Die Anti-Corona-Demo der „Querdenker 702“ auf dem Kirchheimer Ziegelwasen hat keine Neuigkeiten gegenüber der Erstauflage auf dem Marktplatz gebracht. Zeit also, einzelne Punkte etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
„Frieden“ und „Freiheit“ rufen die Demonstranten und fordern das „Ende der Corona-Diktatur“. Was sie nicht merken: In Deutschland ist es (zumindest im Westen) seit 1945 so sinnvoll, Frieden und Freiheit zu fordern, wie es sinnvoll wäre, Sommer und Winter zu fordern. Was man hat, muss man nicht fordern. Eine Diktatur gibt es im Westen ebenfalls seit 1945 nicht mehr - und im Osten hat sie sich seit 1989/90 erledigt.
„Reisefreiheit“: Auch sie wird in Kirchheim gefordert. Zumindest werden Reisebeschränkungen beklagt - und Übernachtungsverbote für Touristen. Gleich zu Beginn allerdings geht es auf dem Ziegelwasen darum, eine Fahrt zur Demo nach Leipzig zu organisieren und zu fragen, wer noch Platz im Auto hat. Das Beispiel zeigt deutlich, dass es keine Reiseverbote gibt.
„Ich habe Angst, dass ich geimpft werden muss“: Wenn die Impfung in Form einer Spritze verabreicht wird, ist diese Angst bei einem Kind verständlich. Ansonsten aber gilt: Ein Impfzwang steht nicht zur Debatte. Er wird vermutlich auch gar nicht nötig sein, weil sich genügend Menschen freiwillig impfen lassen dürften. Wer das nicht will, trägt zunächst einmal das Risiko einer Erkrankung selbst. Allenfalls für seine Behandlungskosten wird dann wieder die allgemeine Solidargemeinschaft zuständig sein.
„Ich glaube, dass Desinfektionsmittel uns nicht gut tun“: Wenn man es trinkt oder sich spritzen lässt, tut es tatsächlich nicht gut. Auch wenn man sich täglich stundenlang damit die Hände einreibt, schadet es nach einiger Zeit der Haut. In richtigen Dosen angewandt, schadet es aber nicht. Und außerdem wird niemand zum Desinfizieren der Hände gezwungen.
„Die Pandemie ist eine Plandemie“: Schon im alten Rom war bekannt, dass das Volk bei Laune zu halten ist. Eine Pandemie, die dem Volk die Laune verdirbt - auch denen, die sich aus Einsicht an die Regeln halten -, wäre kein guter Plan für eine Regierung, die an der Macht bleiben will.
„Die Maske macht krank“: Wäre dem so, dürften Chirurgen oder Zahnärzte kaum jemals das Ruhestandsalter erreichen.
„Spanische Grippe - da sind mehr Menschen an den Impfungen als an der Krankheit gestorben“: Dafür gibt es keinen historischen Beleg. Was damals aber in vielen US-Regionen Leben gerettet hat, war das Verbot von Massenveranstaltungen - und das Gebot des Maskentragens.
„Wir stehen vor der Schule Wache, damit keiner mit Corona-Tests vorbeikommt. Das ist eine absurde Situation.“ Stimmt.
„Geht es um den Coronavirus oder um das Coronavirus?“ Um beides: „Der Virus“ ist die umgangssprachliche, „das Virus“ die fachsprachliche Variante.
„Für Spitzeldienste gibt es einen Judaslohn“: Wer der Polizei Hinweise gibt, erhält dafür kein Geld. Werden doch Belohnungen ausgelobt, gibt es dafür strikte Regeln. Personen, die Hygieneregeln missachten, sind nicht so bedeutend, dass man für ihre Ergreifung eine Belohnung aussetzen müsste.
„Wir werden zum Denunzieren aufgefordert. Das sind Zustände wie im Dritten Reich“: Jeder Vergleich mit dem Nationalsozialismus erübrigt sich hier.
„Es kauft kaum mehr jemand ohne Maske ein.“ Gut so!