Wenn in einem Orchester oder Ensemble ein Wechsel in der musikalischen Leitung ansteht, wirft dies Fragen auf. Auch beim Posaunenchor der Gesamtkirchengemeinde Kirchheim gab es Diskussionen, als bekannt wurde, dass die Leiterin Anne Dröge die Chorleitung abgeben wolle. Über 20 Jahre hat sie den Posaunenchor geführt und dem Bläserensemble ihren Stempel aufgedrückt. Da setzt ein Chorleiterwechsel eine klare Zäsur, die manche sogar bewog, das Instrument an den Nagel zu hängen.
Auch Otto Mößner, der seit vielen Jahren das Waldhorn spielt, trug sich mit Abschiedsgedanken. „Eigentlich wollte ich einen Neuanfang nicht mehr mitmachen. Doch dann hörte ich, dass es Kontakte zu einem neuen Chorleiter gab“. Zudem war er sehr erfreut, als ihn der Posaunenchor zum 72. Geburtstag mit einem Ständchen überrascht hat. Da war für ihn klar: Es geht weiter.
Das Abschiedskonzert für Chorleiterin Anne Dröge im Mai sollte auch für Constanze Jungbauer der letzte Auftritt sein. Doch dann wurde die Musikerin neugierig auf den „Neuen“ und seine Arbeit. Sie sagte sich: Ich schau mir das Mal an. Der frische Wind in der Probenarbeit gefiel ihr und sie blieb dabei.
„Neue Impulse tun einem Ensemble immer gut“, sieht Tobias Pech die Sache pragmatisch. Doch auch er hatte Sorge, dass der Posaunenchor auseinanderbricht. Alle waren glücklich, dass die Suche nach einem qualifizierten Nachfolger erfolgreich verlief. Über einen befreundeten Musiker wurden Kontakte zu Thilo Illi geknüpft, der in der Szene kein Unbekannter ist.
Im Posaunenchor seiner Heimatgemeinde Ostfildern-Ruit ist der Trompeter musikalisch aufgewachsen. Später hat er sich bei professionellen Lehrern bläserisch weitergebildet, und vor einigen Jahren wurde er zum Leiter des Ruiter Posaunenchors gewählt. Zudem wirkt Illi in den Sommerferien als Dozent bei den Brass-Sessions des Posaunenchors Wendlingen mit, wo er auch die eine oder andere Probe leitet.
Zunächst wollte der Posaunenchorexperte in Kirchheim nur aushelfen, bis ein neuer Chorleiter gefunden war. Doch schon in der ersten gemeinsamen Probe zeigte sich: Die Chemie stimmt. So wurde die Aushilfe zum Dauerengagement. Alle scheinen mit dieser Lösung zufrieden zu sein. „Die Arbeit mit den Kirchheimer Bläserinnen und Bläsern macht richtig Spaß. Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt Illi. Dies beruht offensichtlich auf Gegenseitigkeit. „Er gehört schon voll dazu“, spricht Tobias Pech seinen Bläserkollegen aus dem Herzen. Besonders schätzt er die zielgerichtete, jedoch stets freundliche Arbeit Illis, die nicht nur eine Veränderung der Sitzordnung gebracht hat, sondern auch gezielte Atemübungen, um die Bläser zu Beginn der Probe fürs Spiel warm zu machen.
„Da ich in Weilheim arbeite und so Fahrtwege verknüpfen kann, ist mir die Entscheidung, neben dem Posaunenchor Ruit zusätzlich die Kirchheimer Bläser zu übernehmen, leichter gefallen“, sagt der neue Chorleiter. Doch die Musik bleibe sein Hobby, betont Illi, der nach einer Lehre zum Gas-Wasser-Installateur an der Hochschule Esslingen noch ein Studium in Versorgungs- und Umwelttechnik absolviert hat.
Bewährtes möchte er weiter pflegen, und Neues wagen. „Bei der Literaturauswahl orientiere ich mich zunächst am gottesdienstlichen Auftrag“, legt Illi den Fokus auf die zentrale Aufgabe aller Posaunenchöre. „Dabei können die Arrangements auch gerne modern sein und einen jazzigen Touch haben“.
Bei Konzerten oder den Auftritten im Kirchheimer Gasthaus Teckkeller ergänzt er das Programm gerne durch Bläsermusik, die ihre Wurzeln eher im weltlichen Bereich hat. „Wir haben hier in Kirchheim eine tolle Besetzung, wobei der weiche Klang der sechs Waldhörner ein besonderes Plus bringt“, schwärmt Illi von den erfolgversprechenden Möglichkeiten seines Kirchheimer Ensembles.
Besonders wichtig ist dem neuen musikalischen Chef die Nachwuchsarbeit: „Wir müssen einen qualifizierten Unterricht anbieten und für junge Menschen attraktiv sein“. Deshalb wird die Probenarbeit ergänzt durch Freizeitaktivitäten wie Kanufahren, Radeln und gemeinsame Ausflüge. Interessierte sind eingeladen, in einer Probe des Posaunenchors zu schnuppern.
Weitere Informationen gibt es unter posaunenchor-kirchheim-teck.de