Fasten klingt nach Verzicht – ist der Kauf von regionalen Lebensmitteln ein solcher? Vielleicht ein Verzicht auf manche Erzeugnisse aus fernen Landen, die nur deshalb so billig sind, weil sie unter sehr fragwürdigen Bedingungen entstanden sind. Doch ansonsten überwiegt der Gewinn. Ein wichtiges Plus nannte die Moderatorin Beate Arman, Klimaschutzmanagerin der Stadt Kirchheim,
dann passt es mit der Klimabilanz.
gleich am Anfang des Fastentreffs: Was nicht erst weit transportiert werden muss, wird reif geerntet und schmeckt darum besser. Natürlich lasse sich manchmal über die Klimabilanz streiten: Ist sie bei Wintertomaten aus Spanien besser oder aus deutschen Gewächshäusern? „Wenn aber regional und saisonal zusammenkommen, dann passt es.“
Marion Gölz, Vorsitzende von „Schmeck‘ die Teck“, stellte die 2001 gegründete Initiative vor. „Man denkt gar nicht, was man alles vor der Haustür hat“, sagte sie zur Vielfalt der Produkte. Die Pralinenwerkstatt gehört genauso dazu wie der Obstbau und die Brennerei. Die Initiative will durch ihre regionale Vermarktung die heimische Landwirtschaft stärken, denn nur durch sie wird die Landschaft erhalten. Wichtig sind der Initiative eine gentechnikfreie Produktion, eine artgerechte Tierhaltung und die Vermeidung von leidvollen Langzeittransporten. Weniger Transporte schützen außerdem das Klima und verringern den Lärm.
Die Familie Gölz hat in Nabern einen Betrieb mit 110 Hektar Fläche, davon 70 Hektar Acker und 40 Hektar Grünland. Zum Hof gehören 30 Milchkühe plus Jungtiere sowie Legehennen. Im Hoflädle gibt es nicht nur die eigenen Erzeugnisse, vom Brot über Nudeln bis zu Apfelsaft und Fruchtaufstrichen, sondern auch vieles andere von ausgewählten Erzeugerinnen und Erzeugern aus der Region: Obst und Gemüse, Hofeis und Honig, Öl und Müsli.
Wenn Lebensmittel von weit her importiert werden, weil sie billig sind, hat das viele negative Folgen, sagt Marion Gölz. Vielleicht sind Spritzmittel benutzt worden, die hierzulande verboten sind, oder die Arbeitsbedingungen sind schlimm. „Man steckt in den Produkten nicht drin.“ Die Frage sei auch: „Wie abhängig wollen wir bei Lebensmitteln von anderen Ländern sein?“ Die Vorschrift der neuen „Gemeinsamen Agrarpolitik“, mindestens vier Prozent der Flächen stillzulegen, kritisiert sie sehr. „Jeder stillgelegte Hektar bei uns verschlingt 1,5 bis vier Hektar in ärmeren Ländern.“ Das hängt auch von der Fruchtbarkeit der Böden ab.
„Die selektive Ernährung muss aufhören“, fordert Marion Gölz. Kartoffeln nur deshalb an die Kühe verfüttern zu müssen, weil sie für den Markt zu groß sind, tue weh. Ein Tier bestehe aus mehr als Filet und Bratenfleisch. Und warum dürfe es kein Brot vom Vortag sein? Warum müssten Obst und Gemüse stets makellos sein? Warum bringt ein Kunde einen Apfel mit einem ganz kleinen Fleck zum Wegwerfen zurück?
Die Gurke darf krumm sein
David Traub hat für seinen Oberensinger Bio-Betrieb „Hopfenhof“ einen neuen Weg gefunden: die „Solidarische Landwirtschaft“. Was in einem Jahr angebaut wird, wird gemeinsam mit den Kunden festgelegt. Die Kosten werden genauso geteilt wie später die Ernte. Die Erzeugnisse stehen im Abholraum, dort nimmt sich jeder Kunde anhand einer Liste den Anteil, der ihm zusteht.
Dabei ist auch vieles, was ein Kunde sonst nicht gekauft hätte: „Wir haben 53 Gemüsearten. Mancher macht einen Kochkurs, damit er mit solchen Sachen umgehen kann.“ Der Kunde bekommt nur einwandfreie Ware, es wird aber nicht optisch aussortiert, die Gurke darf auch mal krumm sein. Warum auch nicht?
Bei Erdbeeren und Spargel, sagt David Traub, würden viele Landwirte einen hohen Aufwand betreiben, um als Erste auf dem Markt zu sein und noch gute Preise zu bekommen. Das fällt bei ihm weg. Für ihn bedeuten die Vereinbarungen für ein Jahr Sicherheit. „Sonst weiß man beim Pflanzen nicht, ob man dafür die Entlohnung bekommen wird.“ Aus der anonymen Vermarktung werde ein direkter Austausch. „Ich sehe für mich als Landwirt eine wichtige Zusatzaufgabe, es ist die Aufklärung.“