Bildung
Rathaus trifft Schule: Junge Stimmen im großen Sitzungssaal

Im Rahmen des Formats „Rathaus trifft Schule“ diskutiert eine neunte Klasse des Ludwig-Uhland-Gymnasiums mit der Stadtverwaltung über kommunale Anliegen.

Mit klaren Worten und bunter Pinnwand: Die Jugendlichen zeigen, worauf es ihnen in ihrer Stadt wirklich ankommt. Foto: Jule Störk

Eine Parkbank ist mehr als nur ein Sitzplatz – zumindest, wenn man die Kirchheimer Jugendlichen fragt. Im großen Sitzungssaal des Kirchheimer Rathauses wird schnell deutlich, was den Schülerinnen und Schülern der neunten Klasse des Ludwig-Uhland-Gymnasiums wirklich wichtig ist. Sie schauen nicht einfach zu, sie greifen ein, stellen Fragen, bringen Vorschläge ein. Die Atmosphäre ist konzentriert, aber ungezwungen – ein bisschen wie im Unterricht, nur dass heute der Oberbürgermeister Rede und Antwort steht. Zettel rascheln, Hände schnellen nach oben, ab und zu wird gekichert – dann wieder ernsthaft diskutiert.

Das Projekt „Rathaus trifft Schule“ bringt junge Menschen mit der Stadtverwaltung ins Gespräch – direkt, persönlich und auf Augenhöhe. Entwickelt wurde es von der Landeszentrale für politische Bildung, die es interessierten Kommunen und Schulen anbietet.

Nach einem Workshop-Vormittag mit dem LpB-Team stehen nun die selbst gewählten Themen der Kirchheimer Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt – und die Frage: Was läuft gut in der Stadt, was fehlt – und wo kann man sich einbringen, um etwas zu bewegen?

Politik trifft Klassenzimmer

Zur Diskussionsrunde stößt auch Oberbürgermeister Pascal Bader dazu. Zwei Jugendliche übernehmen jeweils die Vorstellung eines Themas – samt Pro- und Contra-Argumenten. Danach wird diskutiert, mit dem spürbaren Willen, nicht nur zuzuhören, sondern auch ernst zu nehmen.

Drei Anliegen stehen im Fokus: mehr Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum, attraktivere Freizeitangebote für Jugendliche und die Problematik rund um den Busverkehr, insbesondere im Schulalltag.

Zwischendurch stellt sich Pascal Bader auch anonym eingereichten Fragen. Er verrät, dass er Nutella am liebsten mit Butter isst und sich offenhält, ob er noch einmal als OB in Kirchheim kandidieren möchte. Auch ernste Themen kommen zur Sprache – etwa die Angst vor Krieg, die Bader bei mehreren Reisen in die Ukraine eindrücklich gespürt habe.

"Wenn das Wetter schön ist, gibt es kaum freie Plätze, an denen man sich einfach mal hinsetzen kann. Und bei schlechtem Wetter gibt’s fast gar nichts Überdachtes.“

Eine der Vortragenden aus der 9. Klasse  

Gleich zu Beginn geht es um das Thema Sitzgelegenheiten. „Wenn das Wetter schön ist, finden wir kaum Plätze, an denen man sich einfach mal hinsetzen kann“, sagt eine der Vortragenden. „Und bei schlechtem Wetter gibt’s fast gar nichts Überdachtes.“ Dabei, so betonen viele, wollen sie nicht nur zu Hause vor dem Handy hocken, sondern bewusst rausgehen.

Die Klasse bringt konkrete Orte ins Spiel – und denkt mit: Platzbedarf, Kosten, Sicherheit, Stadtbild. Der Oberbürgermeister hört aufmerksam zu, fragt nach, berichtet vom geplanten Testlauf mit mobilen Bänken in der Dettinger Straße. „Aber ich frage lieber euch: Wo würdet ihr solche Bänke brauchen? Und was genau macht einen Ort für euch einladend?“ Die Jugendlichen diskutieren lebhaft, und es wird klar: Sie wünschen sich Orte, die zum Verweilen einladen – und bei denen sie nicht das Gefühl haben, im Weg zu sein. 

Im großen Sitzungssaal sammeln die Jugendlichen Vorschläge für eine jugendfreundlichere Stadt – und stellen sie direkt zur Diskussion. Foto: Jule Störk

Keine Alibi-Diskussion

Brigitte Hartmann-Theel, Abteilungsleiterin Soziales, macht sich Notizen und bringt eigene Gedanken ein. Dass hier keine Alibi-Diskussion stattfindet, spüren die Jugendlichen – und bleiben engagiert bei der Sache.

Auch Freizeitangebote sind Thema – aber bitte nicht „von Erwachsenen für Jugendliche“, sondern gemeinsam gedacht. Genannt werden Turniere, Aktionen mit anderen Schulen oder auch mal etwas Ungewöhnliches wie Paintball. Bader zeigt sich offen: „Wir haben Flächen, aber wir brauchen euch, damit die Ideen auch umgesetzt werden.“ Brigitte Hartmann-Theel ergänzt: „Nur wenn wir wissen, was ihr wirklich wollt, können wir gezielt unterstützen.“

Kritisch angesprochen wird der Busverkehr: zu wenig Zeit zwischen Schulschluss und Abfahrt, überfüllte oder unbequeme Busse. Bader verweist auf die Zuständigkeit des Landkreises, verspricht aber, das Thema mitzunehmen.

Am Ende bleibt das Gefühl, wirklich gehört worden zu sein. „Ich fand es gut, dass wir so offen sprechen konnten“, sagt Eren. Katharina meint: „Man hat gemerkt, dass da wirklich Interesse da war.“ Und Isabella bringt es mit einem Lächeln auf den Punkt: „Das war nicht so eine steife Veranstaltung nur zum Zuhören.“

Es geht um echte Mitsprache

Zum Abschluss stellt sich noch „BePart!“ vor – das Beteiligungsformat der Stadt für Jugendliche. Hier geht es nicht um Sitzungen und Tagesordnungen, sondern um echte Mitsprache: flexibel, projektbezogen, ohne lange Verpflichtungen. Wer Ideen hat, kann sie einbringen. Wer etwas bewegen will, findet Unterstützung. Ob Veranstaltungen, öffentliche Räume oder neue Projekte – bei „BePart!“ zählt, was jungen Menschen wichtig ist.

Jugendliche Perspektiven gefragt: Zwei Schüler stellen eines der vorbereiteten Themen vor. Foto: Jule Störk