Thomas Erb, ein Bewohner des Nägelestals in Kirchheim, macht seinem Ärger über die Räum- und Streuregelungen der Stadt Luft: „Gestern Abend hat es mich auf den Hintern gesetzt, heute wurde der Müll nicht abgeholt und im gesamten Nägelestal kann man Schlittschuhlaufen wie auf den Bürgerseen“, sagt Erb verärgert. Wenn man bei der
Stadt anrufe, werde man nur abgespeist. „Das ist, als würde man gegen Windmühlen kämpfen.“ Weil im Nägelestal mit Ausnahme des Schimmingweges keine Straße geräumt würde, gefriere der platt gefahrene Schnee einfach fest. Wenn es dann noch Dauerfrost gebe, führe das zur absoluten Schlitterpartie. „Da rutschen die Autos genauso wie die Fußgänger – man hat einfach keinen Halt.“ Er mutmaßt, dass deshalb auch der Müll nicht geholt wurde. „Hier sind die Straßen ohnehin schon sehr eng. Die Müllautos kommen deshalb auch bei gutem Wetter gerade so durch. Wenn man dann noch ein bisschen zur Seite rutscht, streift man gleich ein Auto.“ Thomas Erb wünscht sich von der Stadt, dass sie das Streuen und Räumen auch in Nebenstraßen übernimmt.
Auch für Radfahrer muss der Weg zur Arbeit nicht ganz ungefährlich gewesen sein, wie eine Ötlingerin berichtet: Der Radweg von Ötlingen nach Kirchheim kommend an der Lauter entlang sei noch super gewesen. „In Kirchheim bin ich auf der Paradiesstraße gefahren und nach links auf die Plochinger Straße abgebogen: Dort war überhaupt nicht gestreut.“ In ihrer Not ist sie vom Rad gestiegen ist, bevor es zum Sturz kam.
Das bestätigt auch Gaby Hanusch aus Jesingen, die üblicherweise mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Sie ärgert sich über die nicht geräumten Nebenstraßen in Jesingen und Kirchheim. Schon nach kurzer Zeit hat sie sich dazu entschieden, ihr Rad zu schieben. Den Gang über die Straßen könnten ältere Menschen, Rollstuhlfahrer oder solche mit Krücken nicht bewerkstelligen, sagt Hanusch. Besonders gefährlich aus ihrer Sicht ist die Klosterstraße.
Die Eisesglätte haben auch die Austrägerinnen und Austräger des Teckboten zu spüren bekommen, wie Albrecht Ellwanger vom Vertrieb berichtet: „Einer unserer Austräger ist gestürzt.“ In der Freiwaldaustraße und der Aichelbergstraße konnten am Vormittag die Zeitungen deshalb nicht mehr ausgetragen werden. Auch in Lindorf war es so rutschig, dass die Austrägerin aus Sicherheitsgründen ihre Tour am Morgen abgebrochen und auf den Nachmittag verschoben hat.
Eine Instagram-Userin ärgert sich darüber, dass in Kirchheim keine Nebenstraßen geräumt werden. „Kinder, die darauf angewiesen sind, mit dem Rad zur Schule zu fahren, hatten richtig zu kämpfen“, informiert sie den Teckboten. Sie findet, dass eine Stadt wie Kirchheim, die besonderen Wert auf Radmobilität lege, auch im Winter dafür sorgen müsse, dass mit nicht motorisierten Fortbewegungsmitteln der Weg zur Arbeit oder Schule sicher sei. Eine Umfrage, die der Teckbote auf seinem Instagram-Account durchgeführt hat, spiegelt die Stimmung wider: 46 Prozent haben ihre Straßen und Gehwege als „spiegelglatt“ eingestuft, 37 Prozent haben sich für „teils, teils“ ausgesprochen. Lediglich zwölf Prozent haben für „gut geräumt und gestreut“ abgestimmt.
Das sagt die Stadt zur Räum- und Streulage
Nebenstraßen werden von der Stadt nicht geräumt. Beim Fehlen eines Gehwegs ist das Räumen und Streuen der Straßenränder Aufgabe der Anlieger.
Im Nägelsestal ist der Schimmingweg laut Vanessa Palesch, Sprecherin der Stadt, geräumt worden. Die Nebenstraßen seien wie im übrigen Stadtgebiet nicht geräumt oder bestreut worden. Nach Angaben des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises Esslingen müssten die Mülltonnen so platziert werden, dass das Müllfahrzeug diese mitnehmen kann. Die Tonnen müssten an eine geräumte Straße gestellt werden.
Nicht alle Strecken könnten gleichzeitig geräumt und bestreut werden, wenn der Wintereinsatz losgehe..