Kirchheim
Run auf Novavax-Impfstoff bleibt aus

Corona In den Impfstoff des Herstellers Novavax wurde große Hoffnung gesetzt. Doch die Nachfrage im Landkreis Esslingen ist geringer als erwartet, sagen Ärzte und Malteser. Von Antje Dörr

Er sollte Menschen, die Vorbehalte gegenüber mRNA-Impfstoffen haben, überzeugen und dafür sorgen, dass neuer Schwung in die Impfkampagne kommt: Der proteinbasierte Impfstoff des Herstellers Novavax. Seit rund einer Woche ist er nun verfügbar. Malteser-Chef Marc Lippe und niedergelassene Ärzte ziehen eine erste ernüchternde Bilanz.

„Die Nachfrage ist sehr, sehr verhalten“, sagt Marc Lippe, Bezirksgeschäftsführer der Malteser im Landkreis. „An den Impfstationen haben wir in einer Woche 30 Menschen damit geimpft“. Nuvaxovid, der Impfstoff des Herstellers Novavax, ist nicht über die Apotheken bestellbar, sondern wird wegen begrenzter Verfügbarkeit aktuell an die Landkreise verteilt. Anfang März hatte Esslingen in einer ersten Tranche insgesamt 8700 Dosen Nuvaxovid erhalten. Ein Teil davon sollte jenen Menschen vorbehalten sein, die von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen sind. Krankenschwestern, Hebammen, Altenpfleger und andere Betroffene hatten vorab Gelegenheit erhalten, sich zu registrieren. 

 

Dass es so schlecht läuft, hätten wir nicht gedacht.
Marc Lippe, Geschäftsführer der Malteser
 

Doch schon bei den Voranmeldungen hatte sich offenbar gezeigt, wie gering das Interesse an dem Novavax-Vakzin ist – trotz lückenhafter Impfquote in vielen Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegebereichs, und obwohl der 16. März immer näher rückt. „Wir hatten 60 Registrierungen“, sagt Marc Lippe. Viele hätten mehrfach angefragt und ihre Zurückhaltung auf den noch nicht verfügbaren Impfstoff geschoben. „Wir haben nicht damit gerechnet, überrannt zu werden, aber dass es so schlecht läuft, hätten wir auch nicht gedacht“, sagt der Bezirksgeschäftsführer.

Auch in Arztpraxen, mit denen der Teckbote exemplarisch gesprochen hat, ist das Interesse der Patienten gering. „Der Impfstoff wird so gut wie nicht nachgefragt“, sagt Dr. Ralf Eschner, Inhaber einer urologischen Praxis. Generell sei das Interesse an Impfungen kaum noch vorhanden. „Die Impf-Verweigerer haben immer Gründe, warum es nicht geht“, sagt der Facharzt frustriert. In der Corona-Schwerpunktpraxis Miehe & Wolff in Weilheim ist der Run auf Nuvaxovid ebenfalls ausgeblieben. Selbst in ihrer überdurchschnittlich großen Praxis fragten nur Einzelne nach dem Impfstoff, sagt Dr. Wolf-Peter Miehe, der auch Sprecher der Ärzteschaft Nürtingen ist. Da jedoch in einer Ampulle zehn Dosen seien, impfe man bisher nicht damit. Bei Kolleginnen und Kollegen, mit denen er gesprochen habe, sehe es genauso aus. „Wenn jemand den Novavax-Impfstoff will, verweisen wir ihn an die Impfstützpunkte“, sagt Miehe.

Allerdings muss es im Landkreis Praxen geben, die in größerem Stil mit Nuvaxovid impfen, denn die Malteser haben 1500 Dosen an zehn Ärztinnen und Ärzte abgegeben. Weil es sich um Dosen für Erst- und Zweitimpfungen handelt, muss von rund 750 Impflingen ausgegangen werden.

Ursprünglich hatte das Sozialministerium bekannt gegeben, dass der Novavax-Impfstoff nur in den Impfstützpunkten verabreicht werden soll. „Die Tatsache, dass die Praxen primär ausgeklammert werden sollten, ist nicht gut angekommen“, sagt Wolf-Peter Miehe. Die Konsequenz, dass bei den knappen personellen und zeitlichen Ressourcen der Praxen der Impfstoff in Nürtingen abgeholt werden musste, habe Unmut erzeugt. „Eine Auslieferung über die Apotheken wäre wünschenswert gewesen“, sagt Miehe.