Pumpen, pumpen, pumpen heißt die Devise an diesem Abend auf dem Kirchheimer Bikepark hinterm Schlossgymnasium: Das Teilnehmerfeld ist angesichts der Hitze überschaubar. Rund 20 junge Dirt-Bike-, Scooter- und Skateboard-Fahrer haben sich für das „Rat Race“ angemeldet, einem Rennen auf dem Pumptrack. Gewinner ist, wer die schnellste Runde auf dem betonierten Wellenparcours absolviert, ohne dabei zu treten oder sich mit den Füßen anzuschubsen – der Schnellste an dem Abend schafft es in 9,36 Sekunden. Schwung geben sich die jungen Sportler nur durch „Pumpen“ mit Oberkörper, Armen und Beinen. Wie schwer das ist, bekommt so mancher Neuling zu spüren: Wer den Dreh noch nicht so ganz raus hat, bleibt irgendwann einfach stehen oder muss doch in die Pedale treten – das allerdings gibt Abzüge.
Das Rennen organisiert hat das Kirchheimer Mehrgenerationenhaus Linde im Rahmen der landesweiten „Deluxe – Lange Nacht der Jugendkultur“ mit Fördermitteln vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg sowie der Wüstenrotstiftung. „Wir richten das Rat Race jetzt zum dritten Mal aus“, erzählt Jutta Ziller, Leiterin des Mehrgenerationenhauses Linde. Es ist eines von mindestes zwei Contests, die jedes Jahr auf dem Bikepark stattfinden.
Bei den vergangenen Veranstaltungen waren bis zu 70 Teilnehmer an den Start gegangen. Dass sich dieses Mal wesentlich weniger angemeldet haben, schiebt Jutta Ziller eindeutig aufs Wetter: „Es ist einfach zu heiß“, sagt sie. Entsprechend werden schnell noch schattenspendende Pavillons aufgebaut, und Wasser und Spezi fließen in Strömen.
Auch sonst fällt die Veranstaltung auf dem Bikepark kleiner aus als geplant. Sie hätte nämlich eigentlich Teil eines größeren internationalen Jugend-Partnerschaftstreffen werden sollen, das die Linde schon vor Corona gemeinsam mit Kirchheims französischer Partnerstadt Rambouillet geplant hatte. „Erst sind aber wegen des Brexits die Engländer abgesprungen, und dann haben die Belgier noch kurzfristig abgesagt“, so Jutta Ziller.
So tummeln sich neben den Bikern, Skatern und Roller-Fahrern lediglich junge Gäste aus Frankreich auf dem Bikepark hinterm Schlossgymnasium. Sie sind Mitglieder des Jugendgemeinderats im Rambouillet und nehmen am Partnerschaftsaustausch mit „BePart!“, der Kinder- und Jugendbeteiligungsplattform der Stadt Kirchheim teil.
Deutsch-französischer Austausch
Vier Tage lang campieren sie mit ihren Kirchheimer Partnern im Garten des Mehrgenerationenhauses. Auf den Bikepark mitgebracht haben sie Infos rund ums Thema Prävention und Gesundheit. An einem Stand verteilen sie Broschüren, mit denen sie über gesunde Ernährung informieren – und „Promillebrillen“: Sie demonstrieren den Jugendlichen, wie sehr Alkohol die Sinne vernebelt.
„Den Austausch gibt es seit fünf Jahren“, erzählen Kylian Begue, Präsident des CCJ, also des Jugendgemeinderats in Rambouillet, und Moritz Stein, Ehrenamtlicher in der Linde. Beide sind schon seit dem Beginn des Austauschprogramms vor fünf Jahren dabei. „Angefangen hat alle mit dem 60-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft“, sagt Moritz Stein. „Seither treffen wir uns ein bis zwei Mal im Jahr.“ Dieses Jahr wird es sogar ein drittes Treffen geben, wie Jutta Ziller verrät: „Im November fahren wir vier Tage nach Rambouillet.“
Und auf dem Bikepark? Dort steigt in der Abenddämmerung noch das Rennen im „Legacy Modus“: Gewinner ist , wer es am schnellsten schafft, eine Dose Spezi auf Ex zu trinken und mit der Blubberbrause im Bauch eine Runde auf dem Pumptrack zu drehen.