Kirchheim
Schaltjahrskinder feiern den geschenkten Tag

Geburtstag Einen Grund zur Freude haben alle, die am 29. Februar geboren sind: Morgen können sie ihren Ehrentag endlich wieder „richtig“ feiern. Abseits vom Schaltjahr haben sie die Qual der Wahl. Von Katharina Daiss

Der Februar macht sich dieses Jahr wieder einen Tag länger im Kalender breit. Manche freuen sich einfach über den geschenkten Tag. Für einige hat der 29. Februar aber eine ganz besondere Bedeutung: Geburtstag.

Eine dieser am Schalttag Geborenen ist Andrea Wangner. Die Esslingerin freut sich riesig, dass sie ihren Geburtstag zum zwölften Mal am richtigen Datum feiern kann - und dann auch noch an einem Samstag. „Dieses Jahr fällt die Party ein bisschen größer aus“, berichtet sie glücklich. Morgen feiert sie ihren 48. Geburtstag mit Freunden und der Familie. Für jedes Jahr hat sie einen Gast eingeladen - und hier wird in Lebensjahren gerechnet, nicht in Schaltjahren.

Ist Schaltjahr, muss sie nicht auf einen anderen Tag ausweichen. Doch wenn das Jahr nur 365 Tage hat, steht sie vor einer schwierigen Entscheidung: Vorfeiern oder Nachfeiern? „Das ist auch eine alte Meinungsverschiedenheit zwischen meiner Mutter und mir“, schmunzelt das Geburtstagskind. Sie selbst weicht im Zweifelsfall lieber auf den 28. Februar aus. Ihre Mutter besteht auf den 1. März, schließlich sei ihr Kind zuvor noch gar nicht auf der Welt gewesen. Wie Freunde ihren Geburtstag in den Kalender eingetragen haben, kann die Esslingerin gar nicht sagen. Doch ob Schaltjahr oder nicht - der harte Kern vergisst sie nie.

Im Gegensatz zu Andrea Wangner zeigt sich Melanie Andrade völlig unbeeindruckt von dem eingeschobenen Tag. „Für mich fühlt es sich nicht anders an“, berichtet sie. Weder die Masse an Gratulanten noch die Größe der Geschenke nimmt im Vierjahreszyklus auffällig zu oder ab, erzählt sie und argumentiert: „Man hat doch jedes Jahr Geburtstag und somit jedes Jahr einen Grund zur Freude.“

Schon in der Kindheit gingen ihre Eltern das besondere Datum völlig entspannt an. Diese Gelassenheit zeigt sich auch in Melanie Andrades Geburtstagsplanung: Wie sie ihren 24. Geburtstag verbringt, wird sich spontan ergeben. Abseits der Schaltjahre feiert die Weilheimerin grundsätzlich am 1. März. Vorfeiern kommt für sie nicht infrage.

Auch für Klaus Fischer ist der 28. Februar keine Option, denn dieses Datum ist schon „besetzt“. Heute feiern die Fischers nämlich goldene Hochzeit. „Aber 1970 war kein Schaltjahr, sonst hätten wir vielleicht auch da am 29. Februar geheiratet“, sagt der „Bräutigam“ lachend.

Morgen feiert der Professor seinen 76. Geburtstag - oder seinen 19., wenn man in Schaltjahren rechnet. Er nutzt den geschenkten Tag so richtig aus und lässt‘s gleich zweimal krachen: vormittags gibt es einen leckeren Brunch, abends hofft er auf gute Gespräche, Erinnerungen und viel Lachen bei einem Abendessen. Obwohl dieses Jahr der 29. Februar im Kalender steht und auch noch auf einen Samstag fällt, feiert Klaus Fischer trotzdem verspätet. Denn die Kinder schaffen es nicht, pünktlich nach Nürtingen zu kommen.

Doch daran ist das Geburtstagskind gewöhnt. Schließlich muss er in den normalen Jahren auch auf andere Termine ausweichen. „Meistens wird einfach an dem Tag gefeiert, der am besten passt“, erklärt er pragmatisch diese Entscheidung.

Natürlich vergessen seine Lieben auch abseits der Schaltjahre nicht, ihm zu gratulieren, aber steht der 29. im Kalender, steht das Telefon im Hause Fischer nicht mehr still. „Es ist das Vierfache an Anrufen!“, sagt der Professor. Teilweise werden die Gratulanten durch Zeitungsberichte daran erinnert, dass der besondere Tag gekommen ist. Sogar ein alter Freund aus Studientagen hat sich schon gemeldet.

Eine Anekdote weiß der noch 75-Jährige vom Tag seiner Taufe zu berichten: Der Pfarrerssohn vermutete, dass ein Baby mit solch einem komischen Geburtstermin bestimmt merkwürdig aussehen werde. Er hatte natürlich nicht recht.

Ob Schaltjahr oder nicht: Wichtig ist den Schalttagskindern vor allem, dass sie ihren Geburtstag einmal im Jahr feiern können. Ein Trost fürs Ausweichen auf andere Tage bleibt ihnen auf jeden Fall. Wer nur alle vier Jahre Geburtstag hat, kann rein rechnerisch schon mit 16 in Rente gehen. Klarer Fall: Wer am 29. Februar geboren ist, bleibt jung.