Kirchheim. Mit dem Projekt „Entangled Music“ präsentierte Gitarrist Frank Wingold im Kirchheimer Club Bastion authentischen Jazz weitab des Mainstreams. Bereits mehrfach war der Osnabrücker Jazzprofessor hier zu hören: „Ich spiele sehr gerne in der Bastion. Der Raum hat Stil und eine besondere Aura.“ Mitgebracht hatte er den Bassisten Robert Landfermann und Jonas Burgwinkel am Schlagzeug. Das Musikprofessoren-Trio spielt seit 2017 zusammen und hat mit dem Projekt Entangled Music eine besondere Nische auf dem weiten Feld des Jazz erobert. „Entangled“ ist ein Begriff aus der Quantenmechanik, der die komplexe Verschränkung eines physikalischen Systems beschreibt. Hier dockt Wingold an mit einer Kompositionstechnik, die Stimmen und Ebenen überlagert und in sich verschränkt.
„So to speak“ stimmte das Publikum ein auf eine hochkomplexe Improvisationsmusik, die in Klangfarben und melodischen Entwicklungen ständig changierte. Die spieltechnischen Ansprüche der Stücke waren enorm, die Akteure mussten intensiv aufeinander hören und reagieren. Hier zeigte sich die Meisterschaft des Trios: Eingebunden in eine dichte Textur führten Gitarre und Bass intensive Dialoge, und die perkussiven Aktionen von Jonas Burgwinkel legten eine verbindende Klammer um das Ganze. Frank Wingold schlug seine halbakustische, siebensaitige Gitarre nicht mit dem üblichen Plektrum an – er setzte auf die Technik des Fingerpickings. Und wenn er, wie in „Bipolar“, elektronische Helfer einsetzte, zauberte er zudem bizarre Geräusche und spezielle Toneffekte aus seinem Instrument. Doch meist war seine Musik handgemacht, wechselte zwischen virtuosen Saitenspielen und einer Harmonik weit jenseits tonaler Grenzen.
In apokalyptische Klangwelten entführte „Black Matter“. Mit den wild aufbrausenden Tonfragmenten und chaotisch anmutenden Klangkaskaden weckte „Entangled Music“ Assoziationen an die dunkle Materie, die in der Kosmologie die Anziehungskraft der Himmelskörper bestimmt. Neben den komponierten Passagen brachen sich immer wieder improvisatorische Kräfte Bahn. Mit ihrem Jazz ganz eigener Couleur begeisterte „Entangled Music“. Rainer Kellmayer