Kirchheim
Rammstein-Songs auf Festival: Veranstalter bewahren kühlen Kopf

Musik Der Auftritt der Rammstein-Tribute-Band „Weissglut“ auf dem Sonnenrot-Festival führt wegen der Vorwürfe gegen die Original-Band zu hitzigen Diskussionen. Nun äußert sich einer der Festival-Macher. Von Thomas Zapp

Das erste Sonnenrot-Festival mit Live-Auftritten hochkarätiger Tribute-Bands auf der Kirchheimer Hahnweide im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg. Jetzt steht vom 20. bis 23. Juli die zweite Auflage vor der Tür und mit ihr ist in Kirchheim eine teils hitzige Diskussion entbrannt. Dabei geht es – nomen est omen – um die Tribute-Band „Weissglut“, die seit fast 20 Jahren erfolgreich die Songs der Kultband Rammstein covert und am Samstag, 22. Juli, auf der Bühne des Sonnenrot-Festival auftreten wird. „Wir haben die Verträge vor einem Jahr gemacht“, sagt François Saorine vom Veranstalter Plus1Event, der auch die Kirchheimer Musiknacht auf die Beine stellt. Die Freude wird damals groß gewesen sein, denn das Setting klingt vielversprechend: „Mit unserer imposanten Show begeistern wir das Publikum nicht nur mit älteren Klassikern sondern auch aktuellen Hits von Rammstein. Wir setzen ebenso wie das Original auf Feuer-, Rauch- und Funkeneffekte, sowie authentische Outfits“, bewirbt sich die Band selbst auf ihrer Website. 

 

„Fragen, was sie spielen wollen“

Was vor einem Jahr keiner ahnen konnte: Genau darin könnte das Problem liegen, denn „das Original“ sieht sich derzeit massiver Kritik wegen des Verdachts professionell organisierter Auswahl von weiblichen Groupies für After-Show-Partys und sexueller Übergriffe im Backstage-Bereich gegenüber. Zudem provoziert Sänger Till Lindemann mit sexistischen und gewaltverherrlichenden Gesten und Texten („Ich tu dir weh“) auch auf der Bühne. Lassen die Tribute-Musiker aus der Oberpfalz bei ihrem Kirchheimer Auftritt daher Songs mit problematischen Texten aus? „Kein Kommentar“, lautet die knappe Antwort der Band auf Nachfrage des Teckboten. So viel ist herauszubekommen: Die bisherigen Auftritte nach Bekanntwerden der Vorwürfe seien „wie immer gelaufen“.  

François Saorine will aber das Gespräch mit der Band suchen: „Wir werden sie fragen, was sie spielen wollen“, sagt er gegenüber dem Teckboten. So könnten zumindest kritische Texte vermieden werden, um nicht unnötig Öl aufs Feuer zu gießen. Dass die Stimmung leicht entflammbar ist, zeigen erste Reaktionen auf die Konzertankündigung auf der Instagram-Seite des Teckboten. „Eine Rammstein-Tribute-Band wird zu dieser Zeit eingeladen. Und der Teckbote macht Werbung. Kein Wunder ist unser System so, kein Wunder...“, ist dort zu lesen, was wiederum weitere Diskussion auf dem Social-Media-Kanal auslöst. 

 

Offener und respektvoller Umgang

Mit-Organisator Saorine verweist als Statement auf die Website des Festivals: „Alle Menschen sollen sich auf dem Sonnenrot Festival gleichermaßen wohl und willkommen fühlen. Daher stehen wir für einen offenen, toleranten und respektvollen Umgang miteinander“, steht dort. Und solange die Rechtsprechung in der Causa Rammstein aber noch kein Urteil gefällt hat, gibt es für François Saorine auch keinen Anlass, eine Tribute-Band auszuladen. Ebenso wenig will er sich ein Urteil anmaßen: „Da gibt es gerade viel Spekulation, das bringt ja nichts.“ Man wolle sich auf die Musik konzentrieren und es den Festivalgästen überlassen, was sie sich anhören und was nicht. „Es geht um die Musik, und dass die Leute eine gute Zeit haben“, sagt er. 

Eine Absage sei nie infrage gekommen. „Ohne die Band können wir alle absagen“, sagt er. Zumindest gibt es keine Probleme, dass Gäste erworbene Tickets zurückgeben, denn einen Vorverkauf gibt es nicht für das Sonnenrot. „Das wäre zu aufwendig, auch weil es auf der Hahnweide schwierig wäre, Lesegeräte aufzubauen“, sagt Saorine. Dass diese Tatsache den Veranstaltern derart zugute kommt, war sicher nicht geplant.