Informatik sichtbar zu machen: Das ist das Ziel der Max-Eyth-Schule in Kirchheim. Ganz neu ist dort ein Show-Room, an dem in Projektgruppen programmiert und entwickelt werden kann. „Das Internet der Dinge ist jetzt schon in aller Munde“, sagt Lehrer Ahmet Caglar, der mit seinen Schülern im Unterricht Sensoren in allen möglichen Anwendungsbereichen verbaut und testet. In der praktischen Umsetzung geht es da um bekanntere Dinge wie den Kühlschrank, der selbständig Einkaufslisten erstellt, oder um das Elektro-Auto, das sich meldet, wenn es vollständig geladen ist. Ahmet Caglar spricht aber auch von vernetzten Strukturen, die die Müllabfuhr eines Tages revolutionieren könnten: „Sensoren messen, ob die Tonne voll ist oder nicht, und melden den Bedarf weiter. Beim Abfuhrunternehmen kann Künstliche Intelligenz dann jeden Tag eine passende Route festlegen, um die Mülleimer je nach Bedarf zu lehren."
Weitere Zusammenhänge von KI erläutert Abteilungsleiterin Dr. Angelika Weber: „Man kann auf der anderen Seite der Erde ganze Fabrikhallen virtuell einrichten.“ Reihum setzen sie, ihre Schüler sowie Gäste der Schule, die den Show-Room vorgeführt kriegen, eine 3 D-Brille auf und fuchteln wild in der Gegend umeinander. Mit den Fingern greifen sie nach virtuellen Gegenständen und verschieben diese im Raum.
Die Schüler arbeiten im Show-Room in Projektgruppen zusammen und erstellen passende Programme. Sie sind aber nicht nur virtuell unterwegs, sondern „basteln“ auch mit wirklichen Sensoren und wirklichen Robotern. So gibt es in der Ausbildung für Fachinformatiker einen Baukasten, mit dem man kleine
Fahrzeuge basteln kann, die anschließend mit Sensoren bestückt werden. Im Kleinen lässt sich so nachgestalten, was es in vielen Autos längst gibt: Abstände erkennen und das Fahrzeug abbremsen, wenn es irgendwo zu dicht auffährt, oder auch selbsttätiges Blinken in die Richtung, in die das Auto gerade von seiner Spur wegbewegt wird.
Thomas Brusda stellt gemeinsam mit seinen Schülern Robin Köhler und Oliver Lagrange ein solches Fahrzeug vor. Was noch hinzukommt, ist eine App, um das kleine Auto vom Handy aus steuern zu können. Auch die App wird an der Schule selbst entwickelt. Gleiches gilt für ein Miniatur-Gewächshaus, ausgestattet mit Temperatur- und Feuchtigkeitsmessern. Sie liefern die Daten, die der automatischen Bewässerungsanlage helfen, den Wasserhaushalt zu regeln. Auch das lässt sich von der Schule jederzeit auf große Anlagen im „richtigen“ Leben übertragen.
In diesem Unterricht gibt es keine Lehrbücher. Gearbeitet wird projektbezogen. Hard- wie Software werden vor Ort gemeinsam entwickelt, gebaut und programmiert. „Man hilft sich gegenseitig“, sagt einer der Schüler und zeigt damit, dass die Berufsvorbereitung an der Schule in diesem Fall auch wichtige Soft Skills beinhaltet: Arbeiten im Team, wobei jedes Teammitglied das gemeinsame Ganze im Blick hat.
Die Vorbereitung auf den Beruf ist ein wichtiger Punkt – nicht nur an der Berufsschule. Auch Unternehmen haben daran ein besonderes Interesse, Unternehmen wie „2 E mechatronic“ aus Kirchheim oder „Ortlieb Präzisionssysteme“ aus Zell. Die Beteiligung an beiden Unternehmen gehört zum Vermögen der Wilhelm-Narr-Stiftung. Deren Zweck ist die Förderung beruflicher Aus- und Weiterbildung, wie der Vorstandsvorsitzende Otto Roth den Schülern beim Besuch im Show-Room erklärt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 hat die Stiftung rund 2,5 Millionen Euro an Zuwendungen ausgeschüttet. Vergeben werden Stipendien an Kirchheimer Schüler – bevorzugt, wenn sie nach dem Schulabschluss ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium aufnehmen.
Schulbudget reicht nicht aus
Die Wilhelm-Narr-Stiftung gibt aber auch Sachzuwendungen an Schulen in Kirchheim weiter. So hat sie den Show-Room an der Max-Eyth-Schule mit über 7 000 Euro unterstützt, ebenso wie die Starter Kits, also die Baukästen der Fachinformatiker. Stiftungsmitglieder rund um den Vorsitzenden Otto Roth haben sich nun vor Ort davon überzeugt, dass dieses Geld an der Max-Eyth-Schule gut investiert ist, ganz im Sinne des Stiftungszwecks.
Als Argument hätte aber sicher schon die Aussage eines angehenden Fachinformatikers ausgereicht. Er bedankte sich auf seine Weise bei den Besuchern für die Starter Kits, indem er herausstrich: „Das Schulbudget würde nicht ausreichen, um jedes Jahr für jeden Schüler einen solchen Bausatz anschaffen zu können.“ Die Stiftung trägt somit ihren Teil dazu bei, um die Zukunft zu sichern – die Zukunft der Schulen und der Schüler in Kirchheim, aber auch die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland.