Kirchheim
Rabiate Einbrecher machen nur wenig Beute

Zerstörungswut In drei Unternehmen in der Bohnau ist hoher Sachschaden nach Einbrüchen zu beklagen. Aber nur in einem Fall konnten die Täter wirklich Wertvolles erbeuten: Werkzeug, ein E-Bike, einen Transporter und Bargeld. Von Andreas Volz

Schock am frühen Morgen in der Kirchheimer Bohnau: Als Mitarbeiter in drei Betrieben an der Einsteinstraße am heutigen Mittwoch ihre Arbeit aufnehmen wollten, mussten sie feststellen, dass sich in der Nacht ungebetene Gäste an die Arbeit gemacht hatten. Einbrüche hatten die Carl Wiedenmann GmbH, AMKmotion sowie GO Druck Media zu beklagen.

Mit massivem Einsatz von Gewalt verschafften sich die Täter Zugang zu den Gebäuden. Sie schlugen Scheiben ein und nahmen Wandteile auseinander, um in Büro- oder Verkaufsräume zu gelangen. Ganz offensichtlich waren sie auf der Suche nach Bargeld, denn nicht nur festinstallierte Bildschirme, sondern auch mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones ließen sie meist unbeachtet liegen.

Die Einbrecher haben in der Bohnau eine doppelte Glasscheibe eingeschlagen, um in die Verkaufsräume zu gelangen. Leicht gebückt konnten sie vergleichsweise bequem einsteigen.    Foto: Carsten Riedl

„Bei uns fehlt die Protokasse, mit einem vergleichsweise geringen Betrag“, sagt Klaus Rubitzko, Vertriebsleiter bei GO Druck Media. Als er zur Arbeit kam, merkte er sofort, dass irgendetwas nicht stimmt: „Da waren zu viele Schranktüren offen,

 

Die sind durch Scheiben und Wände gegangen.
Klaus Rubitzko
Vertriebsleiter bei GO Druck Media über die Einbrecher in der Bohnau

 

überall.“ Er hat auch festgestellt, dass die Täter eine Reihe von Schlüsseln untersucht, diese dann allerdings zurückgelassen hatten. „Der Vorteil ist der, dass die Schlüssel der Schließanlage gar nicht vor Ort deponiert sind.“

Schlüssel fürs Gebäudeinnere hätten die Täter ohnehin nicht benötigt: „Die sind durch Scheiben und Wände gegangen, auch wenn direkt daneben eine Tür war.“ In einem Fall hatten sie nicht nur ein Wandteil demoliert, sondern auch den dahinterliegenden Schrank verschoben, um in das nächste Zimmer zu gelangen. Klaus Rubitzko fragt sich, was die Täter angetrieben hat, bei ihren Beutezügen gleich so rabiat vorzugehen. Die Beute war es in diesem Fall sicher nicht, zumindest nicht bei GO Druck Media: „Was die bei uns mitnehmen konnten, dafür hat sich der Aufwand, den sie betrieben haben, auf gar keinen Fall gelohnt.“

Das ist nicht das Ergebnis eines bevorstehenden Umbaus, sondern das Ergebnis eines Einbruchs: Die Täter haben in der Bohnau Trennwände und Dämmmaterial herausgerissen, um ins nächste Zimmer zu gelangen.    Foto: Carsten Riedl

Trotzdem sind die Täter durchaus professionell ans Werk gegangen, Eingestiegen sind sie, indem sie aufs Dach gelangten und dort ein Fenster einschlugen. Später haben sie zwei andere Fenster an der Straßenseite geöffnet, um sich einen weiteren Fluchtweg offenzuhalten. Klaus Rubitzkos erstes Fazit: „Es sieht ziemlich wild aus bei uns. Aber wir haben trotzdem Glück gehabt und sind noch einmal glimpflich davongekommen.“ Der Sachschaden ist sicher weitaus größer als die Beute der Täter.

Ähnlich scheint es bei AMKmotion abgelaufen zu sein. Auch dort sind die Täter vor allem durch ihre blinde Zerstörungswut aufgefallen, ohne dass sie auf eine nennenswerte Beute gestoßen wären. Geschäftsführer Stefan Buchner spricht von einer Kaffeekasse, die möglicherweise fehlen könnte. „Aber die Täter haben systematisch alle Räume auf allen Stockwerken durchsucht. Sie haben Rollschränke aufgebrochen und alles rausgeschmissen. Kleinere Geldscheine haben sie aber gar nicht interessiert. Die haben sie liegen lassen.“

„Zuerst dachte ich an reinen Vandalismus“

Was ihn schockiert, ist die rohe und sinnlose Gewalt: „Zuerst dachte ich an reinen Vandalismus. Dann war aber schon klar, dass sie auf Beute aus waren.“ Definitiv sei auch in diesem Fall der Schaden deutlich größer als das mögliche Diebesgut. Zugang zum Gebäude verschafften sich die Täter ebenfalls über eine eingeschlagene Scheibe. Einen Unterschied gibt es aber doch: Bei AMKmotion wurden im Inneren alle verschlossenen Türen aufgebrochen. Was Stefan Buchner kopfschüttelnd zurücklässt: „Ich verstehe nicht, wie man so viel Aufwand betreiben und so viel Energie in einen solchen Einbruch stecken kann, wenn man am Ende gar nichts davon hat.“

Ein Polizist untersucht die eingeschlagene Scheibe.   Foto: Carsten Riedl

Wesentlich mehr Verlust hat die Carl Wiedenmann GmbH zu verzeichnen. Die eingeschlagene Scheibe, durch die die Täter ins Ladeninnere gelangten, ist sicher noch das geringste Problem. Wolfgang Pachl, einer der beiden Geschäftsführer, berichtet von Bohrhämmern und Winkelschleifern, die fehlen. Eine genauere „Inventur“ ließ sich aber erst nach Abschluss der Spurensicherung vornehmen. In diesem Fall konnten die Täter außerdem mehr Bargeld erbeuten – wobei sie das Kleingeld in den aufgebrochenen Kassen zurückließen. Wolfgang Pachl berichtet aber von einer ganz anderen Schwierigkeit: „Zum Glück haben wir noch eine weitere Kasse. Sonst könnten wir jetzt erst einmal gar nicht kassieren.“

Viel Arbeit – und viel Ärger

Was die Täter ebenfalls mitgenommen haben: ein E-Bike und einen Transporter. „Ich bin gespannt, ob der irgendwo wieder auftaucht – und wenn ja, wo“, meint Wolfgang Pachl. Weil außerdem Schlüssel fehlen, mussten im Betrieb ganz schnell alle Zylinder ausgetauscht werden. Unabhängig also vom Wert der Beute, der hier höher war als in den beiden anderen Fällen, stellt Wolfgang Pachl fest: „Für uns bedeutet das viel Arbeit – und viel Ärger.“ Ärger, den sich jeder gerne ersparen würde.