Aus unterschiedlichen Gründen haben drei Personen darum gebeten, von ihren Pflichten im Kirchheimer Gemeinderat entbunden zu werden: Andreas Banzhaf (Freie Wähler) und Tonja Brinks (SPD) sowie Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik, der das Gremium 30 Jahre lang geprägt hat – ohne stimmberechtigt zu sein.
Der Beruf geht vor
Nach zwölfeinhalb Jahren hat sich Andreas Banzhaf berufsbedingt aus dem Ratsgremium verabschiedet. Oberbürgermeister Pascal Bader lobte seine „bodenständige, lösungsorientierte und pragmatische Art“ und sein Fachwissen als Handwerker und Unternehmer, das er im Ratsrund regelmäßig einbrachte. Vor drei Jahren war Andreas Banzhaf mit knapp 7 500 Stimmen wiedergewählt worden, womit er das fünftbeste Ergebnis der Kirchheimer Kommunalwahl 2019 eingefahren hatte.
Für die Freien Wähler bedauerte Bettina Schmauder, dass Andreas Banzhafs direkte Art in der Diskussion künftig fehlt: „Dein Betrieb braucht dich aktuell mehr denn je.“ Der Abschied solle aber nur für den Gemeinderat gelten, nicht für die Freien Wähler, die ihn immer noch als Ratgeber schätzen.
Andreas Banzhaf bedauerte seinen Abschied ebenfalls: „Die berufliche Situation zwingt mich zu diesem Schritt. Die Arbeit hat zugenommen, Fachkräfte fehlen. Deswegen muss ich jetzt viel mehr
Arbeit selbst übernehmen und meinen Stuhl hier räumen – zumindest vorübergehend.“ Er hofft, zur Wahl 2024 wieder antreten zu können, denn die Gremiumsarbeit hab e in mehr als bereichert: „Das offene Miteinander hat mich immer beeindruckt. Ich habe hier auch Diskussionskultur gelernt.“
Seine Nachfolgerin Monika Barner kennt die Diskussionskultur bereits aus dem Ötlinger Ortschaftsrat, was auch Bettina Schmauder zu schätzen weiß: „Sie ist nicht nur eine weitere Frau in unserer Fraktion, sie stärkt auch unseren Blick auf die Teilorte.“
Der Wohnort passt nicht mehr
Bei Tonja Brinks waren es berufliche Gründe, die sie daran hinderten, sich persönlich aus dem Gemeinderat zu verabschieden. Der Grund für ihr Ausscheiden ist aber ein anderer: Sie hat ihre Wählbarkeit verloren – weil sie von Kirchheim nach Weilheim gezogen ist. Dem Kirchheimer Gemeinderat gehörte sie von 2004 bis 2009 an, und dann wieder ab 2012. Der Oberbürgermeister hob hervor, dass sie sich „mit unglaublich viel Herzblut für unser Gremium und für unsere Stadt eingebracht hat“. Kinder, Jugendliche und Soziales seien ihre Themen gewesen, wobei sie auch viel Fachwissen aus ihrer Tätigkeit im Kultusministerium einbringen konnte. „Aber nicht nur das Fachliche war ihr wichtig, auch das Menschliche. Die Bürger standen immer im Vordergrund.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann sagte zum Grund des Ausscheidens: „Wir können das Handlungsfeld Wohnen noch optimieren.“ Immerhin bleibe Tonja Brinks der SPD in Kirchheim als Vorsitzende des Ortsvereins erhalten. Die Fraktion verliere nun eine Bildungsexpertin. Durch die Nachrückerin Andrea Helmer-Denzel, Professorin an der DHBW Heidenheim, gewinne sie dafür eine Expertin im Bereich der Sozialwissenschaft.
Der Nachfolger ist bestätigt
Bei Hermann Kik stand vor allem n och der formelle Akt der Entlassung aus dem Beamtenverhältnis als Ehrenbeamter auf Zeit an. Der eigentliche Abschied nach 30 Jahren als Ortsvorsteher war bereits im Ötlinger Ortschaftsrat erfolgt. Nach insgesamt 45 Jahren ehrenamtlichen Engagements für Ötlingen – zu denen auch 15 Jahre als Abteilungskommandant der Feuerwehr zählen – hat ihm der Gemeinderat stehend applaudiert.
Anschließend hat der Gemeinderat einstimmig den Wahlvorschlag des Ortschaftsrats angenommen und Siegfried Strak zum Nachfolger Hermann Kiks als Ortsvorsteher gewählt. Der 64-jährige Sozialpädagoge, seit kurzem im Ruhestand, hat sich in Ötlingen bislang außer im Ortschaftsrat auch als Sportfunktionär engagiert. Und er hat bereits die Ötlinger Perspektive Hermann Kiks eingenommen, denn er zitierte seinen Vorgänger: „Wenn man von Wendlingen her kommt, fängt Kirchheim in Ötlingen an.“