Kirchheim
Radverkehr in Kirchheim: Stressige Kreuzungen und Sackgassen

Radverkehr Vor den Kommunalwahlen hat die Initiative FahrRad alle Gemeinderatsfraktionen zur Radel-Runde durch die Stadt eingeladen. Bei der Tour gab es jede Menge Diskussionsstoff. Von Karin Ait Atmane

Auf der Fahrradstraße Bulkesweg radelt es sich entspannt. Foto: Karin Ait Atmane

Knapp drei Stunden lang dauert die von der Initiative FahrRad organisierte „StadtRAD-Tour“. Vertreter fast aller Fraktionen sind dabei, lediglich die FDP fehlt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer legen dabei durchaus genussvolle Strecken zurück: über die neue

 

Seit 15 Jahren kämpfe ich dafür, dass hier ein Durchgang geschaffen wird.
Hartmut Kieninger
Der Kirchheimer wünscht sich am Finanzamt einen Durchgang.

 

Fahrradstraße Bulkesweg zum schattigen Rambouillet-Platz zum Beispiel, oder auf dem Radweg am Freibad vorbei und durch die Lindachallee. Auf solchen Wegen fühlt man sich sicher und kommt voran. Aber es gibt halt auch die anderen Beispiele, die an diesem Sams­tag­nachmittag angefahren werden, denn die Veranstalter haben aus den von den Fraktionen gemeldeten Punkten eine Runde gebastelt.

Treffpunkt ist an der Bücherei, wo gleich angeregt über die Regelungen für die Fußgängerzone diskutiert wird. Manche würden das Fahrverbot für Zweiräder auf die Markttage beschränken, andere halten das nicht für praktikabel und verweisen auf die Möglichkeiten des „inneren Rings“: die Gassen und Wege, die innerhalb des Alleenrings fürs Fahrrad freigegeben sind und rundum führen. Allerdings erschließt sich das nicht auf den ersten Blick – eine bessere Beschilderung wäre wohl hilfreich. Dann geht’s entspannt in der Kolonne los, auf den Alleenring, durch die Gaisgasse und auf den Fuß- und Radweg entlang der Lauter.

Das Ende der Bismarckstraße ist ein wichtiger Fahrrad-Knotenpunkt.

Mit abruptem Ende „im Nirwana“, wie es heißt, an der Schöllkopfstraße. Ortskundige wissen, dass es jenseits der vier Fahrspuren weitergeht, aber dorthin zu kommen, über die Mittelinsel, ist abenteuerlich. Abgesenkte Bordsteine und eine farbig markierte Furt könnten Abhilfe schaffen. Weil es die bislang nicht gibt, bewegt sich die Gruppe auf dem Gehweg linksseitig bis zur Ampel am Gaiserplatz. Das ist die naheliegende Lösung; gut ist sie nicht. Wie auch der ganze Gaiserplatz, egal in welcher Richtung, für Radelnde Stress bedeutet. Sie stünden hier „zwischen Autos eingeklemmt“, sagt Dieter Hutt, der die Gruppe führt. Würde man die Linksabbieger und die Geradeaus-Spuren zusammenlegen, könnte man separate Streifen für Radelnde schaffen, ist sein Vorschlag. Am besten kombiniert mit einer Ampelschaltung, die ihnen etwas Vorsprung auf der Kreuzung gibt.

In Richtung Quartier Wollspinnerei ist der Gehweg für Fahrräder freigegeben; allerdings aktuell verengt durch Baustellen. Generell dürfte hier das Miteinander mit Fußgängern schwierig sein. Dabei wäre eine durchgehende, direkte Radweg-Verbindung von Dettingen her denkbar, an der Bahn entlang bis zur Schöllkopfstraße. Doch die hätte man bei der Neubebauung des Quartiers mitplanen müssen – jetzt ist kein Platz mehr dafür, bedauern die Radler.

Ein Gesamtkonzept wird vermisst

Alle sind sich einig, dass in Kirchheim viele Details für den Radverkehr gut gelöst sind. Aber ein Gesamtkonzept fehle, vor allem für eine durchgängige Ost-West- wie auch eine Nord-Süd-Verbindung. Das sehe die Stadtverwaltung, sagt Hutt: „Die Richtung stimmt momentan, man will in Achsen denken.“ Aber die Aufgabe sei verzwickt.

Die Gruppe schaut sich noch weitere Punkte an, zum Beispiel die Bismarckstraße, die die nächste Fahrradstraße werden soll. Oder den Fuß- und Radweg ab der Saarstraße, der dieser Tage für ganze eineinhalb Jahre gesperrt wird. Man spricht über die undurchschaubare Radlerführung auf der Stuttgarter Straße, über Kreisverkehre und Farbmarkierungen. Und man steht auch mal, nach einer schönen Fahrt durch die Lindachallee, vor einem eisernen Gartentor beim Finanzamt. Hier wird die angenehme Parallele zur Alleenstraße einfach unterbrochen, das Finanzamt-Grundstück ist eine Sackgasse. „Seit 15 Jahren kämpfe ich dafür, dass hier ein Durchgang geschaffen wird“, sagt Hartmut Kieninger, der als interessierter Bürger dabei ist.