Seit 22 Jahren lebt der US-Amerikaner David Zimmerman in Tasmanien, der dem australischen Kontinent vorgelagerten Insel, die zugleich einer der Bundesstaaten Australiens ist. Nahe der tasmanischen Hauptstadt Hobart seien seine Frau Diane und er zu Hause, erzählt David Zimmerman bei deren Besuch im Kirchheimer Teilort Nabern vergangene Woche.
Erster Besuch in Deutschland
Es ist der erste Besuch des Wahl-Australiers in Deutschland überhaupt. Dass es das Ehepaar vom anderen Ende der Welt in die schwäbische, rund 2000 Seelen große Gemeinde verschlagen hat, hat einen besonderen Grund. Erst seit kurzer Zeit weiß David Zimmerman, dass er noch einige Verwandte in Nabern hat. Die heißen teils auch Zimmermann in der deutschen Schreibweise mit zwei „n“ und tragen zudem verschiedene weitere Familiennamen. Um die 30 seien es insgesamt, sagt Angelika Rehm, deren Mann Hartmut das Zusammentreffen innerhalb weniger Tage vor Ort organisiert hat. Auch er ist über mehrere Ecken mit David Zimmerman verwandt – „wir sind Großcousins über mehrere Grade“, erzählt Hartmut Rehm beim Treffen im Naberner Rathaus. Alle Verwandten, die es an diesem Samstagvormittag einrichten konnten, sind gekommen.
Initialzünder kam im Urlaub
Auf den Weg gebracht hatte das Familienzusammentreffen Joachim Landeck aus Schweinfurt. Er und seine Frau Erika, die in Nabern ebenfalls dabei sind, lernten David und Diane Zimmerman in einem Thailand-Urlaub kennen und sind seither befreundet.
Irgendwann habe ihm David, der wie Hartmut Rehm ebenfalls in seiner Familiengeschichte recherchierte, davon erzählt, dass es familiäre Verbindungen nach Nabern in Baden-Württemberg geben müsse, dass er aber nicht wisse, ob tatsächlich noch Verwandte dort wohnen. Joachim Landeck wandte sich daraufhin an Naberns Ortsvorsteher Giacomo Mastro. Der wiederum hakte bei Hartmut Rehm nach, der 40 Jahre zum Ortschaftsrat in Nabern gehörte und sich grundsätzlich für die Geschichte in der Gemeinde interessiert und einsetzt.
Mit ihm hatte er den richtigen Ansprechpartner, wie sich schnell herausstellte, denn Hartmut Rehms Mutter ist eine geborene Zimmermann. „Die Familie Zimmermann kam mit Balthasar Zimmermann 1654 nach Nabern. Er ist ein gemeinsamer Vorfahre von uns hier und David sowie den weiteren Verwandten in den USA“, erzählt Hartmut Rehm, der sich wie alle anderen hiesigen Familienmitglieder sehr über die neu gefundene Verwandtschaft in Australien und den USA freut.
Auch David Zimmerman war bei seinen Recherchen bereits auf eben jenen Balthasar Zimmermann gestoßen, erfährt man von ihm. Der gemeinsame Vorfahre sei Bürgermeister in Nabern gewesen, unter seiner Regie entstanden etwa das Alte Rat- und Schulhaus, berichtet Hartmut Rehm. 1831 sei dann Kaspar Zimmermann mit seiner Frau und sechs Kindern in die USA ausgewandert. Der Ursprung der dortigen Familie. Kaspar Zimmermanns Sohn Michael sei sein Ur-Ur-Großvater gewesen, sagt David Zimmerman, der vor dem Umzug nach Tasmanien in Kalifornien lebte. „Meine Großmutter aus Weilheim hat früher von der Verwandtschaft in Amerika erzählt“, erinnert sich auch Hartmut Rehm.
Überwältigt vom Empfang
„Als ich Joachim von der familiären Verbindung zu Nabern erzählte, wusste ich noch nicht, dass ich hier tatsächlich noch Verwandte treffen werde und dann gleich so viele. Ich dachte, ich schaue mir bei meinem Besuch einfach den Ort an und mache ein paar Fotos als Erinnerung“, sagt David Zimmerman sichtlich begeistert angesichts der großen Überraschung. „Die vielen Verwandten in den USA warten ebenso gespannt auf Infos. David hat dort unter anderem sieben Cousins, die wiederum viele Kinder haben“, erzählt Diane Zimmerman. „Viele Zimmermans leben heute in den Bundesstaaten Oregon und Washington. Nicht mal wir kennen wirklich alle“, fügt sie hinzu und lacht.
Sehr gerne wollen David und Diane Zimmerman mit den neu kennengelernten schwäbischen Verwandten in Kontakt bleiben. Nach einem kurzen historischen Exkurs in Naberns Ortsgeschichte für die Gäste durch Hartmut Rehm bekommt der australische Besuch zur Erinnerung von Ortsvorsteher Giacomo Mastro, der diesem die Gemeinde aus heutiger Sicht nahebrachte, das Naberner Heimatbuch und einen Bildband zu historischen Gebäuden im Ort. Danach geht es für David und Diane Zimmerman mit den Naberner Verwandten auf einen Ortsrundgang und zum gemeinsamen Mittagessen. „Wir sind leider nur heute hier, dann geht es mit unseren Freunden zurück nach Schweinfurt und in ein paar Tagen heim nach Tasmanien“, so David Zimmerman.