Kirchheim
Platz machen!

Kommentar Der Rückzug von Michael Hennrich entspricht dem Zeitgeist. Von Irene Strifler

Der Rückzug von CDU-Mann Michael Hennrich aus der Bundespolitik ist ein Paukenschlag. Zwar hatte der langjährige Politiker schon vor der Wahl angekündigt, dies sei seine letzte Legislaturperiode. Doch dass der Inhaber des Direktmandats mittendrin aufhört, ist ein Novum im Wahlkreis. Pikant wird die Sache dadurch, dass für Hennrich ein Mann von der Liste nachrückt. Der stammt aus Heidelberg und dürfte mit Kirchheim nichts am Hut haben.

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Wie oft lamentiert das Wahlvolk über Menschen, die an ihren Ämtern kleben, obwohl ihre Zeit gefühlt abgelaufen ist. Als Ewiggestrige werden einstige Erneuerer zu Blockierern, die die Position der Macht nicht loslassen können. Die Wählerschaft will immer wieder Erneuerung, Regentschaft nutzt sich ab. Das gilt im Großen, wie jüngst etwa der Regierungswechsel nach der Bundestagswahl bewies. Das gilt aber auch im Kleinen, man denke nur in Kirchheim an die demonstrative Abwahl der Oberbürgermeisterin, die doch eigentlich nichts wirklich falsch gemacht hatte.

Rechtzeitig Platz zu machen, ist genau das, was Wählerinnen und Wähler fordern. Am Ende der Legislaturperiode wäre Michael Hennrich 60, jetzt ist er 57. Der Rückzug aus der Politik eröffnet ihm noch einen echten Neustart vor dem Ruhestand. Der mag nicht frei von Eigennutz sein: Der Wechsel in den Lobbyismus dürfte verlockend sein, wenn auch moralisch angreifbar.

Doch was wäre die Alternative gewesen? Für einen Oppositionspolitiker, der wahrgenommen wird, fehlt ihm das Polternde, das Marktschreierische. Natürlich könnte er die Zeit bis zur nächsten Wahl absitzen, anschließend 18 Monate lang Übergangsgeld beziehen und schließlich vorzeitig in Rente gehen. – Auf Kosten der Steuerzahlerin und des Steuerzahlers. Das kann niemand wollen.

Nicht zuletzt sind auch Politiker Menschen. Die langjährige Bundeskanzlerin liefert derzeit ein sympathisches Beispiel für ein erfülltes Leben nach der Politik. Der bekennende Merkelianer Hennrich dürfte seinem Vorbild auch darin nacheifern. Für junge Köpfe Platz zu machen, dürfte also nicht die schlechteste Idee sein – im eigenen Interesse und in dem der Gesellschaft.

Durchschnittsalter der Abgeordneten

47,3 Jahre beträgt derzeit das Durchschnittsalter der Abgeordneten im deutschen Bundestag, die Abgeordneten der CDU sind durchschnittlich 49,2 Jahre alt. Insgesamt sind die Männer mit 48,3 Jahren etwas älter als die Frauen mit 45,6 Jahren. ist