Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – das will die Stadt Kirchheim in der westlichen Schöllkopfstraße erreichen. Seit langem ist der Straßenbelag zwischen Bosch- und Hegelstraße in einem so schlechten Zustand, dass dort die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt ist. Das Tempolimit dient dem Schutz der jeweiligen Fahrzeuge wie auch dem Schutz der Stadt vor Schadensersatzansprüchen derer, die da trotzdem schneller unterwegs sind.
Vor der Sanierung des Straßenbelags wollte die Stadt allerdings abwarten, bis die Wohnbauprojekte zwischen Schöllkopfstraße und Badwiesen abgeschlossen
sind. Sonst hätte die Gefahr bestanden, den Straßenabschnitt gleich zwei Mal innerhalb kurzer Zeit richten zu müssen: erst vor der Wohnbebauung und gleich danach noch einmal. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, zu dem keine zusätzlichen Baufahrzeuge mehr die Schöllkopfstraße belasten sollten. Trotzdem sind die Arbeiten zur Belagserneuerung erst für Frühjahr 2025 vorgesehen. Grund ist die Personalknappheit bei der Stadt Kirchheim, insbesondere im Sachgebiet Tiefbau.
Zusätzlich zur dringend nötigen Sanierung will die Stadt aber auch dem Klimawandel begegnen und erstmals innerhalb ihrer Markung nach dem „Stockholmer Modell“ vorgehen. Matthias Eisenschmid, stellvertretender Leiter der Abteilung Technische Infrastruktur, bezeichnet dieses Modell als das Verfahren, das die Stadt in Zukunft bei möglichst vielen Straßen anwenden will. Vereinfacht gehe es darum, dass unter der Straße ein „Schwammkörper“ angebracht wird, „der Wasser zurückhält“.
Das hat immense Vorteile: Der Untergrund kann das Oberflächenwasser nicht nur wie ein Schwamm aufnehmen, er kann es auch wie ein Schwamm speichern. Dadurch wird die Gefahr von Überflutungen nach starken Regenfällen deutlich verringert, und andererseits ist eine länger anhaltende Trockenheit bei großer Hitze weniger gravierend. Das gespeicherte Wasser kann verdunsten und somit für Kühlung sorgen. Auch die Bäume an der Straße profitieren von diesem Modell: Ihr Wurzelwerk reicht weit hinunter in die Schwammschicht, sodass die Bäume jederzeit genügend Wasser haben – sollte es nicht zu einer extremen Trockenheit kommen.
Das neue Modell ist also in vielerlei Hinsicht ein Beitrag zum Klimaschutz. „Im Sommer fahren wir mit dem Wasserfass raus zu den Bäumen“, sagt Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer zu den vielen „Spritztouren“, die bislang zum Erhalt der Bäume notwendig sind. Das lasse sich zum großen Teil sparen, wenn das Wasser im Boden gespeichert bleibt.
Der Straßenbau braucht Platz
Straßenbau sei alles andere als einfach: „Man muss auf alle möglichen Leitungen achten. Und es gibt extrem viele Nutzungsansprüche – Straße, Gehweg, Radweg. Der Weg muss attraktiv sein, also gut beleuchtet. Die Beleuchtung wiederum muss insektenfreundlich sein.“ Um alle Ansprüche zu erfüllen, brauche es auf jeden Fall viel Platz, und der sei oft nicht vorhanden. Am westlichen Ende der Schöllkopfstraße dagegen lässt sich das Modellprojekt einigermaßen gut umsetzen.
An Kosten sind 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Bauzeit soll bei sieben bis acht Monaten liegen. „Die Umleitungen sind im Detail noch zu klären“, stellt Günter Riemer fest, wobei er zugleich betont: „Wir können die Tankstelle in dieser Zeit nicht komplett vom Verkehr abschneiden.“ Möglicherweise sei sie während der Bauzeit nur über die Hegelstraße und nicht von der Boschstraße her zu erreichen. Andererseits müssten auch die Anwohner zu ihren Garagenplätze kommen. Es gibt also im Vorfeld noch einiges zu tun, bevor die westliche Schöllkopfstraße für den Großteil des Jahres 2025 gesperrt werden kann.