DRK-Hundestaffel
Rettungshunde suchen in Kirchheim und Umgebung ein neues Zuhause

Die Mitglieder der DRK-Rettungshundestaffel sind Spezialisten, wenn es darum geht, vermisste Personen im Wald oder unter Trümmern zu finden. Jetzt wird eine neue Unterkunft gesucht.

Mitglieder der DRK-Rettungshundestaffel trainieren mit ihren Hunden. Foto: pr

Seit 1988 gibt es die Rettungshundebereitschaft des DRK-Kreisverbands Nürtingen-Kirchheim. „Und ich glaube, seit Mitte der 90er-Jahre sind wir schon hier am Standort“, sagt Bereitschaftsleiter Nicolas Herdin. Gemeint ist das DRK-Logistikzentrum in Kirchheim. Doch nun müssen die 44 ehrenamtlichen Mitglieder und ihre Hunde ausziehen, der Mietvertrag wurde vom DRK-Landesverband gekündigt. „Der Platz wird für Fahrzeuge und Geräte benötigt“, sagt Herdin. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal habe man Konsequenzen gezogen und das Equipment aufgestockt. „Zum 30. Juni müssen wir raus.“ 

 

Die Hundenase ist nach wie vor unschlagbar.
Nicolas Herdin, DRK-Bereitschaftsleiter

 

Ein Problem sei besonders die Unterbringung der vier Einsatzfahrzeuge. „Eine einfache Garage reicht da nicht“, sagt Herdin. Es bräuchte schon etwas Größeres. „Vielleicht gibt es ja ein Unternehmen, das eine Lagerhalle zur Verfügung stellen kann.“ Einige Angebote habe man sich bereits angeschaut. „Bisher war nichts Passendes dabei, entweder war es zu weit weg oder zu teuer. Ein Standort in Nürtingen oder Kirchheim wäre ideal“, sagt Herdin. Neben Stellplätzen für die Einsatzfahrzeuge braucht es auch Parkplätze für die Helfer. 

Ideal wäre ein Gelände, auf dem auch trainiert werden kann. Aktuell treffen sich die Hundeführer zwei- bis dreimal in der Woche, um mit ihren Tieren den Ernstfall zu proben. „Wir bringen den Hunden bei, dass es Spaß macht, Leute zu finden“, fasst es Herdin knapp zusammen. Nicht immer finden die Trainingseinheiten an der Zentrale statt. Da die Hunde häufig in Wäldern oder auf Trümmerfeldern zum Einsatz kommen, wird versucht, bei den Übungen möglichst realistische Bedingungen zu schaffen. „Wenn Gebäude abgerissen werden, dürfen wir manchmal in den Trümmern trainieren“, sagt Herdin. So hat man die Suche nach Verschütteten bereits unter dem Geröll des alten Landratsamtes und der ehemaligen Psychiatrie in Nürtingen geprobt.

Einen Ernstfall in einem Trümmerfeld hatten die Spürnasen zuletzt im März 2023, als in Stuttgart ein Haus explodierte und Bewohner vermisst wurden. Häufiger kommt die Rettungshundestaffel zum Einsatz, wenn besorgte Angehörige eine Vermisstenmeldung aufgeben, weil jemand nicht nach Hause gekommen oder aus dem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung verschwunden ist.

Zwar werden bei der Vermisstensuche heute auch technische Hilfsmittel wie Drohnen eingesetzt, „aber die Hundenase ist immer noch unschlagbar“, sagt Herdin. Doch auch die stößt manchmal an ihre Grenzen. Nicht immer kann man einem Hund ein Kleidungsstück der vermissten Person vor die Nase halten und das Tier nimmt sofort die Fährte auf – wie man es aus Filmen kennt. „Im Wald ist das schwierig, da gibt es zu viele verschiedene Gerüche.“ In solchen Umgebungen werden die Hunde darauf trainiert, Menschen zu erkennen, die nicht Teil der Suchmannschaft sind. Herdin erinnert sich an einen Einsatz, als der Suchtrupp in einem Wald nach einer älteren Frau gesucht hat. „Es lag Schnee, alles war weiß und die Frau trug ein weißes Hemd. Sie war hinter einem Gebüsch und praktisch nicht zu erkennen. Der Hund hat sie entdeckt und gebellt. Ich wäre wohl einfach vorbeigelaufen.“

 

Wissenswertes über die Rettungshundestaffel

Zwischen zehn und 20 Einsätze haben die Helfer pro Jahr im Kreis Esslingen. Elf geprüfte Teams – jeweils bestehend aus Hundeführer und Tier – hat die Hundestaffel aktuell.

Hundedame Chaja, die lange Zeit mit Herdin ein Suchteam bildete – ist mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand. In zehn Jahren hat der Border Collie 60 Einsätze gehabt.

„Am schönsten sind die Einsätze, die gut ausgehen“, sagt Herdin. „Aber jeder von uns weiß, dass er jederzeit eine Leiche finden könnte.“ Besonders die Suche nach einer jungen Frau in Reichenbach, die 2022 verschleppt und in einer Gartenhütte mehrfach vergewaltigt worden war, ist dem Neuffener in Erinnerung geblieben. „Wir waren damals ganz in der Nähe der Hütte. Der Täter war bewaffnet und ist sogar an uns vorbeigerannt.“

Fälle wie diese sind auch für die Helfer nicht leicht. Umso wichtiger ist es für sie, einen Ort zu haben, an dem sie Einsätze gemeinsam aufarbeiten können. „Es geht nicht nur darum, einen Ort zu finden, an dem wir unsere Fahrzeuge abstellen können. Wir wollen eine Heimat für uns finden“, sagt Herdin. nz