Kirchheim
Romantik ohne Lagerfeuer

Zeltlager Lodernde Flammen, Funken und ein Hauch von innerem Frieden – am Lagerfeuer zu sitzen, ist magisch. Teilnehmer und Veranstalter verzichten nicht gerne. Von Sarah Polzer

Brennende Baumkronen, lodernde Äste und gerodete Flächen – solche Bilder erreichen die Menschen in diesem Sommer immer wieder. Mit den  hohen Temperaturen steigt zunehmend die Waldbrandgefahr. Die Folgen bekommen Veranstalter von Zeltlagern und Ferienfreizeiten zu spüren.

Um der akuten Gefahr entgegenzuwirken, sprechen sich immer mehr Städte und Gemeinden für ein Verbot von offenem Feuer aus. Das Verbot hat auch das evangelische Ferienwaldheim in Kirchheim getroffen. Statt roter Wurst vom Grill gibt es Vesperbrot auf der Wandertour. „Es war absehbar, dass das Grillfeuer ausfallen muss. Das ist angesichts der aktuellen Situation verständlich“, meint Christian Stierle, der seit Jahren das Waldheim mitorganisiert. „Als Alternative zum herkömmlichen Feuer wollten wir einen Gasgrill anmelden, das war allerdings nicht möglich.“ Er bedauert dass das Feuer fehlt und stellt fest, dass die Kinder nach zwei Jahren erzwungener Coronapause die Aktivitäten viel mehr genießen. „Für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es das erste Waldheim, das macht es natürlich zu etwas ganz Besonderem“, erzählt Christian Stierle.

Andere Highlights

„Wenn das Lagerfeuer verloren geht, bleibt die Erinnerung an andere Highlights“, tröstet Jugendreferent Simon Walz vom Evangelischen Jugendwerk Kirchheim. Für ihn und sein Team geht es Ende August für zehn Tage nach Hollerbach im Neckar-Odenwaldkreis. Andere Programmpunkte kompensieren die fehlende Wärme, die vom Lagerfeuer ausgeht. Besonders spannend sei es für die Kinder, an einem Tag mit einer kleineren Zeltgruppe außerhalb des regulären Zeltplatzes zu übernachten, verrät er. Am Ende jeden Tages kommt die Gruppe noch einmal zusammen und lässt ihn gemeinsam ausklingen. Ob diese Atmosphäre durch das Flackern eines Lagerfeuers begleitet wird, erfahren die jungen Camperinnen und Camper erst kurz vor der Abreise. „Wichtiger ist, als Gemeinschaft zusammenzukommen, egal ob mit oder ohne Lagerfeuer“, meint Simon Walz.

 

Die gute Stimmung geht eindeutig vom Lagerfeuer aus.
Sophia Russ
Die Bissingerin ist froh, dass beim
Zeltlager in Ochsenhausen keine
Waldbrandgefahr besteht.

 

Der Gedanke von Zusammenkunft und Zusammenhalt spielt eine ganz entscheidende Rolle bei den Dettinger Pfadfindern. „Das Lagerfeuer ist Teil unserer Identität.“, sagt der Stammesvorstand Lukas Hummel. „Am Abend sitzt die Gruppe gemütlich um das Lagerfeuer und lauscht dem Zischen und Knacken des Feuers. Jeden Abend singen wir gemeinsam Lieder“, erzählt Lukas Hummel. Davon geht nicht nur für ihn eine unglaubliche Ruhe aus, die sei bei allen spürbar und  hinterlasse auch nach den zehn Tagen Zeltplatz Spuren im Herzen der Gruppe. Die Leidenschaft fürs Lagerfeuer verbindet Pfadfinderinnen und Pfadfinder im ganzen Land. Alle vier Jahre versammeln sich die Mitglieder des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VPC) am Bundeszeltplatz Großzerlang in Brandenburg. Obwohl er direkt neben einem Badesee liegt, ist das Abenteuer erst durch das Zusammenkommen am Lagerfeuer für die Stämme komplett. „Zum Glück ist die Waldbrandgefahr vor Ort nicht so hoch gewesen“, freut sich der Vorstand.

Mit Glück gesegnet ist dieses Jahr ebenfalls die katholische Kirchengemeinde Kirchheim. Seit Jahren werden von St. Ulrich Zeltlager veranstaltet. Sie gehören zum festen Programm in den Sommerferien. Zwölf Tage lang geht es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Ochsenhausen bei Biberach. „Hier ist es grün und nicht so trocken. Damit haben wir nicht mit Waldbrandgefahr zu kämpfen“, berichtet Sophia Russ aus dem Leitungsteam des Zeltlagers. Ihr Kollege Jannik Burkhardt ist schon das neunte Jahr in Folge mit dabei. In all den Jahren ist eins für ihn klar geworden: „Die gute Stimmung geht eindeutig vom Lagerfeuer aus!“ Am Lagerfeuer erzählen sich die Kinder und Jugendlichen Geschichten, tauschen sich über die Erlebnisse des Tages aus und singen fröhliche Lieder. Falls wider Erwarten doch mal ein Feuer ausbrechen sollte, ist Hilfe nicht weit, denn der Besitzer der Wiese gehört zur örtlichen Feuerwehr.