Kirchheim
Schüler haben die Schnauze voll

Ausstellung Plastik ist praktisch, billig, haltbar. Doch wie viel Müll dadurch jeder anhäuft, das zeigt jetzt das Berufskolleg der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule. Von Max Carlo Pradler

Egal ob Wasserflasche, Einkaufstüte oder Trinkbecher: Plastik ist praktisch, billig, haltbar und deshalb aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch das ist gleichzeitig auch ein Problem. Viele Kunststoffprodukte landen nach einmaligem Gebrauch auf dem Müll. Immer größere Mengen an Plastikmüll belasten die Ozeane und schädigen somit für Jahrhunderte die Umwelt. Um die Menschen zu einem bewussteren Umgang mit Plastik zu sensibilisieren, veranstaltete die Juniorfirma „Mercatio“ des Berufskollegs der Kirchheimer Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule daher einen Plastik-Aktionstag.

Unter dem Motto „Wir haben die Schnauze voll - stoppt die Plastik-Flut“ zeigt die Ausstellung die Auswirkungen des Mülls auf das Ökosystem. Anhand von Ausstellungstafeln, verschiedenen Müllfundstücken, sowie Videodokumentationen erläutert die Klasse des BK 2, wo die einzelnen Quellen für die Vermüllung der Meere liegen, woraus sich der Meeresmüll zusammensetzt und was jeder Einzelne dagegen tun kann. Rektorin Ulrike Hauke-Kubel definiert die weitreichende Problematik: „Heutzutage müssen Konsumenten in sämtlichen wissenschaftlichen Bereichen fit sein, um überhaupt zu wissen, was man ruhigen Gewissens konsumieren kann. Ein großes Beispiel ist Plastik.“

Auf einer Tafel verdeutlichen die Schüler, dass seit 1950 mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Plastik ins Meer gespült worden sind, was ungefähr dem Gewicht von 80 Millionen Blauwalen entspricht. Das Verheerende ist, dass circa 70 Prozent davon auf den Meeresgrund sinken und somit selbst durch Rettungsaktionen nicht mehr zu entfernen sind. Bei gleichbleibender Entwicklung soll es in 30 Jahren dreimal so viel Plastikmüll in den Weltmeeren geben wie Fische. Dieses Szenario untermalt die Abbildung des „pazifischen Müllstrudels“ zwischen Hawaii und Kalifornien: Der sogenannte größte Plastik-Abfallhaufen der Welt ist flächenmäßig fünfmal so groß wie Deutschland.

Mikroplastik in der Nahrung

Die Ausstellung weist darauf hin, dass speziell mit alltäglichen Produkten wie beispielsweise Kosmetikartikel, Shampoo, Cremes und Zahnpasta unbewusst Mikroplastik durch den Abfluss in die Meere gelangt und somit auch indirekt in die Nahrungskette der Menschen. Auch in Bezug auf Kirchheim stellen die Schüler interessante Zahlen vor: So verbrauchen die Einwohner der Teckstadt jährlich über 1 500 Tonnen Plastikmüll. Insgesamt befindet sich Deutschland in der Müllproduktion im Mittelfeld Europas. Spitzenreiter ist Irland, während Bulgarien am wenigsten Abfall verursacht.

Immerhin ist ein Umdenken in Sicht: Die EU hat bereits Maßnahmen getroffen, um dem Prozess entgegenzusteuern. Beispielsweise muss Verpackungsmüll bis zum Jahr 2030 vollständig recycelbar sein. Bisher werden weltweit lediglich 30 Prozent des Plastikmaterials nach dem Gebrauch wieder verwendet. Die Schüler empfehlen zum gewissenhafteren Kunststoffgebrauch eine App. Mit dem Smartphone-Programm können Produkte gescannt werden, anschließend bekommen die Nutzer Informationen über den Mikroplastik-Anteil, der darin steckt.

Lehrerin Dilek Rüber fasst zusammen: „Wir verteufeln Plastik nicht, es hat ja auch seine Vorteile. Aber wir alle sollten zum Wohle der Menschen, Tiere und Umwelt viel bewusster damit umgehen.“ Da die JFS bei der deutschlandweiten Fair-Trade-Kampagne teilnimmt, veranstaltet sie jährlich ein Projekt im Rahmen des Umweltbewusstseins. Die Ausstellung, die vom Projektträger „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ und in Kooperation mit dem JFS-Förderverein „Demokratie leben“ erstellt wurde, ist noch bis Donnerstag im Foyer der Schule zu sehen.