Kirchheim
Schülerlenkung: Manchmal ist die gewünschte Schule schon überfüllt

Bildung An der Kirchheimer Freihof-Realschule folgt nicht auf jede Anmeldung ein Aufnahmebescheid.

Der Eingang zum Kirchheimer Freihof: Nicht alle Viertklässler, die nächstes Jahr gerne dort die Realschule besuchen würden, haben einen Aufnahmebescheid erhalten. Die Schule kann nur 90 der 105 Anmeldungen berücksichtigen.       Symbolfoto: Carsten Riedl

Kirchheim. Eine Lotterie mit einer Gewinnchance von fast 86 Prozent – da würde jeder begeistert mitmachen. Auf den ersten Blick mag das sicher stimmen. Aber beim genaueren Hinschauen kommt das Problem: Lottospieler wissen, dass sie den Sechser mit Superzahl eher nicht erreichen. Die Enttäuschung über den entgangenen Hauptgewinn hält sich deshalb in Grenzen.

Bei der Wahl der weiterführenden Schule sieht es mitunter ganz anders aus. Da gibt es keine Abstufungen, da gibt es nur „ganz oder gar nicht“. Entweder bekommt das Kind den Platz an der gewünschten Schule – oder eben nicht. Wer zu den 86 Prozent gehört, die angenommen werden, freut sich. Wer zu den 14 Prozent gehört, die nicht angenommen werden können, schiebt Frust. So etwas wie einen „kleineren Gewinn“ gibt es nicht. Es bleibt das Gefühl, „verloren“ zu haben. Und weil immer und überall die Forderung nach der totalen „Gerechtigkeit“ erhoben wird, fühlt man sich ungerecht behandelt, wenn das mit der Wunschschule so nicht klappt.
 

15 Anmeldungen zu viel

Die Anmeldezahlen für die Kirchheimer Freihof-Realschule ergeben dieses Jahr: 105 neue Fünftklässler würden im September gerne dort beginnen. Die Schule ist aber dreizügig ausgelegt. Es können also nur drei neue Eingangsklassen gebildet werden. „Der Klassenteiler liegt bei 30“, sagt Schulleiter Marlon Lamour. „Also können wir nicht mehr als 90 neue Schüler aufnehmen.“ In 15 Fällen waren folglich Ablehnungsbescheide zu verschicken.

„Mir wäre es am liebsten, ich könnte jedem Kind einen Platz geben“, sagt der Rektor. Aber 35 Schüler in einer Klasse zu haben, gehe aus unterschiedlichen Gründen nicht: „Das ist pädagogisch nicht sinnvoll. Es ist schulrechtlich nicht möglich. Es ist für die Lehrkräfte nicht leistbar. Und auch die Kinder haben nichts davon, wenn sie mit 34 anderen in einem Klassenzimmer sitzen.“

Die Schule mache sich die Entscheidung nicht leicht, welche Kinder angenommen und welche abgelehnt werden. In Absprache mit dem Staatlichen Schulamt in Nürtingen kommen unterschiedliche Kriterien zur Anwendung. Dazu gehören der Wohnort und die Erreichbarkeit der Schule von dort aus. Es geht um die Wahl des Profilzugs oder auch um die Frage, ob das Kind ältere Geschwister hat, die bereits dieselbe Schule besuchen. Was den Rechtsanspruch betrifft, sagt Marlon Lamour: „Es gibt ein Recht darauf, dass das Kind einen Platz in der gewählten Schulart bekommt. Aber es gibt keinen Anspruch auf einen bestimmten Schulstandort.“

Die Schule schicke den Eltern auch nicht einfach den Ablehnungsbescheid. In jedem einzelnen Fall werde telefoniert. Die Eltern erhalten ein konkretes Alternativ-Angebot, an welche Schule ihr Kind stattdessen wechseln kann. Das sei mit den Kollegen der anderen Schule abgestimmt. Die Freihof-Realschule bietet auch an, die Unterlagen weiterzuleiten.

„Die räumliche Problematik können wir leider nicht ändern“, stellt der Rektor fest und fügt hinzu: „Unsere Schule ist proppenvoll.“ Für die Zukunft sieht er sogar eher eine Verschärfung des Problems: „Im Schuljahr 2026/27 dürfte in Kirchheim der Platz für einen kompletten Realschulzug fehlen.“ Eine Lotterie soll die Schülerverteilung aus Sicht der Schulleitungen auch dann nicht werden – selbst wenn es aus Sicht der „abgelehnten“ Eltern so aussehen mag. Andreas Volz