße wippten rhythmisch mit, und Paul Millns und seine Band wurden mit Beifall geradezu überschüttet.