Eigentlich ist alles ganz einfach: Kunden, deren Grillgas alle ist, nehmen ihre leere Gasflasche und tauschen sie bei ihrem Anbieter gegen eine neue um. Gezahlt wird nur für die Füllung. Doch jetzt kommt es in vielen Baumärkten immer öfter vor, dass Kunden wieder mit der leeren Gasflasche heimgeschickt und vertröstet werden. Am besten klappt der Handel noch im 1:1-Tausch. „Wer mit leeren Flaschen kommt,
kommt mit einer Elf-Kilogramm-Flasche
über den ganzen Sommer.
kann die gleiche Zahl gefüllt wieder mitnehmen“, berichtet Christian Burger, Marktleiter im Toom-Baumarkt in Kirchheim. Auch dort hat man festgestellt, dass Kunden die bewährten roten 11-Kilogramm-Flüssiggasflaschen offensichtlich zu Hause bunkern. „Gas an sich gibt es genug“, meint Burger, „die Flaschen sind das Problem.“
Derzeit wird eifrig gegrillt, doch am Sommer allein liegt der Engpass nicht, schließlich wird nicht nur zum Brutzeln knuspriger Würstchen und für die Reise im Wohnmobil Gas benötigt. „Wir haben das ganze Jahr über einen konstanten Absatz“, berichtet der Toom-Fachmann. Im Winter sei Gas vor allem für Heizstrahler gefragt, beispielsweise auf Weihnachtsmärkten. Speziell in Corona-Zeiten wurden auch verstärkt Außenbereiche von Restaurants geheizt. Was also ist der Grund fürs plötzliche Hamstern? Nach Meinung der Fachleute vor allem die Furcht, dass es plötzlich nichts mehr geben könnte.
Diese Gefahr sieht jedoch keiner der befragten Händler. „Unser Lieferant hat vorgesorgt“, beruhigt entspannt Tobias Pachl, Geschäftsführer bei Eisenhandel Wiedemann in der Kirchheimer Bohnau. Dort wird mit grauen Flaschen gehandelt, die der Kunde selbst kauft und immer wieder in neu gefüllte umtauscht. Einen Engpass haben er und seine Mitarbeiter mit diesen Flaschen bislang noch nicht erlebt, allenfalls ein etwas weniger gefülltes Lager. Was sich geändert hat, sind allerdings die Preise. Die sind in den vergangenen Monaten locker um 20 Prozent in die Höhe geklettert – wie es bei vielen Waren seit Beginn des Ukraine-Kriegs der Fall ist.
Rar sind also in erster Linie die roten Pfandflaschen. „Die Verknappung der Tauschflaschen erleben wir schon seit einigen Wochen“, berichtet der Pressesprecher der bundesweiten Baumarktkette Hornbach, Florian Preuss. „Für unsere Abfüller heißt das, sie müssen mehr Flaschen produzieren.“ Das sei aber schwierig, weil dafür Material aus östlichen Ländern gebraucht werde. Dass kein Gas zur Verfügung stehe, stimme einfach nicht. Preuss dazu: „Das liegt an der hohen Bevorratung.“
„Es wird wieder gehamstert“, bestätigt auch Evelyn Höller, Sprecherin beim Abfüller Propan Rheingas in Brühl. Das führe zu einer künstlichen Verknappung, die Flaschen seien schwieriger zu beschaffen, hinzu kämen die gestiegenen Stahlpreise.
Der Verband für Flüssiggas (DVFG) nimmt ebenso wie Propan Rheingas durchaus eine verstärkte Nachfrage nach Flüssiggas wahr. Es gäbe aber keinen Grund, Gasflaschen zu horten, bremst ein Verbands-Sprecher die Kaufpanik. Die Versorgung mit Propan- und Butangas sei in jedem Fall gesichert. Letztlich habe es der Kunde ja selbst in der Hand: „Wer einmal die Woche grillt, kommt mit einer Elf-Kilogramm-Flasche über den ganzen Sommer.“