Die Aufschrift „Discover Industry“ – Entdecke die Industrie – wäre eigentlich nicht nötig gewesen: Zu übersehen ist er wirklich nicht, der 16 Meter lange und 40 Tonnen schwere Truckauflieger auf dem Schulhof des Schlossgymnasiums. In seinem Inneren stecken mehrere Zehntausend Euro moderner Technologie für die Arbeitswelt. Für die Schülerinnen und Schüler bietet sich hier auf 55 Quadratmetern Lernstoff zum Anfassen und Ausprobieren. „Das ist total spannend, zu meiner Zeit habe ich so etwas nicht gemacht“, sagt Bettina Ehni, Berufs- und Studienberaterin der Agentur für Arbeit, die Schülerinnen und Schülern am Schlossgymnasium Tipps für die berufliche Karriere gibt. BWL sei immer noch am beliebtesten, auch für das Studienfach Psychologie interessierten sich viele. Sie findet es daher wichtig, dass die MINT-Berufe mit technischem und naturwissenschaftlichem Hintergrund hier in den Fokus rücken.
Scannen und drucken wie Profis
Alleine werden die Acht- und Elftklässler natürlich nicht auf die Hightech-Geräte losgelassen, sondern das Ganze findet unter fachkundiger Leitung von Dr. Orfeas Dintsis statt. Der erklärt zum Beispiel, dass an Station eins Objekte eingescannt und am Rechner in digitale Modelle umgewandelt werden können. In der industriellen Fertigung dient das als Abgleich von Bauteilen mit den technischen Daten, ob eventuell ein Fehler in der Produktion vorliegt. An diesem Tag scannen sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig ein. „Man könnte sie dann theoretisch am 3-D-Drucker ausdrucken“, sagt Orfeas Dintsis lachend. Den Hightech-Drucker gibt es an Station zwei nämlich auch.
Ein weißer Roboter-Arm wird an Nummer drei von den Schülern auf die Reise durch einen Parcours geschickt. Macht er einen Fehler, piept er „wütend“, grünes Licht heißt „Mission erfolgreich“. „Dazu geben sie die Koordinaten wie in einem Koordinatensystem ein, das ist angewandte Mathematik“, freut sich der betreuende Lehrer Manfred Machoczek. Ein Jahr hat er den Besuch des Trucks im Voraus buchen müssen – die Hightech-Brummis sind begehrt in Baden-Württemberg. Das Angebot kommt an: „Es hilft einem, eine Vorstellung zu haben, was man später mal machen kann“, resümiert der Elftklässler Hamza Ben Hebibi.
„Bislang kannte man das nur aus Filmen. Hier kann man erleben, was die Zukunft der Arbeit ist, besonders in der VR“, sagt Jahrgangskollegin Sasha Bader. „Es ist spannend, wie sich manches entwickelt hat, und hier können wir den Fortschritt spüren“, ergänzt Pascal Hermann. Eigentlich hat er einen anderen Berufswunsch, aber nun wolle er noch einmal überlegen, auf MINT umzusteigen. Auch die „VR“ – Virtual Reality – ist im Truck erlebbar: Mit der markanten Brille vor Augen erfahren die „Industrie-Entdecker“ in einer virtuellen Umgebung, wie eine moderne Lagerhalle funktioniert, indem sie Teile aus den virtuellen Lagern nehmen und an einen Motor anbauen.
300 Schülerinnen und Schüler haben in drei Tagen den Truck besucht, einige von ihnen sind sicher auf den Geschmack gekommen. Das Angebot ist daher auch ein Schritt gegen den Arbeitskräftemangel in der Hightech-Industrie. Nicht umsonst steht als Projektpartner neben der Baden-Württemberg Stiftung und der Bundesagentur für Arbeit auch der Arbeitgeberverband Südwestmetall hinter dem Projekt.
Der Truck kommt am 14. Juli zur Raunerschule
Discover Industry ist ein kostenfreies Angebot für Schülerinnen und Schüler ab der 7. Jahrgangsstufe an allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien sowie an Realschulen in Baden-Württemberg. Im Rahmen des Programms Coaching4Future bietet der Hightech-Truck eine weitere Hilfe zur Studien- und Berufsorientierung. Die Jugendlichen erwartet eine zweistündige, praxisnahe Entdeckungsreise in den Produktentstehungsprozess zahlreicher Branchen wie etwa der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Medizintechnik oder der Umwelttechnologie.
Interessierte Schulen können das Ausstellungsfahrzeug für einen zwei- bis dreitägigen Besuch unter www.discoverindustry.de anfragen. Der Einsatz des Trucks wird stets von zwei Jungakademikern begleitet und soll mit dem Tandem aus Schule und Berufsberatung abgestimmt werden. Nach Kirchheim kommt der Truck in Kürze wieder und zwar am Freitag, 14. Juli, und Montag, 17. Juli, zur Raunerschule in die Limburgstraße 71. zap